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26. Wilhelm von Holland

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„O wollte der Himmel nur blauen, die Erde nur blühn!

Ich ritt' in die Heiden rot, in die Wälder grün,

Ich gäbe dem blumigen Frühling ein einsam Geleit,

Und fände die Hütte und fände die rosige Maid.“

Leis sprach Herr Wilhelm von Holland das heimliche Wort,

Er zog nach Köln im eisigen Winter fort:

Es glänzten um ihn die Ritter, es lärmte der Troß;

Er ritt still träumend dazwischen auf prächtigem Roß.

Bald grüßte die heilige Stadt am brausenden Fluß,

Drin klingen die Glocken, dem Fürsten ein freundlicher Gruß!

Er zieht in die wogenden Straßen durchs dunkele Tor,

Laut jauchzet das Volk: kaum klingt es dem Träumer ins Ohr.

Und freudig empfängt ihn der warme, glänzende Saal,

Kronleuchter schimmern, gespiegelt viel tausend Mal,

Stolz rauscht die Musik durch des Raumes üppigen Glanz,

Und ringsum windet und bindet sich reizend der Tanz.

Es glühet und blühet der Mädchen holdselige Schar,

Im Reigen umringt und umschlingt ihn manch liebliches Paar;

Sie kommen und gehen, lächelnd in kosigem Spiel,

Sie singen der Lieder, sie bringen der Blumen ihm viel.

Die Ritter nahn in der Waffen blinkendem Strahl,

Sie heben kredenzend den schäumenden, goldnen Pokal,

Sie preisen und rühmen; doch ihm ist alles zur Last,

Er spricht erinnerungssüchtig, der fürstliche Gast:

„O wollte der Himmel nur blauen, die Erde nur blühn!

Ich ritt' in die Heiden rot, in die Wälder grün,

Ich gäbe dem blumigen Frühling ein einsam Geleit –“

Da spricht ins Wort ihm ein Greis: „Der Lenz ist nicht weit.“

Albertus Magnus ist es, er faßt ihm die Hand,

Tief glühet sein Blick, weiß wallet ihm Haar und Gewand,

Er will durch wechselnder Bilder zaubrische Lust

Befreien des Fürsten gedankenverdüsterte Brust.

So zieht er den Kreis, so spricht er ein flüsterndes Wort,

Er schlägt mit dem Stab: da wandelt sich plötzlich der Ort,

Ein Blühen hebt an, der Frühling feiert sein Fest,

Hoch blauet der Himmel, warm treibet die Wolken der West.

Aus zackigen Bergen ergießt sich der Ströme Lauf,

Die Bronnen rauschen aus Felsen kühlig herauf,

Bunt grünen Wälder und Wiesen und Fluren umher,

Es lieget das Land ein jubelndes Frühlingsmeer.

Dazwischen erhebt sich der Städte betürmte Pracht,

Mit Bannern halten die Burgen auf Bergen Wacht,

Die fliegenden Reiter blinken im Sonnenstrahl,

Die Herdenglocken ertönen im duftigen Tal.

Still zieht durch den klingenden Frühling der fürstliche Held,

Ihn grüßt in den Lüften der Vogel, die Blume im Feld,

Er zieht nach der Heide und schwindet im Waldesraum;

Da fliehet das Bild und des Lenzes goldener Traum.

Und wieder umrauscht ihn im Saal die glänzende Pracht,

Er hat nicht der Schar, nicht des mächtigen Zauberers acht,

Denn Tänze, Musik und Tänze sind ihm zur Last,

Er bleibt traumselig und spricht, der fürstliche Gast:

„Wohl mochte der Himmel blauen, die Erde blühn,

Ich ritt in die Heiden rot, in die Wälder grün,

Ich gab dem blumigen Frühling ein einsam Geleit;

Doch fehlte die Hütte, es fehlte die rosige Maid.“

Wolfgang Müller.

Sagen aus dem Rheinland

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