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27. Der Löwenkampf am Dom zu Köln

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Zu Köln am Domhof saßen

Die würd'gen Herrn vom Stift,

Verdrossen über die Maßen

Vor lauter Gall' und Gift.

Es mocht' auch keiner dreister

Auf sie zu sprechen sein,

Als Grijn, der Bürgermeister

Der reichsgetreusten Stadt am Rhein.

Der wahrte jedem Bürger

Sein wohlverbrieftes Recht,

Daß auch der ärmste Schürger

Nicht würd' ein Pfaffenknecht;

Des bosten sich am meisten

Ein Knünch und ein Kaplan,

Die hätten dem Überdreisten

Doch gar zu gern ein Leids getan.

Am Domhof lag im Zwinger

Ein Löwe grauenhaft,

Dem kein Athlet und Ringer

Gewachsen war an Kraft.

Den plagten sie mit Fasten

Und luden dann gleißnerisch

Den Mann, den bestgehaßten,

Auf guten Imbiß ein zu Tisch.

Der hat's wohl angenommen,

Und als er dort erschien,

Da hieß es: „Schön willkommen

Seid Ihr, Herr Herman Grijn!“

Doch als er stand im Saale –

Sie ließen ihn just allein –

Da brach mit einem Male

Das Löwenungetüm herein.

„Ha! Bin ich so zu Gaste

Geladen an diesen Herd?“

Er rief's voll Zorn und faßte

Sein doppelschneid'ges Schwert.

„Komm her, Gesell! Maskiere

Dich auch, da man's erlaubt!“

Er rief's und warf dem Tiere

Den seidnen Mantel übers Haupt.

Eh' noch der Leu begriffen

Den kölnischen Maskenscherz,

Da fuhr ihm scharfgeschliffen

Der Stahl ins wilde Herz.

Er sank mit Wutgebrülle,

Getroffen auf den Tod;

Da lag, mit seidner Hülle

Bedeckt, das arge Gastgebot.

Und als nun tief erschrocken

Das Pfaffenpaar erschien, –

„Ihr hofftet zu frohlocken,“

So sprach Herr Herman Grijn;

„Ihr hattet mich dem Leuen

Zum Imbiß zugedacht;

Das wird euch schwer gereuen,

Ihr sollt noch sterben diese Nacht.“

Da half kein Drohn und Bitten,

Bald war der Spruch getan,

Den Henkertod erlitten

Der Knünch und der Kaplan.

Am Rathaus sieht man heuer

Gemeißelt noch in Stein

Das Löwenabenteuer:

Zur Lehre soll's dem Enkel sein.

So geht die köln'sche Sage

Vom Löwenkampf am Dom;

Drum gilt noch heutzutage

Das Wort am deutschen Strom:

„Ob süß es fall', ob sauer,

Es sei dir beides gleich;

Halt fest, du köln'scher Bauer,

Halt fest am Kaiser und am Reich!“

Hermann Grieben.

Sagen aus dem Rheinland

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