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29. Das Heinzelmännchen

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Wie war zu Köln es doch vordem

Mit Heinzelmännchen so bequem!

Denn war man faul ... man legte sich

Hin auf die Bank und pflegte sich:

Da kamen bei Nacht Ehe man's gedacht

Die Männlein und schwärmten Und klappten und lärmten

Und rupften Und zupften

Und hüpften und trabten Und putzten und schabten,

Und eh' ein Faulpelz noch erwacht,

War all sein Tagewerk bereits gemacht.

Die Zimmerleute streckten sich

Hin auf die Spän' und reckten sich,

Indessen kam die Geisterschar

Und sah, was da zu zimmern war:

Nahm Meißel und Beil Und die Säg' in Eil':

Sie sägten und stachen Und hieben und brachen,

Berappten Und kappten,

Visierten wie Falken Und setzten die Balken:

Eh' sich 's der Zimmermann versah,

Klapp, stand das ganze Haus schon fertig da.

Beim Bäckermeister war nicht Not,

Die Heinzelmännchen backten Brot.

Die faulen Burschen legten sich,

Die Heinzelmännchen regten sich –

Und ächzten daher Mit den Säcken schwer!

Und kneteten tüchtig Und wogen es richtig,

Und hoben Und schoben

Und fegten und backten Und klopften und hackten.

Die Burschen schnarchten noch im Chor:

Da rückte schon das Brot, das neue, vor.

Beim Fleischer ging es just so zu:

Gesell und Bursche lag in Ruh'.

Indessen kamen die Männlein her

Und hackten das Schwein die Kreuz und Quer.

Das ging so geschwind Wie die Mühl' im Wind:

Die klappten mit Beilen, die schnitzten an Speilen,

Die spülten, Die wühlten,

Und mengten und mischten Und stopften und wischten.

Tat der Gesell die Augen auf –

Wapp! hing die Wurst da schon im Ausverkauf.

Beim Scheuken war es so: es trank

Der Küfer bis er niedersank:

Am hohlen Fasse schlief er ein:

Die Männlein sorgten um den Wein

Und schwefelten fein Alle Fässer ein,

Und rollten und hoben Mit Winden und Kloben

Und schwenkten Und senkten

Und gossen und panschten Und mengten und manschten.

Und eh' der Küfer noch erwacht,

War schon der Wein geschönt und fein gemacht.

Einst hatt' ein Schneider große Pein:

Der Staatsrock sollte fertig sein;

Warf hin das Zeug und legte sich

Hin auf das Ohr und pflegte sich:

Da schlüpften sie frisch In den Schneidertisch

Und schnitten und rückten Und nähten und stickten

Und faßten Und paßten

Und strichen und guckten Und zupften und ruckten,

Und eh' mein Schneiderlein erwacht,

War Bürgermeisters Rock bereits gemacht.

Neugierig war des Schneiders Weib,

Und macht sich diesen Zeitvertreib:

Streut Erbsen hin; die andre Nacht

Die Heinzelmännchen kommen sacht.

Eins fährt nun aus, Schlägt hin im Haus;

Die gleiten von Stufen Und plumpen in Kufen;

Die fallen Mit Schallen,

Die lärmen mit Schreien Und vermaledeien!

Sie springt hinunter auf den Schall

Mit Licht: husch, husch, husch, husch! – verschwinden all'!

O weh, nun sind sie alle fort

Und keines ist mehr hier am Ort!

Mau kann nicht mehr wie sonsten ruhn,

Man muß nun alles selber tun!

Ein jeder muß fein Selbst fleißig sein

Und kratzen und schaben Und rennen und traben

Und schniegeln Und biegeln

Und klopfen und hacken Und kochen und backen.

Ach, daß es noch wie vormals wär'!

Doch kommt die schöne Zeit nicht wieder her.

August Kopisch.

Sagen aus dem Rheinland

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