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Schluss mit der „pädagogischen“ Bevormundung!
ОглавлениеDu warst, Charidem, des Knaben Wächter und ständiger Begleiter …
Du gestattetest mir nicht, mich zu amüsieren und mich zu verlieben;
Nichts soll mir und alles soll dir erlaubt sein.
Du schimpfst, spionierst, jammerst und seufzt und kaum hält der Zorn dich von den Ruten zurück.
Habe ich tyrische Gewänder angelegt oder das Haar pomadisiert, schreist du: „Dein Vater machte das nie!“
Und du zählst mit gerunzelter Stirn meine Becher, als käme der Krug aus deinem eigenen Keller.
Hör auf damit! Nicht kann ich einen Freigelassenen ertragen, der sich als Cato aufspielt.
Dass ich schon ein Mann bin, wird meine Freundin dir sagen.
MARTIAL, Epigramme XI 39, 2; 7ff. (Ü: P. Barié)
Einer der frühesten römischen Hauslehrer war Livius Andronicus (ca. 280 – ca. 200 v. Chr.). Sein Ruhm gründet sich darauf, dass er als erster Verfasser von Dramen in die lateinische Literaturgeschichte einging – und außerdem mit einer Odusia, der lateinischen Version der „Odyssee“. Weniger bekannt ist seine Tätigkeit als Lehrer der Kinder seines Herrn Marcus Livius Salinator. Aufgrund seiner überragenden Intellektualität, sicher aber auch aus Dankbarkeit für seine Leistung als Lehrer wurde er von Salinator freigelassen.14