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Der Vater als Lehrer – Catos „klassisches“ Didaktik-Modell

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Eine der Konstanten in der über tausendjährigen Geschichte Roms hieß: Bildung war Privatsache, der Gesetzgeber machte keinerlei Vorgaben – was natürlich auch heißt, dass es keine allgemeine Schulpflicht gab. Es war die Entscheidung der Eltern, ob und wie viel Bildung sie ihren Kindern angedeihen lassen wollten. Einem Großteil der Bevölkerung wurde diese Entscheidung indes de facto abgenommen: Sie verfügten gar nicht über die finanziellen Mittel, Schulgeld aufzubringen. Diese Eltern konnten ihren Kindern allenfalls Lesen, Schreiben und Rechnen selbst beibringen, wenn sie es denn konnten. Schulbildung im Alten Rom war damit Privatsache und Luxus zugleich – Luxus in dem Sinne, dass sie für das lebensnotwendige Minimum nicht zwingend erforderlich war.

In den ersten Jahrhunderten der römischen Geschichte verfuhren die Eltern vor allem der Oberschicht so, wie es der Alte Cato (234–149 v. Chr.) geradezu mustergültig praktizierte: Alles Wichtige brachte er seinem Sohn selbst bei, obwohl er einen tüchtigen Sklaven hatte, „der viele andere Knaben unterrichtete“5. Aber das schien dem überzeugten Vertreter „klassisch-römischer“ Lebensart nicht standesgemäß. Interessant ist dabei der Hinweis seines Biographen Plutarch, dass Cato es angesichts der sozialen Asymmetrie für einen Fauxpas hielt, dass sein Sohn von einem Unfreien gescholten oder am Ohr gezogen würde, wenn er nicht fleißig genug lernte. Und so war er selbst, ganz Traditionalist als römischer pater familias, „dessen Lehrer im Lesen und Schreiben, in der Gesetzeskunde und in den Leibesübungen“ einschließlich Boxen, Schwimmen und Waffengebrauch.6 Die ethisch-moralische Dimension spielte in dieser elterlichen Erziehung ebenfalls eine wichtige Rolle, besonders die Unterweisung im mos maiorum, der „Sitte der Vorväter“, die im Wesentlichen die adlige Standesethik abbildete.

Lernen und Leiden

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