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Schreiben, lesen, rechnen – vier Jahre „elementa“

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ludus litterarius nennt Plautus die Elementarunterweisung in den privat betriebenen Schulen. Tatsächlich ging es primär um die litterae, „Buchstaben“. Das wesentliche Anliegen auf dieser untersten Ausbildungsstufe war es, sie so beherrschen zu lernen, dass man leidlich lesen und schreiben konnte. Der Lehrer, der den Kindern dazu verhalf, hieß magister oder eben litterator, der „Buchstaben-Traktierer“. Im Normalfall kamen die Kinder mit sechs oder sieben Jahren zu ihm und besuchten den ludus – die „spielerische“ Ausbildung im Gegensatz zum „Anwendungs-Ernst“ des Lebens18 – etwa vier Jahre lang.

Die Freiwilligkeit des Schulbesuchs und das gleichzeitige Unterrichten mehrerer „Klassen“ (im Sinne von Kenntnisstufen) sowie andere äußere Faktoren standen einem schnellen Vorankommen im Wege. Entsprechend unterschiedlich war die Lern-Ausbeute nach einigen Jahren litterae-Unterricht: Manche Schülerinnen und Schüler konnten flüssig lesen, andere kamen nur mit lapidariae litterae, großen, in Stein gehauenen Buchstaben, wie wir sie etwa von repräsentativen Bau- oder Grabinschriften kennen, zurecht.19 Die vielen Rechtschreibungs- und Grammatikfehler, auf die man in Inschriften, vor allem aber in Graffiti stößt, sind Spiegel einer im Grunde selbstverständlichen Tatsache: Dass der litterator keineswegs perfekte oder auch nur annähernd perfekte Abc-Schützen entließ. Das ist ja auch heutzutage trotz Schulpflicht und erheblich besserer Rahmenbedingungen keineswegs der Fall.

Im Übrigen hinken alle Vergleiche mit modernen Schulstrukturen. Weder gab es ein verbindliches Einschulungsalter noch eine feste Verweildauer, weder irgendwelche festgelegten Lernstandards noch eine irgendwie geartete amtliche Kontrolle. Je nach Einzugsgebiet und Zusammensetzung seiner Schülerschaft konnte der Elementarlehrer bei älteren Lernern auch schon kleine literarische Texte in seinen Lese- und Schreibunterricht einbeziehen, darunter auch die beliebten Sentenzen mit moralisierenden Botschaften, oder sogar schon die Kinder in die Anfangsgründe des Griechischen einführen. Anderswo blieb es lange Zeit beim eintönigen Deklamieren einzelner Buchstaben und Silben. Die sehr unterschiedliche Alltagswirklichkeit lässt sich nicht auf Handbuch-Schemata reduzieren.

Der zweite zentrale Lerngegenstand beim ludi magister war das Rechnen. Auch hier ging es meist um einfache Rechenoperationen. Die Schüler mussten zunächst Zahlwörter und Zahlzeichen kennenlernen. Dann erfolgte die Anwendung in kleinen Additionen, die mit den Fingern oder Rechensteinchen (calculi) durchgeführt wurden. Auch die Benutzung des abacus, des römischen Rechenbretts, gehörte in einem späteren Stadium zum Curriculum des Elementarunterrichts. Wer den ludus verließ, dürfte wenigstens die Grundrechenarten einigermaßen beherrscht haben. Dabei standen das leichtere Addieren und Subtrahieren im Lernprozess natürlich vor dem komplizierten Multiplizieren und dem Dividieren.

Lernen und Leiden

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