Читать книгу Im Schutz der Orchideen - Karola Schmidt - Страница 10

Verhängnisvolles Geheimnis

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Sam hatte sich wieder soweit erholt, jedoch öffnete sie ihr Geschäft erst gegen 11 Uhr am nächsten Tag. Rick hatte sich zurückgezogen. Sie ließ das Geschehene Revue passieren. Es war ihr immer noch unbegreiflich, wie sich alles entwickelt hatte. Sam überlegte, was sie tun sollte.

Zunächst musste sie unbedingt mit ihrer Mutter sprechen. Sie nahm ihr Telefon und rief sie sofort an.

»Mom, wir müssen reden. Treffen wir uns zum Mittagessen in unserem Stammlokal?«

Am anderen Ende der Leitung entstand eine Pause.

»Mom, bist du noch dran?«

Sam hörte einen tiefen Atemzug.

»Ja natürlich Kleines. Über was möchtest du denn mit mir reden?«

Ihre Mutter wirkte merkwürdig, so war sie sonst nie. Jetzt machte sich Sam ernsthaft Sorgen.

»Das möchte ich am Telefon nicht sagen. Ist mit dir alles in Ordnung?«

»Doch, doch Schatz, es ist alles gut. Ich bin heute nur etwas unpässlich. Meine Migräne, du weißt schon. Vielleicht können wir es auf einem anderen Tag verschieben?«

Sam sah den Hörer verdutzt an.

»Ja, natürlich Mom. Dann gute Besserung und ruf mich an, wenn du etwas brauchst.«

Samantha legte mit einem unguten Gefühl auf. Irgendetwas stimmte hier nicht. Ihre Mutter hatte in ihrem ganzen Leben noch keine Migräne gehabt. Wollte sie ihrer Tochter damit etwas mitteilen? Verdammt, was war denn nur los? Gibt es denn keinen normalen Tag mehr? Sie legte das Gesicht in ihre Hände und überlegte einen Moment. Wieder nahm sie das Telefon zur Hand und rief Gina an. Gina half ihr immer, wenn sie Urlaub hatte oder was selten vorkam, wenn Sam krank war. Sie war sofort einverstanden und da sie nicht weit entfernt von Sams Boutique wohnte, war sie innerhalb weniger Minuten bei ihr im Geschäft.

»Vielen Dank Gina, du bist ein Engel.«

»Ach komm schon Sam«, sagte sie, »ich hatte nichts weiter zu tun und einen kleinen Nebenverdienst kann ich immer gut gebrauchen, aber wolltest du nicht irgendwo hin?«

»Ich gehe ja schon.«, wendete Sam lächelnd ein.

»Wenn etwas ist, erreichst du mich über meine Handynummer. Sollte ich nicht rechtzeitig zurück sein, dann schließ bitte ab. Bis dann.«, rief sie ihr noch beim Gehen zu.

»Wird gemacht Chefin.«

Kurz überlegte Sam, ob sie erst nach Hause oder doch gleich zu ihrer Mutter fahren sollte. Eines stand fest, das Verhalten ihrer Mutter war nicht so, wie sie es von ihr gewohnt war. Sie war immer wie eine Glucke. Holte sich Sam mal eine Schramme oder hatte sich nur in den Finger geschnitten, hätte sie am liebsten gleich den Notruf gewählt.

Sam war sich sicher, ihre Mom wollte ihr mit der Migräne etwas mitteilen.

Kurz zuvor. Amanda Black wohnte ganz in der Nähe ihrer Tochter. Als sie am Frühstückstisch saß, klingelte es an der Tür. Ein Blick auf ihre Armbanduhr sagte, es war zu früh für einen Besuch. Wer also wollte um diese Zeit etwas von ihr. Durch den Türspion sah sie, wer sie störte. Sie öffnete und ließ ihren Besucher herein.

»Hallo Manuel, ist etwas geschehen oder warum kommst du?«

»Nein, nein Mrs. Black, es ist alles in Ordnung mit Ihrem Mann. Ich wollte allein mit Ihnen reden.«

Amanda fand das äußerst merkwürdig. Sie hatte ein eigenartiges Gefühl. Plötzlich wollten alle mit ihr reden. Erst ihre Tochter und nun auch noch Manuel.

»Worüber möchtest du denn mit mir reden?«

Manuel sah sich unauffällig in der Wohnung um. Das entging Amanda nicht. Langsam wurde ihr mulmig.

»Nun ja, ich weiß nicht so richtig, wie ich es sagen soll. Wir kennen uns ja schon sehr lange. Ich meine Ihren Mann, den ich beschütze oder Ihre Tochter, mit der ich befreundet bin und die ich auch sehr mag.«

»Manuel, komm auf den Punkt.«, sagte sie ziemlich barsch.

»Mrs. Black, Sie vertrauen mir doch, nicht wahr?«

Amanda war eine herzensgute Mutter, eine liebende Ehefrau, aber vertrauen tat sie außer ihrer Familie nur sich selbst. Durch ihre Arbeit als Dolmetscherin in der amerikanischen Botschaft in Bogota hatte sie gelernt, nicht alles zu glauben, was andere erzählten. Ja sie kannte Manuel, aber vertrauen, das ging zu weit.

»Manuel, Vertrauen muss man sich verdienen. Was bitte willst du von mir?«

Diese Antwort hatte er nicht erwartet. Er wirkte etwas verlegen.

»Nun gut, ich gehe mal davon aus, dass Sie bereits von ihrem Mann darüber informiert wurden, dass Rick wieder da ist. Wenn Sie wissen, wo sich mein Bruder aufhält, sollten Sie es mir sagen.«

Amanda sah Manuel überrascht an.

»Woher soll ich das denn wissen? Ich habe ihn seit dem Überfall auf Samanthas Geschäft nicht mehr gesehen.«

»Ich glaube, dass Sie mir nicht die Wahrheit sagen.«

Amanda stellte ihre Kaffeetasse hin, erhob sich von ihrem Stuhl und sah Manuel in die Augen.

»Was für eine Unterstellung.«, schrie sie beinahe, »es ist besser, wenn du jetzt meine Wohnung verlässt.«

Manuel stand ebenfalls auf.

»Sie sind nicht mehr in der Position mich herum zu kommandieren. Das konnten Sie vielleicht in Kolumbien, aber nicht hier in L.A., verstanden?«

Amanda war überrascht über seinen plötzlichen Gefühlsausbruch. Mit offenem Mund sah sie Manuel an.

»Was ist denn in dich gefahren Junge? Ich kann mich nicht daran erinnern, dich jemals herum kommandiert zu haben. Dafür gab es nie einen Grund. Im Gegenteil, ich dachte, du wärst unser Freund und nun zeigst du plötzlich dein wahres Gesicht. Ich bin zutiefst enttäuscht von dir.«

Sie hatte den Satz noch nicht ganz ausgesprochen, da klingelte das Telefon.

Sofort nahm sie den Hörer ab.

»Hallo mein Kind, nein heute kann ich nicht. Ich habe furchtbare Migräne. Ein anderes Mal. Ich melde mich wieder, wenn es mir besser geht.«, wie von einem Band spulte Sams Mutter die Worte ab.

Amanda hoffte, ihre Tochter verstand die versteckte Nachricht, vor allem deshalb, weil sie sich vielleicht in Gefahr befand.

Manuel machte ihr Angst. Sie musste ihn loswerden.

»Warum sagst du denn so etwas. Das klingt wie eine Drohung.«

»Nun, keine Drohung, Mrs. Black. Eine Feststellung, nichts weiter. Ich werde jetzt gehen, aber ich komme zurück und dann wäre es gut, wenn Sie bis dahin in Erfahrung bringen konnten, wo ich Rick finden kann. Überlegen Sie gut, was Sie mir dann antworten. Übrigens, Ihr Mann möchte sie wieder sehen. Wäre doch wirklich schlimm, wenn ich ihn plötzlich nicht mehr zu Ihnen bringen könnte, nicht wahr?«

Manuel war bereits im Begriff zu Gehen.

»Noch etwas. Es wäre gut, wenn Ihre Tochter nichts von unserem Gespräch erfährt. Ich denke, wir verstehen uns.«

Mit diesen Worten drehte er sich um und verließ die Wohnung.

Samantha hatte einen Schlüssel für die Wohnung ihrer Mutter, deshalb entschied sie sich, nicht zu klingeln, sondern leise aufzuschließen und hinein zu gehen. Natürlich wollte sie ihre Mutter nicht erschrecken. Ihre Wohnung war ziemlich groß und verzweigt. Das half ihr unbemerkt einzutreten. Aus dem Wohnzimmer hörte sie Stimmen. Die ihrer Mutter erkannte sie sofort, aber die andere konnte sie nicht gleich zuordnen, aber dann wusste sie es. Manuel! Es war Manuel. Warum war er hier bei ihrer Mutter? Stimmte etwas nicht mit ihrem Vater? Sie wollte sich erst bemerkbar machen, doch dann hörte sie, wie ihre Mom etwas von einer Drohung sagte. Es raschelte und im nächsten Moment hörte sie Schritte. Zum Glück stand die Schlafzimmertür offen. Blitzschnell huschte sie hinein. Kurz danach sprang die Wohnungstür ins Schloss und Manuel war verschwunden. Ganz vorsichtig ging Samantha in Richtung Wohnzimmer.

»Mom?«

Ihre Mutter zuckte zusammen, als sie ihre Tochter sah.

»Wo kommst du denn her? Ich habe dich nicht hereinkommen hören.«, sagte Amanda und versuchte ihre Aufregung zu überspielen.

Es war ihr anzusehen, dass etwas nicht in Ordnung war. »Was war hier los? Deine Bemerkung am Telefon, was sollte das? Du hast noch nie an Migräne gelitten. Hat es etwas mit Manuel zu tun? Wieso war er hier?«

Solange Sam ihre Mutter kannte, war sie eine starke Frau, doch heute sah sie verängstigt aus. Sam setzte sich zu ihr, legte den Arm um sie und sah ihr in die Augen. Gerade als sie noch einmal nachhaken wollte, begann ihre Mutter zu weinen.

»Was ist mit dir? Hat es etwas mit Dad zu tun?«

Sie schüttelte den Kopf. Mit ihrer Hand wischte sie sich die Tränen ab.

»Was ist es dann?«, fragte Sam vorsichtig.

»Kind, ich kann es dir nicht sagen. Du solltest wieder gehen. Vielleicht rufe ich dich später an.«

Samantha traute ihren Ohren nicht. Ihre Mutter wollte sie einfach wegschicken. Das war nicht ihre Art. Sam postierte sich genau vor ihr und stemmte die Hände in ihre Hüfte.

»Jetzt reicht es aber. Du sagst mir sofort, was los ist. Hat dich Manuel bedroht oder etwas Schlimmes zu dir gesagt? Bitte, ich gehe nicht eher von hier weg, bis du mir sagst, was hier los ist.«

Sie setzt sich gegenüber in den Sessel und blickte ihrer Mutter in die Augen. Amanda entschied sich mit ihrer Tochter zu reden und zwar genau jetzt.

»Liebes, versprich mir nichts Unüberlegtes zu tun, wenn ich dir sage, um was es im Gespräch zwischen Manuel und mir ging.«

Samantha nickte ihr zu.

Energisch sagte ihre Mutter: »Versprich es mir bitte.«

»Ja gut, ich verspreche es.«, stammelte Sam erschrocken.

Zunächst nahm ihre Mutter einen Schluck Kaffee, rückte näher zu Sam heran und begann zu flüstern, als würde sie jemand hören können. Sie erzählte von dem Gespräch mit Manuel, von der Drohung an ihrem Dad und was er wissen wollte.

»Mutter, du redest hier von Manuel. Er beschützt doch unseren Vater, oder nicht? Ich dachte immer, er ist mit unserer Familie befreundet und warum will er wissen, wo Rick ist? Ich verstehe überhaupt nichts mehr.«

Samantha war sichtlich durcheinander. Was sollte das Ganze. Sie schüttelte den Kopf um zu sehen, dass das alles kein Traum war.

»Schatz, es ist nicht alles so, wie du denkst. Ich hätte dich niemals belügen dürfen. Bitte vergib einer alten Närrin.«, sagte Amanda zu ihrer Tochter und begann wieder zu weinen.

»Belügen? Was redest du für einen Unsinn? Mom, nicht doch, du könntest mich doch niemals belügen, nicht wahr.«

Sam sah ihre Mutter an. Ihr fiel auf, dass ihre Mutter ihr nicht in die Augen sehen konnte.

»Ich hatte keine Wahl. Dein Vater und ich entschieden uns für diese Maßnahme und glaube mir, es fiel uns nicht leicht diese Entscheidung zu treffen. Es war zum Wohl für uns alle und besonders für dich, Liebes. Du solltest niemals in diese Sache hineingezogen werden.«

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