Читать книгу Im Schutz der Orchideen - Karola Schmidt - Страница 13

Die Drohung

Оглавление

Samantha hatte Rick seit einer Woche nicht mehr gesehen. Sein Landrover stand nicht wie gewohnt vor ihrem Geschäft. Langsam machte sie sich Gedanken. Irgendwie fühlte sie sich immer sicher, wenn sie wusste, dass er sich in ihrer Nähe aufhielt. Wo er wohl sein könnte? Langsam machte sich Sam Gedanken. Hatte sie ihn mit etwas verärgert? Sie überlegte, aber ihr fiel nichts ein. Vielleicht musste sie aber auch wieder einmal überfallen oder entführt werden, damit er hier auftauchte. So ein Quatsch Samantha Black, du spinnst, sagte sie zu sich selbst.

Vom Büro aus hörte Sam das Läuten an der Ladentür. Wieder waren einige Leute hereingekommen. In Los Angeles fand heute die jährliche Oskar-Verleihung statt und das bedeutete mehr Kunden. Sie hatte Gina gebeten ihr zu helfen und das war auch gut so. Bis vor kurzem war das Geschäft voll mit kaufwütigen Kunden. Allmählich lichtete sich der Verkaufsraum und es kehrte etwas Ruhe ein. Auf dem Monitor vor ihr konnte sie durch ihre Überwachungskamera einen großen Teil des Ladens überblicken. Zwei Damen in Begleitung eines Herrn betraten das Geschäft. Gina machte sich wirklich gut. Sie arbeitete bereits seit zwei Jahren immer mal nebenbei für Samantha, war freundlich und interessierte sich für alles, was mit Mode und Schauspielerei zu tun hatte. Die Stammkunden mochten sie sehr. Immer hatte sie ein offenes Ohr für deren Sorgen und Wünsche.

Der Schreibkram machte Sam zu schaffen. All diese Abrechnungen und Belege. Büroarbeit war nicht so ihr Ding. Kurz huschte ihr Blick auf den Monitor. Während sich die Frauen von Gina einige der Abendkleider zeigen ließen, fiel Sams Aufmerksamkeit auf den Mann, der sich auffällig im Geschäft umsah. Plötzlich griff er in seine Jackentasche und man sah etwas aufblitzen. Ihr blieb fast die Luft weg. Es sah aus, als hätte er ein Messer in der Hand. Vielleicht sollten die Frauen Gina ablenken, damit er in aller Ruhe die Kasse ausrauben konnte. Vielleicht hatte er aber auch etwas anderes vor. Wahrscheinlich litt sie nur an Paranoia und es würde gar nichts passieren. Trotzdem bekam sie Angst und das nicht nur um sich, sondern auch um Gina. Plötzlich sah sie, wie er den Gang zu ihrem Büro entlang kam.

»Verdammt, jetzt wo sie Rick brauchte, war er nicht hier. Wo steckst du? Hilf mir bitte.«, betete Sam in Gedanken. In ihrer Handtasche hatte sie immer ein Pfefferspray. Natürlich nur für den Notfall. Jetzt gerade trat dieser Notfall ein. Leise nahm sie es heraus und postierte es startbereit in ihrer rechten Hand. Sie machte sich Mut, stand auf und ging zur Tür. Gerade als sie diese öffnen wollte, wurde die Tür gewaltsam aufgestoßen. Sie schrie vor Schreck. Ihr gegenüber stand dieser Mann. Groß, kräftig und angsteinflößend. Sein Gesicht war vernarbt und seine Nase war irgendwann mal gebrochen worden. Beide standen sich gegenüber und Sam nahm allen Mut zusammen.

»Hier hinten ist kein Zutritt für Kunden. Gehen Sie bitte zurück in den Verkaufsraum, mein Herr.«

»Oh, da habe ich mich wohl verlaufen.«, sagte er grinsend. »Oder doch nicht? Ich nehme an, sie sind Samantha Black, richtig?«

»Sie nehmen richtig an! Ich bin die Inhaberein und jetzt möchte ich, dass Sie mein Geschäft verlassen. Sofort oder ich rufe die Polizei.«

»He, nicht so kratzbürstig, junge Dame. Ich bin hier, um Ihnen etwas auszurichten.«

»Wie bitte? Mir etwas ausrichten? Ich kenne Sie nicht einmal und wüsste auch nicht, von wem sie mir etwas ausrichten sollten? Wer schickt sie?«, versuchte sie mit einer souveränen Stimme zu fragen.

Samantha versuchte ihre Nervosität durch die Fragerei zu überspielen. Vielleicht hätte sie die Polizei rufen sollen, als noch Zeit dazu war. Jetzt ärgerte sie sich über sich selbst. Durch ihr Zögern brachte sie sich und Gina in Gefahr. Sie versuchte sich wieder auf den Fremden zu konzentrieren.

»So viele Fragen, hören Sie einfach zu, ich werde mich nicht wiederholen, verstanden!«

Seine Stimme wurde aggressiv. Sam hatte zwar Angst, doch nahm sie allen Mut zusammen und antwortete in demselben energischen Ton.

»Sagen Sie, was Sie zu sagen haben und dann raus hier.«

»Schon gut. Schon gut, ganz ruhig. Ich soll Ihnen folgendes ausrichten, wenn Sie noch einmal mit Ricardo Cruz gesehen werden, wird Ihr Vater sterben. Einen schönen Tag noch.«

Der Mann drehte sich um und war bereit zu gehen.

»Halt! Einen Moment noch.«, rief Samantha ihm nach, »von wem sollen Sie mir das ausrichten? Wer hat Sie geschickt?«

»Selbst wenn ich Ihnen den Namen nenne, wissen Sie immer noch nicht, um wen es sich handelt. Sie kennen diesen Mann nicht, aber wenn Sie nicht tun, was er verlangt, werden Sie ihn bestimmt kennen lernen und glauben Sie mir, dann möchte ich nicht in Ihrer Haut stecken.«

Mit diesen Worten verließ er ihr Geschäft.

Erst jetzt bemerkte Sam, wie feucht ihre Hände waren. Das Pfefferspray fiel ihr herunter.

Gina kam nach hinten ins Büro gelaufen.

»Samantha ist alles in Ordnung? Soll ich die Polizei rufen?«

Sam musste sich setzten. Ihre Knie zitterten.

»Nein Gina, es ist schon okay. Das war nur so ein Spinner. Du kannst wieder nach vorn gehen.«

Gina sah sie ungläubig an, sagte aber nichts.

»Wie du möchtest. Es ist deine Entscheidung. Wenn du mich brauchst, ruf mich.«

Samantha nickte ihr zu. Gina stellte nie viele Fragen, sie tat, was man ihr sagte und das schätzte Sam an ihr.

Ein Blick auf die Wanduhr verriet ihr, dass es Zeit war, das Geschäft zu schließen. Für heute hatten beide genug getan. Die Einnahmen waren enorm. Sam ging nach vorn, schloss die Ladentür ab und ließ die Jalousie herunter. Gemeinsam mit Gina machte sie die Kassenabrechnung. »Du warst mir heute wie immer eine große Hilfe. Wie du siehst, war es ein erfolgreicher Tag.«

Sam drückte ihrer Mitarbeiterin 100 Dollar als Anerkennung in die Hand.

»Mach dir einen schönen Abend. Du hast es dir verdient.«

Gina starrte auf den 100 Dollar Schein in ihrer Hand.

»Das ist viel zu viel, das kann ich nicht annehmen, du entlohnst mich so schon großzügig genug. Bitte, das geht nicht.«

»Doch das geht. Ohne dich hätte ich das heute nicht geschafft. Nimm es und ich will keine Widerrede hören.«

Sie sah Sam überrascht an.

»Danke, vielen, vielen Dank. Dann drückte sie Sam und ging.«

Sam sperrte hinter ihr wieder ab und wollte nur noch schnell nach Hause kommen. Eigentlich war ihr zum Reden zu Mute, doch ihre Mutter wollte sie jetzt nicht sehen. Außerdem wollte sie auch nicht, dass sie etwas von dieser Drohung mitbekam. Es hätte sie nur erneut aufgeregt. Schließlich war es erst vor einer Woche, als sie von Manuel aufgesucht wurde und Sam es mit Mühe schaffte, sie zu beruhigen.

Endlich verließ sie ihr Geschäft und lief mit schnellen Schritten zu ihrem Wagen, um nach Hause zu fahren. Draußen war es bereits dunkel. Es war angenehm warm. Mit dem Auto fädelte sie sich in den fließenden und zähen Verkehr. In der Tiefgarage angekommen, schaute sie sich nach allen Seiten um, bis sie den Aufzug erreicht hatte. Erst in ihrer Wohnung atmete sie auf.

Jetzt brauchte Sam eine Dusche. Sie war fix und fertig. Dieser Tag hatte sie mächtig geschlaucht.

Ihre Schuhe flogen umher und sie begann sich auszuziehen. Sie war total am Ende. Die Dusche tat wahre Wunder. Sam wickelte sich ein Badehandtuch um und ging in die Küche, um sich einen Kaffee zu kochen. Im Augenwinkel nahm sie eine Bewegung wahr. Zum Umdrehen kam sie nicht mehr, denn plötzlich packte sie jemand von hinten und hielt ihr die Hand auf den Mund.

»Ganz ruhig. Ich bin es, Rick.«

Langsam nahm er seine Hand weg. Sam fuhr herum und boxte Rick mit der Faust auf seine Brust.

»Verdammt Rick, du hast mich zu Tode erschreckt. Wie kommst du überhaupt hier herein? Wenn dich nun jemand gesehen hat.«

Ricks Blick wanderte über Sams Körper.

»Was dann? Wäre es dir unangenehm mit mir gesehen zu werden?«

Samantha verzog das Gesicht zu einem Lächeln. Natürlich war es ihr nicht unangenehm. Immerhin dachte sie schon den ganzen Tag an ihn.

»Nein, natürlich nicht, doch ich hatte vor nicht mal einer Stunde Besuch in meinem Geschäft. Jemand versuchte mich einzuschüchtern. Er sagte ich darf mich nicht mit dir sehen lassen, sonst würde meinem Vater etwas zu stoßen.«

Rick schaute Sam überrascht an. Plötzlich wirkte er sehr traurig. Ihm war bewusst, dass er mit seiner Anwesenheit Sam und ihre Familie in Gefahr brachte.

»Dann sollte ich wohl besser gehen.«, sagte er niedergeschlagen. Er drehte sich um und ging zur Tür. In diesem Moment hatte Sam Angst allein in ihrer Wohnung zu bleiben.

»Bitte, ich möchte jetzt nicht allein bleiben?«

Rick blieb an der Tür stehen. Er drehte sich um und kam langsam auf sie zu. Ihre Blicke trafen sich und sie wusste genau, was jetzt geschehen würde. Rick legte die Hände um Sams Gesicht. Seine gut geformten Lippen kamen immer näher und dann begann er sie leidenschaftlich zu küssen. Sie legte die Arme um seinen Nacken. Ihre Hände vergruben sich in seinem Haar. Ein leises Stöhnen entrann ihrem Mund und dann löste sich der Knoten von ihrem Handtuch und fiel zu Boden. Rick konnte die Augen nicht von ihrem Körper wenden. Er sah sie von oben bis unten an.

»Du siehst umwerfend aus.«

Er legte seine starken Arme um Sam und hob sie hoch. Wie von selbst schlangen sich ihre Beine um seine Hüfte. Küssend trug er sie ins Schlafzimmer und im nächsten Moment lagen sie in Sams großem Bett. Seine Liebkosungen taten unheimlich gut. Schon lange hatte sie kein intimes Verhältnis mehr zu einem Mann. Ihre Haut prickelte bei den unglaublich sanften Berührungen von Ricks Lippen. Langsam glitt sein Mund über ihren Hals zu ihrer Brust. Das Gefühl war so berauschend. Sam schmiegte sich an Ricks Körper. Ihre Hände glitten unter sein Shirt und zogen es ihm über seinen Kopf. Rick kam ihr entgegen, mit einer schnellen Bewegung entledigte er sich auch gleich seinen anderen Bekleidungsstücken. Sam konnte nicht anders und öffnete wie von selbst ihre Schenkel. Ricks gewaltige Erektion drückte gegen ihre Mitte. Sam rieb sich an seinen starken, muskulösen Körper. Sie hatte das Gefühl zu verglühen. Ricks Glied drückte gegen ihre Öffnung und im nächsten Moment glitt er in sie. Ein Seufzer entrann ihrem Mund und Rick stöhnte an Sams Lippen.

In dieser Nacht liebten sie sich mit so viel Leidenschaft, wie sie es noch nie zuvor erlebt hatten.

Der Sex war einfach unglaublich. Hätte ihr vor einigen Tagen jemand gesagt, dass sie mit Ricardo in ihrem Schlafzimmer landen würde, hätte sie ihn für verrückt erklärt. Schon lange war sie nicht mehr so glücklich gewesen, wie in diesem Moment. Glücklich und zufrieden schlief Sam in den Armen von Rick ein.

Sam öffnete schlaftrunken die Augen und sah Rick blutüberströmt am Boden liegen. Er rührte sich nicht. Kein Lebenszeichen ging von seinem Körper aus. Sams Herz zog sich schmerzlich zusammen. Sie schrie Ricks Namen. Auf einmal spürte sie eine Berührung an ihrem Arm. Schweißgebadet wachte sie ruckartig auf.

»Ganz ruhig, ich bin ja hier.«, flüsterte er und nahm sie in seine Arme. »Du hattest einen Albtraum, Kleines.«

»Es war so schrecklich. Rick du lagst tot am Boden.«

Sie legte den Kopf auf seine Brust und klammerte sich fest an ihn. Ganz allmählich schlief sie wieder ein.

Als Sam am nächsten Morgen erwachte, lag sie allein in ihrem Bett. Langsam erhob sie sich, zog sich ihren Morgenmantel über und ging über den Flur in Richtung Wohnzimmer. Rick war nirgends zu sehen.

»Rick?«, rief Sam, doch es kam keine Antwort. Jetzt ging sie in die Küche. Keine Spur von ihm. Vielleicht im Badezimmer, aber auch dort war er nicht. Sie wollte schon kehrt machen, da sah sie ein Blatt Papier auf dem Tisch liegen.

Liebe Samantha,

es war eine wunderschöne Nacht und ich danke dir dafür, aber ich muss etwas zu Ende bringen.

Dazu muss ich nach Kolumbien zurück.

Bitte sei vorsichtig und ich liebe dich.

Bin bald wieder bei dir.

In Liebe Rick

Sie las den Brief bestimmt dreimal durch, um zu verstehen, was da geschrieben stand.

Etwas zu Ende bringen? Nach Kolumbien zurück? Was um Himmelswillen hatte er vor?

Die Drohung im Geschäft, Sam war sich fast sicher, dass es etwas damit zu tun hatte. Rick war gerade erst aus Kolumbien gekommen. Er hatte ihr letzte Nacht erzählt, dass er bei seinen Eltern war und dort auch Manuel getroffen hatte. Vielleicht hatte es ja etwa mit seinem Bruder zu tun? War er der Schlüssel zu allem?

Ihr Herz schlug bis zum Hals und die Angst überfiel sie schon wieder. Gestern Abend noch war alles in bester Ordnung und jetzt? Wieso nur passierte ihr das immer.

Sie konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Sofort kam ihr der Albtraum der letzten Nacht in den Sinn. Sam betete, dass er nicht Wirklichkeit werden würde.

Im Schutz der Orchideen

Подняться наверх