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Prolog

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Kolumbien. »Ich habe einen!«, rief Miguel seiner Mutter zu. Sie lächelte ihren Sohn an. »Leg ihn in dein Körbchen Schatz.« Es war bereits sein fünfter Pilz. Von weitem sah er das traurige Gesicht seiner kleinen Schwester Antonia. Sie hatte noch keinen einzigen Pilz in ihrem Körbchen. Miguel sah sich weiter um und schon entdeckte er wieder einen. Er nahm den Pilz, ging zu Antonia und stellte ihn unbemerkt neben ihren Korb. Es sah aus, als hätte er dort schon immer gestanden. Als Antonia den Pilz sah, strahlte sie. »Ich habe auch einen! Juhu!«, rief sie überglücklich. Miguels Mutter hatte alles beobachtet. Mit einem Lächeln im Gesicht sah sie zu ihrem Mann, der etwas abseits stand und sich über die Geste seines Sohnes freute. Plötzlich gab es in der Nähe einen lauten Knall und ließ alle hochschrecken. Eine Kugel zischte an Carlos vorbei und schlug neben ihm in einen Baum ein. »Das sind Schüsse!« Carlos und Dolores ließen die mit Pilzen gefüllten Körbe stehen und liefen zu ihren Kindern. »Schnell weg hier!«, flüsterte ihr Vater und nahm Miguel bei der Hand. Dolores riss ihre Tochter am Arm und folgte beiden. Hinter sich hörten sie Schritte. »Stehen bleiben!«, rief jemand. Doch Carlos und seine Familie rannten weiter. Carlos de Vargas wurde in diesem Moment klar, dass er etwas tun musste. Vor Jahren hatte er zufällig in der Nähe einen alten von Gestrüpp überwucherten Bunker entdeckt.

»Dolores, lauf mit den Kindern zu unserem Versteck. Ich werde sie, wer immer die auch sind, von euch ablenken.« »Aber Carlos?« »Keine Diskussion, bitte! Ich liebe euch!« Er gab seiner Frau und den Kindern einen Kuss und lief in eine andere Richtung.

Dolores de Vargas brachte ihre Kinder in den Bunker, wo sie dieses Wochenende mit der ganzen Familie einen Abenteuerurlaub erleben wollten.

»Miguel, du bist schon zwölf Jahre und ein großer Junge, pass auf deine Schwester auf. Hast du mich verstanden? Bleibt hier, bis ich wiederkomme.«

»Wo willst du denn hin Mama? Du kannst uns doch nicht allein lassen.« Tränen traten in Miguels Augen, doch er bemühte sich nicht zu weinen. Antonia klammerte sich an ihre Mutter. »Ich will nicht hier bleiben. Nimm mich mit Mami, bitte.«, jammerte sie. »Kinder kommt mal zu mir. Ihr müsst jetzt stark sein. Ich muss eurem Vater helfen. Versteht ihr das?«

Mit ängstlichem Blick sahen die beiden ihre Mutter an. Dolores blutete das Herz. Sie hoffte, dass alles nur ein Missverständnis war und diese Leute hinter jemand anderem her waren. Miguel nahm seine kleine Schwester in den Arm und begann sie zu trösten.

Dolores de Vargas verließ den Bunker und lief in die Richtung, in der ihr Mann verschwunden war. Plötzlich blieb sie abrupt stehen. An einigen Blättern klebte Blut. Dolores wurde vor Schreck übel. Sie folgte der Blutspur und plötzlich hörte sie einen entsetzlichen Schrei. Vorsichtig, Meter für Meter ging sie weiter und versteckte sich dann hinter dichten Büschen. Durch das Blätterwerk sah sie drei junge Männer. Einer von ihnen fiel sofort durch seine Größe auf. Er musste an die zwei Meter groß sein. Die anderen beiden waren kräftig gebaut. »Was hast du gesehen?«, schrie der große Mann den am Boden Sitzenden an. Als der nicht sofort antwortete schlug er mit seiner Faust zu. Als der Verletzte zur Seite kippte, erstarrte Dolores. Es war ihr Mann. Diese miesen Verbrecher hatten ihren geliebten Carlos schwer misshandelt. Eine Seite seines Gesichtes blutete sehr stark. Dolores hielt sich die Hand vor den Mund, um nicht laut aufzuschreien. Tränen rannen über ihr Gesicht. Plötzlich zückte der Riese ein Messer. Er zog Carlos an seinen Haaren in eine aufrechte Position, legte das Messer an sein rechtes Ohr und schnitt es ohne Vorwarnung ab. Carlos schrie jämmerlich vor Schmerz.

»Das wird dir eine Lehre sein uns zu belauschen. Das nächste Mal bist du tot.« Der Riese lachte herablassend, stieß Carlos auf den Boden und verschwand mit seinen Begleitern. Dolores rannte zu ihrem Mann. Sie zitterte am ganzen Körper. Zaghaft berührte sie Carlos am Arm. Er zuckte zusammen. Ein leises Stöhnen kam über seine Lippen. »Liebling, du lebst. Gott sei Dank!«, schluchzte Dolores leise. Sie half ihrem Mann auf die Beine, legte ihren Arm um seine Hüfte und stützte ihn so gut sie konnte. Carlos drückte ein Taschentuch an seine Ohrverletzung, um die Blutung zu stoppen.

»Hast du unsere Kinder in Sicherheit gebracht?« Die Worte waren kaum zu hören. Carlos Lippen waren aufgeplatzt und aus seinem Mund tropfte Blut.

Dolores tupfte ihrem Mann das Blut ab, sah ihn liebevoll an und nickte. »Sie warten im Bunker auf uns.«

Im Schutz der Orchideen

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