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Der Überfall

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Los Angeles

»Mom bitte, leg das Messer weg, es ist nur Geld. Es lohnt sich nicht dafür zu sterben. Bitte Mom!«

Samantha versuchte ihre Mutter von dem Vorhaben abzubringen, den maskierten Mann mit einem simplen Küchenmesser anzugreifen. Die Person fuchtelte nervös mit einer Pistole herum und forderte Samantha zur Herausgabe ihrer Tageseinnahmen auf. Der Mann war so aufgebracht, dass sich sein Schweißgeruch, vermengt mit einem Schuss Alkohol, ekelerregend durch den ganzen Laden verteilte. Natürlich konnte man ein Menschenleben nicht mit Geld aufwiegen, trotzdem war Samantha sauer und wütend auf diesen Mistkerl. Schließlich hatte sie den ganzen Tag dafür hart gearbeitet.

Hier in Los Angeles wurde Samantha vor 26 Jahren geboren. Sam, wie sie kurz genannt wurde, sah mit ihren braunen, schulterlangen Haaren bezaubernd aus, hatte eine tolle Figur und war sehr selbstständig. Sie als reich zu bezeichnen, wäre übertrieben gewesen. Finanziell unabhängig traf es eher. Seit etwa zehn Jahren lebte sie mit ihrer Mutter wieder in Los Angeles. Aus beruflichen und familiären Gründen ihrer Eltern, hatte es sich so ergeben. Das Leben in L.A. war schön, aufregend, aber auch gefährlich, wie sie gerade erleben musste.

Mit der Hilfe ihrer Mutter hatte Samantha Black in L.A. ein Geschäft für Second Hand Mode eröffnet. Der größte Teil der Sachen stammte von bekannten Schauspielern, die hin und wieder ungenutzte Kleider, Hosen und so einiges andere vorbei brachten um es zu verkaufen oder auch nur loszuwerden. Es kam auch mal vor, dass Sam zu den Kunden persönlich fuhr, um die Sachen vor Ort abzuholen. Durch ihre liebenswerte, offene Art war Samantha immer gern gesehen und verschaffte sich so einen Bekanntheitsgrad. Ihrem Geschäft kam es sehr zu Gute und die Prominenten waren froh, dass sich jemand um die Entsorgung ihrer gebrauchten Bekleidung kümmerte.

Vor etwa einer Stunde war ihre Mutter vorbei gekommen, um bei der Tagesabrechnung zu helfen und ihre Tochter ein wenig beim Aufräumen zu unterstützen. Eigentlich hatte Sam mehr Angst um ihre Mutter als um sich selbst. Sie war davon überzeugt, dass der Kerl jeden Moment die Waffe auf ihre Mutter abfeuern würde.

Doch was im nächsten Moment geschah, konnte Samantha nicht so recht realisieren.

Hinter dem maskierten Mann erschien eine männliche Person und mit nur einem Handstreich hatte er den Dieb außer Gefecht gesetzt und zu Boden geschickt. Erst dachte Sam, er wäre tot, doch gleich darauf begann er sich langsam zu bewegen. Er stöhnte vor Schmerz. Der Fremde war so schnell und geschickt mit den Händen gewesen. Er wusste genau, wohin er zielen musste. Sam war beeindruckt und vor allem erleichtert.

Für einen kurzen Moment blickte sie in zwei faszinierend braune Augen.

»Du solltest die Cops rufen, bevor der Kerl wieder klar im Kopf ist.«

Mit diesen Worten drehte sich der fremde Retter um und verschwand genauso schnell, wie er erschienen war. Es ging alles so schnell, Sam hatte ihn nicht mal nach seinem Namen fragen können, um sich bei ihm zu bedanken. Trotzdem würde sie ihn immer wieder erkennen. Er war groß, hatte eine durchtrainierte Figur, sah unheimlich gut aus und diese Augen. Samantha schüttelte kurz den Kopf um wieder klar denken zu können. Nachdem sich Sam wieder gefasst hatte, wählte sie den Notruf der Polizei.

Es dauerte nur einige Minuten, da waren auch schon aus der Ferne die Sirenen des Polizeiwagens zu hören.

Zwei Polizeibeamte stellten Fragen über den Hergang des Überfalls. Sam konnte ihnen detaillierte Angaben und sogar Bildmaterial zur Verfügung stellen. In Los Angeles waren Überfälle auf Geschäfte an der Tagesordnung. Aus diesem Grund entschied sie sich für eine Überwachungskamera, deren Anschaffung sich gerade als hilfreich erwies. Jetzt nahm einer der Beamten dem immer noch am Boden liegenden Maskierten die Maske vom Gesicht. Eigentlich wollte sie nicht wissen, wer er war oder wie er aussah. Im nächsten Augenblick war Sam jedoch erschrocken, wie jung er aussah. Kaum zu glauben, fast noch ein Kind. Er konnte höchstens 15 oder 16 Jahre alt sein.

Ihre Mutter hatte sich inzwischen in einen der bequemen Sessel gesetzt. Sie sah blass aus, offenbar ging es ihr nicht ganz so gut. Sam holte ihr ein Glas Wasser.

Das Geschäft besaß Samantha Black bereits seit sechs Jahren und noch nie hatte jemand versucht sie auszurauben. Insgeheim hoffte sie, dass das auch nicht noch einmal passieren würde. Wenn dieser Unbekannte nicht aufgetaucht wäre, sie wollte sich nicht ausmalen, was noch hätte geschehen können. Die Polizeibeamten legten dem Täter Handschellen an und nahmen ihn mit.

Sam ging der Fremde nicht aus dem Kopf. Immer wieder sah sie ihn vor sich. Sie hatte das Gefühl, ihn zu kennen. Es kam ihr vor, als hätte sie ihn schon einmal irgendwo gesehen. Seine Stimme, seine Art, wie er sich bewegte. Sam versuchte sich zu erinnern, wo sie ihm schon mal begegnet sein könnte. Vielleicht hatte sie sich aber auch nur geirrt und ihre Einbildung war wieder einmal stärker.

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