Читать книгу Bereit für die Liebe! - Katharina Middendorf - Страница 27
FREUNDE UND DAS REKRUTIEREN VON MITSTREITERN
ОглавлениеAber was tun wir, wenn wir zweifeln? Wir haben gesagt, es sei in Gemeinschaft leichter, sich bereit zu machen für die Liebe. Wir können uns glücklich schätzen, wenn wir Menschen in unserem Freundeskreis haben, die zu uns stehen wie die drei Musketiere zu d’Artagnan, wenn unser Beziehungsboot ins Wanken gerät, denn in fast jeder Partnerschaft kommt eine Zeit, in der man sich fragt:
„Warum bin ich mit dem zusammen?“
oder
„Warum lasse ich mir das alles von ihr gefallen?“
Und wenn wir Freunde zurate ziehen, dann stellen die vielleicht noch die Frage:
„Wie lange willst du das denn noch mitmachen?“
Daher ein Wort zu Freunden: Wem der große Wurf gelungen ist, „eines Freundes Freund zu sein“ – wie der Dichter Friedrich Schiller es formulierte –, wer also einen oder mehrere Menschen in seinem Leben hat, von denen er weiß, dass er ihnen wirklich am Herzen liegt, der kann in kritischen Situationen gut daran tun, seine Freunde zu fragen, wie sie die Beziehung einschätzen. Es gibt dann ein einfaches Kriterium, um herauszufinden, ob es echte Freunde sind. Das sind sie dann, wenn sie nicht gleich darin einstimmen, den Partner zu kritisieren. Freunde werden eher versuchen, uns aufzuwecken, und uns an unsere Pflicht uns selbst gegenüber erinnern. Sollte die Beziehung uns wirklich nicht guttun, dann dürfen sie uns ermuntern, gut für uns selbst zu sorgen. Das sollte jedoch nicht in erster Linie durch einen Rat zur Trennung geschehen. Freunde können uns mit Bestimmtheit darauf hinweisen, dass wir klar unsere Grenzen setzen und – soweit dies möglich ist – innerhalb der Partnerschaft unsere Bedürfnisse befriedigen.
Aufhorchen sollten wir, wenn wir bemerken, wie unsere Freunde mit einstimmen, wenn wir unseren Partner kritisieren, und sie dies dann sogar noch ausweiten. Was ist dann ihr Motiv? Sind sie wirklich an uns interessiert? Dann könnten sie uns auf die Sprünge helfen, ohne den anderen gleichzeitig abzuwerten.
Es gibt aber auch ein Phänomen, das wir mit dem US-amerikanischen Autor Neil Strauss „Rekrutieren“ nennen wollen. Damit ist gemeint, dass wir andere Menschen benutzen, um uns selbst Bestätigung zu holen, indem wir andere angreifen. Manchmal bieten sich „Freunde“ sehr bereitwillig dazu an. In diesem Moment aber leidet die Beziehung zu unserem Partner ungemein. Denn dieser hat dann kaum mehr eine Chance, aus diesem Kreuzfeuer herauszukommen. Und je mehr wir negativ über unseren Partner reden, desto eingefahrener werden die Wege der Kritik in unserem Kopf.
Eine Faustregel, um der Liebe eine Chance zu geben, heißt deshalb:
• Sprechen Sie mit Ihren Freunden nur über Gutes in Ihrer Beziehung.
Das klingt vielleicht einschränkend und mag zu dem Einwand führen: „Aber mit echten Freunden muss ich doch über alles sprechen können!“ Das stimmt, aber beachten Sie dann die zweite Faustregel:
• Rekrutieren Sie keine Freunde, um Ihnen zu helfen, sich selbst zu belügen.
Wenn es wirklich schlimm steht, dann vertrauen wir uns Freunden an. Doch sollten wir den anderen dabei nicht heruntermachen. Denn selbst wenn wir uns schlecht behandelt fühlen: Wir haben unseren Partner ausgesucht. Das heißt nicht, dass wir uns verbiegen müssen, aber wir sollten ihn respektvoll seinen Weg gehen lassen − und uns selbst dabei genauso respektieren. Das tun wir am besten, wenn wir eben nicht über den anderen herziehen. In Momenten des Schmerzes kann das schwierig sein, und gerade dann sollten wir gut auswählen, wem wir uns anvertrauen.
Ein wunderbarer Fall ist es, wenn die Verbindung zu unseren Freunden zu dem werden kann, wozu wir Sie auch mit diesem Buch ermutigen wollen: zu einer Gemeinschaft, in der wir aufgehoben sind, mit Menschen, die mit uns gemeinsam daran glauben, dass wir mit unserem Partner über Schwierigkeiten hinwegkommen können. Und die uns daran erinnern, dass dann eine ganze Menge Schönheit und Glück auf uns wartet − nicht als Belohnung vom Himmel, sondern weil wir vor unserer eigenen Tür aufgeräumt haben.
Aber noch sind wir da nicht. In der Regel kommen nach den Flitterwochen der Verliebtheit irgendwann die Machtkämpfe und mit ihnen die Zweifel. Am Ende gibt es dann für uns drei Möglichkeiten: Wir zweifeln an uns selbst und halten uns für nicht beziehungsfähig. Wir zweifeln daran, dass der andere der richtige Partner ist. Oft wird daraus eine Kombination aus beiden: Wir halten uns selbst für verkorkst und glauben, uns aus dieser Verletzung heraus den falschen Partner ausgesucht zu haben. Daraus erwächst dann wiederum oft die Vorstellung, dass wir es zunächst irgendwie schaffen müssen, uns selbst zu heilen, um dann bereit zu sein, einen Partner zu finden, der nicht ebenso verkorkst ist, wie wir es waren. Der Gedanke „Wenn ich richtig bin, dann finde ich auch den richtigen Partner“ führt aber oft auch nur in den Prozess des ewigen Bemühens um Selbstoptimierung. Das ist ein Kampf gegen sich selbst, den man nicht gewinnen kann, denn jeder Mensch ist auf irgendeine Weise verletzt. Was ist denn dann überhaupt die richtige Beziehung für mich?