Читать книгу triste - Katrin Sell - Страница 12

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Jene Maschine der Vernunft spricht auch heute ihr Gebet und richtet das Versenkte

auf. Eine Zeit der einfachen Gesten ist es und eine Beruhigung der Nerven.

So sachlich der Tag heute, da ist es gut, Kraniche zu falten;

auf dass ich arbeiten kann,

und

immer sollen Stunden mit Aufwallungen und Kirschparfüm kommen,

das alles getragen von einem kräftigen Appetit

auf öliges, schweres Essen.

Alle beständigen Werte habe ich mir einverleibt und bewahre sie hier bei mir,

in meinem Kopf, und hole sie an windigen, verzweifelten Tagen hervor,

wenn der Hass steigt und die empathische Phrase zur Lüge gerinnt.

Erinnere dich, nicht töten zu wollen! Iss nicht die Blüten der Tollkirsche!

Da hängt jeder so in den Seilen der Moral und kann sein

bisschen Verstand bewahren. Ebendarum lebe ich noch und sitze

an Schreibtischen wie eine fleißige Gymnasiastin.

Noch steht das Gebäude, in das ich täglich gehe, in dem das Dasein kreist,

und halte mich an Begründungen fest: weil du nicht den Tod aufhalten kannst,

weil du arbeiten musst, weil du älter wirst.

triste

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