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Abspaltung

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Die Irreführung des Gehirns geschah schon gegen Mittag.

Eine Realität wie eine Betäubung kannte die Enttäuschungen und Fehlgeburten,

kannte auch den Halbschlaf nach der Gewalt – kannte uns.

Am Nachmittag zeigten sich erstmals die fremden Zonen, eine Bewölkung

trat ein, darauf ein Dunst, und es verschwanden die fühlbaren Dinge,

deine Hand und selbst dein unverwüstlicher Verstand. War etwas

zum Vorschein gekommen, eine dritte Person, an Hälsen würgend?

Als Verwundete blieb ich zurück, noch Körper, noch in einer Wahrnehmung,

unwirklich war das Ausmaß mit knapper Luft,

und

ein Wille war da, nicht ganz wegzutreiben von der Körperfülle

und den zähen Füßen. Aber was nützt es, zu halten, was nicht mehr zum

Menschen gehören will?

Nicht länger ein geräuschloses Ertragen und die schäbige Demut, irgendwie.

Es kann eine Auslöschung sein, die erfolgt ist, ein ganzer Mensch leuchtete

kurz und verglühte, weil die Anstrengung nur noch ein Zerreißen mit sich

brachte und die Verschleuderung des eigenen Körpers. Ja, ein Augenblick

war es nur, als die Trennlinie durchbrochen wurde, an der man schon lange stand,

während die Bisse tiefer wurden.

Wenn eine Beschreibung erfolgen könnte, wie es abseits

der Klarheit aussieht, von einer Verzerrung erschüttert, die nicht einmal

der Schmerz kennt – dann wären da Splitter und Gekritzel!

Splitter und Gekritzel wären da bald, und ein armer Junge mit

feuchten Tüchern um den Hals und empfindlichen Ohren.

Ein tobsüchtiger Wahn ist es nur, wie man ihn kennt,

sobald es zu viele Tote gibt und nur Räderwerk bleibt, sagt ein Mensch,

der ungerührt schauen kann. Diese Furchtlosigkeit sollte erhalten bleiben,

voll an Welt, einem starken Schädel ähnlich – doch zu kalt.

Sich das Leben zu erhalten ist eine Weisheit, wenn nicht das Hirn sich

verschleißt, beharrlich vor den Menschen fliehend.

triste

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