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Hoher Ton

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Eine altbekannte Stimmung lärmt hinterdrein. Man möchte sie einmal zurücklassen

und ihren üblen Geruch in den verwahrlosten Baracken ablegen. Doch sie

schwillt auf Rosenblättern an und ist treu, wie eine Hündin. Keine Verbitterung.

Nicht solche Wörter. Nicht weiter beschrieben die frevelhaften Taten und Träume

voller Unglück.

Hier bittet ein Mensch, nicht Abschied nehmen zu müssen von den Stauden und Nelken,

vom Tag, an dem noch manches zu bewundern ist, seine Farben und sein Schimmer.

Wie er existiert, ungebrochen das Meer bescheinend, taugt er als Möglichkeit,

sich weiter zu erhalten, die Früchte zu kosten, das alles in naher Zukunft,

im Frühling, wo ein weiteres Jahr die Bäume belebt.

Ward geboren, neugeboren, weil noch immer etwas auf den Tischen liegt,

für die Kranken und Stummen. Ist auch das ein Klagelied? Ein Jammern

über das verwelkte Veilchen? Ist auch das ein Traum, sich zu erheben und

die Trauervögel zu verscheuchen? Ich lebe, anschwellend auf das eine Blatt hoffend,

schweigsam, wie eine heisere Sängerin, wie eine herabgefallene Kirsche,

und doch erfüllt von der Maßlosigkeit des frühen Morgens und zutiefst entschlossen,

an die verzweifelten Trennungen nicht mehr zu denken; ausgedehnt, glühend

höre ich einen bestimmten Wellenschlag, dann ein Rauschen: Es sind die Töne,

die mich binden, an eine grundlose Freude, an eine Zeit voll

stürmischer Zeichen, sich einzulassen auf die unvollkommenen Gedanken und

immerfort den Flüchen zu begegnen, verjüngt als Mitfühlende und beständig

vor den Trugbildern fliehend.

Anbrechende Zeit einer neuen Schönheit, ich habe geschafft, dass von mir

etwas übrig blieb, trotz der Bedrohungen überall, als wären immer Vulkane

an meinem Bett. Dreimal bin ich zurückgekehrt, in einem Leben mit traurigen Hinterlassenschaften, doch mit Entschlüssen, aufwärtszusteigen,

die Schlaflosigkeiten zu verlassen, um die Stimme wieder zu hören, ihre Melodien,

als gebe es kein Verblassen.

Auf der Suche nach deinem Mund bin ich allein geblieben, ohne Nahrung,

als fallende Asche irgendwann. Doch an einem unversehrten Morgen habe ich

voller Erstaunen dich vergessen, du Unwandelbare, dass ich dich nicht mehr verfolge,

lässt mich ein Leben begrabener Schmerzen denken. Grenzenlos werden

die Berührungen sein,

man wird ihnen begegnen, ungeachtet aller vergangenen Schatten.

triste

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