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Insolenz

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Das hat sich schon eingeflüstert bei der Geburt, ein genialer Bogen

spannt sich über der Brust und lässt die Hände spielerisch über

Tasten gleiten; und ein Ansturm der sonnigen Gewissheiten, immerzu,

ausgeschüttet über den wenigen, deren Talent das Vorausschreiten ist –

und selbst ihr Speichel ist gescheit.

Ich lausche. Das sachte Zirpen überhöre ich,

hocke noch im Schoß als verwurzeltes Kind, mich vor Käfern fürchtend

und den Daumen im Mund.

Schön wie Joseph und meinetwegen so eitel,

und den Brüdern nur ein müdes Lächeln. Ist das gerecht?

Dieser unverschämte Weichling mit seinen hübschen Fingernägeln

und den schwarzen Locken verdirbt einem die Laune.

Sind das nur wütende, neidische Herzen?

Die Zukunft wäre vollkommen, weil ich rasch ans Ziel käme,

mit meinen inspirierten Fingern, wie geschaffen, um voranzutreiben

und die Welt umzukrempeln, den Dealern die Geschäfte zu

versauen und mich selbst emporzuheben. Denn bedeutend ist der Gerechte.

Bleibt die Vorstellung, dazuzugehören, am Tisch zu sitzen

wie ein ehrenwerter Ritter. Ja, so ein Träumchen hält sich unerbittlich,

an warmen Stränden oder auf Bettkanten hockend nach langer Krankheit:

Da gibt es eine Tafel mit Eisenbeschlägen, an der die besten Männer

sitzen, mit Bärten aus Wolle, und du selbst, wie ein Gimpel bist dabei,

mit goldener Krone auf dem Kopf.

Dergleichen ist vertraut, sich selbst zu küssen, während man sich

am Hinterteil kratzt und die Fliegen verscheucht.

Sieh, wie alles hinweggetrieben wird und ich mich retten muss,

in mein eigenes Geschwätz, doch die beste Naht gestochen zu haben –

und die Kinder, meine vielen Kinder, die jetzt auf Leitern stehen

und mir keine Schande machen. Vererbt habe ich mich, mir meine Gene

aus dem Sack geschüttelt, damit etwas bleibt.

Kommen die Jahre, ach, diese Jahre, mit stumpfen Küchenmessern und

vergessenen Toilettenpapieren. Wenigstens das noch, will man

heimlich glauben, eine Seele und kleine Mauerstücke. Das tröstet.

Seele. Ein Wort aus Kirchenbüchern und Anstalten, so ganz ohne

Alltag eigentlich. Ich will lachen. Hier das bisschen Seele für dich,

Mensch, damit du manchmal höher blicken kannst.

triste

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