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Die Tafelrunde von Hollywood

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Bei dem Gedanken an den sagenhaften König Artus sehen viele das markante Antlitz des Schauspielers Sean Connery mit seinem ergrauten Bart vor ihrem geistigen Auge. In dem Film „Der erste Ritter“ steht seine Tafelrunde in einem disneylandgleichen Camelot. Zudem lieh er sein Gesicht aber auch Richard Löwenherz, der sich am Ende von Kevin Kostners Streifen „König der Diebe“ dem getreuen Robin Hood und seinen Mannen zu erkennen gibt. Ein Gesicht für zwei Herrscher; zugleich ein Gesicht, das dem Zeitgeist entspricht. Ein ganz anderer Artus tritt uns zu Beginn der 1980er Jahre in dem düsteren Szenario von „Excalibur“ gegenüber. Von einer Schlacht zur nächsten geht es im nebeldurchzogenen Halbdunkel bis zum blutigen Ende von Mordred. Wie viel sympathischer ist da doch der Zeichentrick-Artus in Walt Disneys Klassiker „Die Hexe und der Zauberer“ oder der Comic-Adaption von Hal Fosters „Prinz Eisenherz“. In unserer Medienwelt fließen diese Bilder ineinander, um neue zu schaffen. Dabei lässt sich insgesamt feststellen, dass nahezu ausschließlich die angelsächsischen Herrscher ihren Weg nach Hollywood gefunden haben. Die Zahl der Spielfilme um König Artus, den Zauberer Merlin, die Ritter der Tafelrunde und ihre Suche nach dem Heiligen Gral ist groß. Übertroffen wird sie zweifelsohne von den unzähligen Verfilmungen des Robin-Hood-Stoffes. Obwohl Richard Löwenherz hier lediglich ein kurzer „Gastauftritt“ am Ende der Geschichte zugestanden wird, ist dieser doch von herausragender Bedeutung für das Herrscherbild. Wie ein roter Faden zieht sich der Wunsch nach der Rückkehr des „guten“, gerechten Herrschers durch den Stoff. Obwohl selbst ein Normanne, soll er der normannischen Willkür gegenüber den eingeborenen Angelsachsen wieder ein Ende setzen. Schließlich wird der lange Zeit virtuelle, als guter Herrscher aufgebaute König in Gestalt des rückgekehrten Kreuzfahrers leibhaftig. Und auch der Begründer des historischen Romans, Sir Walter Scott, hat mit seinen Werken Ivanhoe und Der Talisman einiges zum gegenwärtigen Bild des Richard Löwenherz beigetragen. Andere als angelsächsische Herrscher hat Hollywood – wohl im Hinblick auf die Interessen des Publikums – bislang nicht für sich entdeckt. Es gibt trotz aller Legenden (zumindest meines Wissens nach!) keinen amerikanischen Spielfilm über Karl den Großen. Trotz seines Nachruhms bringt es der Frankenkönig lediglich auf einen Fernsehmehrteiler aus den 1970er Jahren. Friedrich Barbarossa und sein Nachfahre Friedrich II. konnten die Kinoleinwand noch nicht für sich erobern. Einzig der Drachentöter Siegfried und die sagenumwobenen Nibelungen haben es zu einigem Leinwand- sowie Bayreuther Opernruhm gebracht und inzwischen in Worms auch das Theater für sich gewinnen können. Dieser deutliche Unterschied im Umgang mit legendären Herrschern liegt vielleicht darin begründet, dass es in den Vereinigten Staaten naturgemäß keine Überreste aus dem (abendländischen) Mittelalter gibt und man so auf eine virtuelle Realität zurückgreifen muss. Hierzulande kann man die Überreste des „Karlsgrabens“, der Fossa Carolina, oder des Klosters Lorsch, Aachen und andere Wirkungsstätten Karls des Großen besuchen. Gleiches gilt im Hinblick auf andere Herrscher. Es sind offenbar diese Zeugnisse gepaart mit den spannenden Sagen und Wissensfragmenten aus dem schulischen Geschichtsunterricht die hierzulande das Bild dieser von Hollywood ignorierten, legendären Herrscher prägen. An diesem Punkt sind wir nun zum Kern des vorliegenden Buches vorgestoßen.

Artus ohne Tafelrunde

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