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Wie kam es zu diesem Verbrechen?

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Herodes war eine außerordentlich komplexe Persönlichkeit. In ethnischer Hinsicht war er Araber. Sein Vater stammte aus einem arabischen Stamm im südlichen Teil des Heiligen Landes, aus einer Gegend namens Idumäa. Seine Mutter stammte aus Petra, der Hauptstadt des Nabatäerreichs – ein arabisches Königreich, das im ersten Jahrhundert den nördlichen Teil Arabiens bewohnte. Zu Herodes’ Geschwistern gehörten Phasael, Joseph und Pheroras sowie seine Schwester Salome. Das einzige Kind in der Familie, das einen griechischen Namen trug, war Herodes selbst.60

Herodes gehörte der jüdischen Religion an. Im zweiten Jahrhundert v. Chr. hatte der jüdische Herrscher Johannes Hyrkan I. die Idumäer unterworfen und unter Androhung der Todesstrafe zum Judentum zwangsbekehrt. Herodes’ Vater Antipater war 47 v. Chr. zum Statthalter der Provinz Judäa ernannt worden. Das machte Herodes zu einem „Juden“. Kulturell betrachtet war Herodes jedoch Grieche. Zu jener Zeit hatte sich die griechische Kultur in Palästina weithin ausgebreitet und Griechisch war internationale Verkehrssprache. Herodes, dessen Muttersprache Griechisch war, unternahm mehrere Versuche, Jerusalem zu einer griechischen Stadt umzuformen.61

Politisch betrachtet war Herodes Römer. In allen großen Konflikten während seiner Regierungszeit stellte er sich auf die Seite Roms. Von der Herkunft Araber, religiös Jude, kulturell Grieche und politisch ein Römer – Herodes war eine vielschichtige Persönlichkeit. In seinen jüngeren Jahren wurde er als gut aussehend und von kräftigem Körperbau beschrieben. In zehn verschiedenen Kriegen führte er seine Armee persönlich auf das Schlachtfeld. Zu den Höhepunkten seiner Regierungszeit gehört, dass er sich im Machtkampf um das Römische Reich gegen Octavian auf die Seite von Marcus Antonius und Kleopatra stellte. Nachdem er Antonius vernichtend geschlagen hatte, reiste Octavian (der spätere Kaiser Augustus) nach Rhodos, um seinen nächsten Schachzug zu planen. Herodes eilte ebenfalls dorthin, um dem neuen römischen Sieger zu begegnen, und Octavian gewährte ihm eine Audienz.

Die meiste Zeit seines Lebens war Herodes ein persönlicher Freund von Marcus Antonius gewesen und hatte ihn gegen Octavian unterstützt. Wie würde er nun mit dem neuen Kaiser zurechtkommen? Herodes erschien ohne Krone vor Octavian und bekannte mutig, wie er den Feind des Kaisers unterstützt hatte. Er gab außerdem zu, selbst in der Niederlage Antonius noch treu geblieben zu sein. Herodes krönte seine Ausführungen mit den Worten: „Was ich von dir erbitte, ist zu bedenken nicht wessen Freund, sondern welch ein guter Freund ich war.“62 Der Kaiser entschied, dass er Herodes vertrauen konnte, und wies ihn an, seine Krone wieder aufzusetzen. Bei seiner Rückkehr nach Palästina war Herodes’ Thron sicherer als zuvor.

Doch mit den Jahren zerfiel Herodes’ Persönlichkeit zusehends. Insgesamt heiratete er zehn Frauen. Söhne waren in seinen Augen häufig politische Rivalen, und zwei seiner Lieblingssöhne wurden auf seinen Befehl hin in einer Festung in Samaria erdrosselt. Später bekam er Zweifel an der politischen Loyalität seiner Lieblingsfrau Mariamne und ließ sie umbringen. Danach sah man ihn oft durch den Palast laufen und ihren Namen rufen, und häufig schickte er Diener los, um sie zu holen. Als sie nicht auftauchte, ließ er die Diener verprügeln.

Herodes war brillant und brutal. Gegen Ende seines Lebens litt er an mehreren schweren, schmerzhaften Krankheiten. In seinen allerletzten Tagen ließ er den Kronprinzen verhaften und warf ihn in den Kerker seines Palastes. Als alter Mann wurde er von Schmerzen geplagt und versuchte, seinem eigenen Leben ein Ende zu setzen, woran er aber von einem Wachposten gehindert wurde. Kurzzeitig machte sich Verwirrung breit. Im Palast kursierte die Nachricht, der König sei tot. Als der Kronprinz davon erfuhr, forderte er seine Freilassung, um die Macht zu ergreifen. Herodes überlebte den Selbstmordversuch und ordnete den Tod des besagten Kronprinzen an. Fünf Tage später starb Herodes selbst. Sein letzter Befehl an seine Truppen lautete, Tausende namhafte Menschen überall im Land zu verhaften und sie im Stadion von Jericho gefangen zu halten. Bei Herodes’ Tod sollten sie hingerichtet werden, damit man auch im Land trauerte, wenn der König starb. Herodes wusste nur allzu gut, dass niemand um ihn weinen würde. Glücklicherweise wurde der Befehl nicht ausgeführt. Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass Herodes als alter Mann den Kindermord von Bethlehem anordnen konnte. Es war eine brutale Welt, in die Jesus hineingeboren wurde, und Herodes war durch und durch ein Mann seiner Zeit.63

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