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Öffentlicher (Daten-)Verkehr

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Heute ist es mir zu kalt fürs Fahrrad, ich beschließe, die U-Bahn zu nehmen. Ich werfe einen schnellen Blick in meinen digitalen Kalender und stelle fest, dass ich einen Tag voller Meetings habe. Die U-Bahn passt also perfekt, dann kann ich auf dem Weg ins Büro die ersten E-Mails lesen. Der nächste Blick geht in die ÖPNV-App. Mist! Heute »unregelmäßige Taktung aufgrund eines Arzteinsatzes am Gleis«. Ausgerechnet heute, wo mein Mann auf Dienstreise ist und ich einen vollen Tag im Büro habe. Oje! Dann muss ich schnell das Kind fertig machen, zur Kita bringen und schauen, dass ich früher als sonst rauskomme, damit ich nicht zu spät zum ersten Meeting bin. Mein Sohn spürt irgendwie meine erhöhte Herzfrequenz und entscheidet in dem Moment, dass er eine andere Hose anziehen will. Aber natürlich nicht alleine, nein, nein, ich soll ihm dabei helfen! Wer selbst Kinder hat, kennt die Situation bestimmt, da hilft nur eins: tief einatmen, tief ausatmen und das mindestens zehn Stunden lang. Während ich mich auf meine Atmung konzentriere, um nicht auszuflippen, vibriert meine iWatch. Eine Nachricht von Maria: »Kommt Ihr heute Abend zum Essen? Ich muss dir unbedingt von meinem Tinder-Date gestern erzählen.« Und ich: tief einatmen, tief ausatmen.

Endlich gelingt es mir, meinen Sohn, jetzt in Dinosaurier-Hosen, in der Kita abzugeben und noch mal einen Blick in Jelbi, die neue Mobilitätsapp der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), zu werfen. Da es in Berlin fast immer mehrere Möglichkeiten gibt, sich von A nach B zu bewegen, ist die Berechnung des besten Weges keine simple Aufgabe. Gerade wenn man aktuelle Verspätungen und Ausfälle mitberücksichtigt, kann das nicht mit vorprogrammierten Systemen funktionieren, das heißt, die Fahrtauskunft muss dynamisch laufen. Auch hier steckt künstliche Intelligenz drin, denn die Berechnung der schnellsten Route ist eine der häufigsten KI-Anwendungen.

In Jelbi sind die unterschiedlichsten Mobilitätsangebote enthalten: U-Bahn, Leihfahrräder, Leihautos, Scooter, Busse, Fähren etc. Alle diese einzelnen Mobilitätsdienste werden hinzugezogen, um für mich die aktuell besten Fahrtmöglichkeiten zu ermitteln und die dazugehörigen Preise zu kalkulieren.

Schon bei der Registrierung in der App hatte ich mit KI zu tun. Denn für den ersten Schritt, die Authentifizierung, musste ich meinen Ausweis fotografieren, dann mein Gesicht fotografieren, dann beide zusammen. Innerhalb einiger Sekunden habe ich die Bestätigung bekommen, dass meine Anmeldung erfolgreich war. Das ist nicht passiert, weil irgendein Angestellter im Hintergrund nichts Besseres zu tun hatte, als auf meine Fotos zu warten und diese zu prüfen, sondern weil eine künstliche Intelligenz, die Profi in Gesichtserkennung ist, alle drei Fotos analysiert, verglichen und bestätigt hat, dass es sich jeweils um dieselbe Person handelt, die in Echtzeit von sich ein Selfie gemacht hat, das mit dem Gesicht auf dem Ausweis übereinstimmt.

Außerdem weiß die Maschine, wie deutsche Ausweise aussehen, welches Format sie haben, welche Felder, und sie kann entsprechend auch bestätigen, dass alles passt.

Was ich hier sehr spannend finde, ist die Bequemlichkeit, die solch eine Lösung bietet. Früher musste ich mit meinem Ausweis und Führerschein zur Geschäftsstelle des Mobilitätsanbieters gehen, um mich registrieren lassen zu können. Das konnte natürlich nur innerhalb der jeweiligen Öffnungszeiten erfolgen, die meistens identisch mit meinen Arbeitszeiten waren (oder kürzer). Es hat also wochenlang gedauert, bis ich den geeigneten Slot in meinem Kalender gefunden habe. Die automatische Registrierung bei Jelbi hat mich maximal fünf Minuten gekostet, und ich konnte sie bequem von zu Hause machen. Dass mein Ausweis und Foto in der Datenbank der BVG gespeichert sind, bereitet mir keine Sorgen, denn auch früher und ohne KI war das der Fall. Außerdem gehe ich davon aus, dass sich die BVG, als gute deutsche Firma, an die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) hält und meine Daten nicht anderweitig nutzt.

Keine Panik, ist nur Technik

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