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Sprachassistenten und Messenger

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Am nächsten Tag sind wir bei unserer Freundin Maria zum Abendessen eingeladen. Für mich eine Mahlzeit weniger, über die ich diese Woche entscheiden muss. Maria wohnt um die Ecke, hat noch keine Kinder, aber freut sich, immer mal wieder für uns zu kochen. Wir gehen auch gerne hin, nicht nur um bekocht zu werden, sondern weil die Abende mit Maria immer sehr lustig sind, in letzter Zeit besonders. Sie hat momentan keinen Partner und sich deswegen bei Tinder angemeldet. Die Geschichten über ihre misslungenen Dates sind sehr unterhaltsam und für uns eine neue Welt. Denn mein Mann und ich sind schon seit einigen Jahren zusammen, und in unseren Single-Jahren gab es noch keine Dating-Apps.

Maria setzt nicht nur bei der Partnersuche auf neueste Technik, auch bei ihr zu Hause ist alles digital. Sie liebt ihren Sprachassistenten, eine kleine Box, die sie »Horst« nennt. Sehr zum Bedauern unseres Sohnes wird Horst nie bei uns einziehen, denn ich bin der Meinung, ich gebe bereits so schon viele Informationen über mich preis, da brauche ich nicht auch noch ein Gerät, das unsere Gespräche am Küchentisch mithört. Aber mal sehen, wie lange wir das aushalten, denn irgendwann wird der Nachwuchs es vielleicht verlangen, und dann müssen wir uns damit beschäftigen, welcher Sprachassistent das kleinere Übel ist.

Maria hat dazu, wie gesagt, eine andere Meinung, sie hat ja nichts zu verbergen. Horst ist bei ihr immer auf Empfang, so kann er die Lampen an- und ausschalten, Maria das Wetter für den nächsten Tag voraussagen (und ob sie eine Regenjacke braucht), und auch die Wahrscheinlichkeit einer nächtlichen Werwolfattacke kann sie bei ihm abfragen. Letzteres macht Maria natürlich nur aus Spaß und erheitert unseren Sohn damit sehr. Auch wenn ich dem Gerät durchaus einen gewissen Unterhaltungswert zugestehen muss, bitte ich Maria, Horst auszuschalten, wenn wir bei ihr sind, und sie entspricht meinem Wunsch auch immer. Denn wir sind nicht nur sehr gute Freunde, wir haben sogar einen rechtlichen Anspruch darauf, nicht aufgezeichnet zu werden. Geregelt wird das über die bereits erwähnte Datenschutz-Grundverordnung. Das weiß Maria sehr gut, denn sie ist Anwältin – nur von Technik und Männern hat sie nicht so viel Ahnung …

Nach einer weiteren lustigen Tinder-Geschichte landet unser Gespräch beim Thema Cookies. Maria fragt, ob es Zufall sein kann, dass ihr etwas, das sie per WhatsApp geschrieben hat, ein paar Tage später zum Kauf angeboten wird. Maria war letzte Woche in Brüssel, und in einem Chat mit ihrer Mutter schrieben die beiden über belgische Schokolade. Kurz darauf bekam Maria Werbung für belgische Schokolade in ihr E-Mail-Postfach. Sie hatte nicht online danach gesucht und fragt uns nun, wie es dazu kommen konnte. Das ist natürlich keine einfache Frage. WhatsApp sagt, dass die Nachrichten von Ende-zu-Ende verschlüsselt sind, was bedeutet, dass in diesem Fall nur Maria und ihre Mutter den Inhalt der Nachrichten lesen können, und nicht etwa der Nachrichtendienstanbieter (also WhatsApp selbst beziehungsweise Facebook, zu dem WhatsApp gehört) oder gar dritte Personen. Wie kommt es also dazu, dass die belgische Schokolade ihren Weg in Marias Postfach gefunden hat?

Tja, dazu gibt es keine klare Antwort. Theoretisch ist das nicht möglich, solange die Nachrichten verschlüsselt sind. Praktisch sieht die Realität offenbar anders aus.

Maria ist verwirrt, das kann ich gut verstehen. Um hier etwas mehr Licht ins Dunkel zu bringen, steigen wir an dieser Stelle etwas tiefer ins Thema ein und schauen uns mal an, wie Maschinen überhaupt lernen und wie wir mit ihnen kommunizieren.

Keine Panik, ist nur Technik

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