Читать книгу Keine Panik, ist nur Technik - Kenza Ait Si Abbou - Страница 11
Schutz vor Spam und Phishing
ОглавлениеIch habe dank KI den schnellsten Weg ins Büro gefunden. Die ersten E-Mails konnte ich bereits auf dem Weg lesen. Ich habe eine neue Beratungsanfrage vom der Finanzabteilung erhalten. Das ist sehr gut, denn die Finanzer und Buchhalter haben meistens strukturierte Daten, die sich für KI gut eignen. Außerdem bekomme ich eine Systemerinnerung, um meine letzten Reisen abzurechnen, und Dutzende und Dutzende von sonstigen E-Mails.
Unabhängig von ihren Berufen, haben die meisten Menschen eines gemeinsam: Sie müssen täglich zig E-Mails beantworten. Egal ob privat oder beruflich, die elektronische Post ist ein wichtiges Kommunikationsmittel in unserem Leben geworden. Auch wenn wir es meist nicht merken, steckt auch hier viel KI drin. Ist euch schon mal aufgefallen, dass wir immer weniger Spams bekommen? Damit meine ich nicht die Werbe-Newsletter von allen möglichen Online-Shops, sondern richtigen Spam oder Phishing-Mails, in denen uns sehr lukrative Jobs angeboten werden: »Mit nur 2 Stunden am Tag, verdienen Sie 10.000 Euro im Monat, und das alles im Homeoffice«, oder: »Herzlichen Glückwunsch, Sie haben den Jackpot geknackt«, obwohl wir gar kein Los gekauft haben. Solche E-Mails kommen bei mir nicht mehr an, auch nicht an meine privaten E-Mail-Konten.
Das ist kein Zufall, sondern sehr harte Arbeit, die die E-Mail-Provider leisten. Sie müssen nämlich unterscheiden zwischen »wichtige E-Mail« und »Müll«. Früher basierte das auf Kennwortsuche, also zum Beispiel:
»Suche das Wort ›Lottogewinn‹ im E-Mail-Betreff. Wenn das Wort vorhanden ist, dann schicke die Mail in den Spam-Ordner. Wenn nicht, dann lasse sie im Haupt-Posteingang.«
Das war also regelbasiert. Da aber die Spam-Versender das auch lernten, formulierten sie ihre E-Mails immer so, dass sie nicht durch die alten Filter abgefangen werden konnten. Sie schrieben statt »Lottogewinn« etwa »Lottopreis« oder »Lottoglück« oder ähnliche Abwandlungen.
Heute basieren diese Filter auf künstlicher Intelligenz, die den Text analysiert, also Betreffzeile und E-Mail-Inhalt liest, versteht und klassifiziert in eine der zwei Optionen »wichtige E-Mail« oder »Müll«. Hier wird also nicht nur nach dem Stichwort »Lottogewinn« gesucht, sondern auch nach »Lotto«, »gewinnen«, »Glückwunsch«, »Geld« und ähnliche Begriffe, die wir der Maschine in diesem Zusammenhang beigebracht haben. Die Fähigkeit, natürliche Sprache zu prozessieren, ist eines der herausforderndsten Felder der KI. Denn diese Fähigkeit steht genau an der Schnittstelle zwischen künstlicher Intelligenz, Informatik und natürlicher Sprache. Es sind also drei Disziplinen notwendig, um die Maschinen sinnvoll und effektiv trainieren zu können. Es sind auch zwei Dimensionen, die antrainiert werden müssen: einmal Textgenerierung, also die Fähigkeit, sinnvolle Sätze zu bilden, und einmal Sprachverständnis. Zweiteres ist besonders herausfordernd, da die menschliche Sprache sehr komplex und voller Zwischentöne ist. Und eben nicht nur schwarz oder weiß.
Dieser enorme Aufwand ist uns Nutzerinnen gar nicht bewusst, wir halten das für selbstverständlich, dass wir keine Spams mehr bekommen, und beschweren uns nur, wenn trotzdem welche da sind. Für die E-Mail-Provider ist das natürlich ein Qualitätsmerkmal und unverzichtbar für die Kundenbindung. Wer also immer noch viele Spam-Mails bekommt, sollte sich überlegen, den Anbieter zu wechseln enorme Aufwand ist uns.