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Die Perspektiven auf Nachhaltigkeit sind relativ

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Der Kampf zwischen dem, was sich als gut und schlecht definieren lässt, geht aus den Voraussetzungen der bisherigen menschlichen Geschichte heraus immer weiter und findet auf unterschiedlichen Entwicklungsstufen statt. Geblieben ist der Menschheit, Hunger und Elend zu überwinden und Reichtum und Luxus gerechter zu verteilen. Auch heute muss etwa ein Siebtel der Menschheit immer noch ums Überleben kämpfen, ist von Hunger und Elend betroffen.

Vor diesem Hintergrund ist in der Gegenwart eine neue Art der Verallgemeinerung der schlechten und guten Seiten eingetreten. Die Wohlstands- und Überflussgesellschaft verspricht allen Menschen eine Teilhabe an der guten Seite. Nur ein genauerer Blick zeigt die schlechte Seite der ungerechten Verteilung von Besitz, Wohlstand und Macht. Gleichzeitig mit dem Wohlstand – das ähnelt der antiken Situation – wachsen auch die Unterschiede der Menschen, insbesondere was Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit betrifft. Dadurch werden die gesellschaftlich versprochenen Erwartungen der Demokratie infrage gestellt, was dann Brot und Spiele für die Massen und immer neuen Populisten mit Heilsversprechen Raum bereitet. Beides kann die aufgelöste Zugehörigkeit zu den Plätzen der Gesellschaft, in denen tatsächlich Entscheidungen getroffen werden, die nicht eingehaltenen Verpflichtungen sowie enttäuschte Erwartungen der Politik und Wirtschaft verbergen helfen. Niemand scheint mehr Schuld an den negativen Entwicklungen zu haben, weil sich irgendwie alle am vermeintlichen Fortschritt, an der Luftverschmutzung, den Müllbergen, der Ressourcenverschwendung, den Geldspekulationen und anderen nicht nachhaltigen Dingen mehr oder minder umfassend beteiligen. Dass alle in irgendeiner Weise Nutznießer fehlender Nachhaltigkeit sind und sich so beteiligen, scheint einen wesentlichen Grundsatz der menschlichen Lebensweise an allen Orten zu bilden. Hingenommen wird hierbei stets, dass der Vorteil deutlich unterschiedlich für die Menschen ausfällt, weil die Wohlstands- und Konsumgewinne sehr ungleich verteilt werden.

Aber zugleich ist der materielle Überfluss bis in die Neuzeit so angewachsen, dass die Menschheit zumindest die materiellen Möglichkeiten besitzt, die Nachhaltigkeitskrise gemeinsam anzugehen. Es ist nicht unmöglich, es zu schaffen. Es bedarf allerdings einer grundsätzlichen Umstellung der bisherigen Lebensweise, die nicht nur eine gerechtere Umverteilung des Reichtums in der Welt, sondern auch eine nachhaltige ökologische Transformation für alle bedeutet.

Der entgrenzte Mensch und die Grenzen der Erde Band 1

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