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Kapitel 5

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Die vergangen drei Tagen hat sich an der Stimmung unserer Beziehung, oder was auch immer es ist, nichts geändert. Wir sprechen nicht miteinander und gehen uns aus dem Weg. Es ist sogar so, dass wir uns nicht einmal ansehen. Das kränkt mich ziemlich und ich glaube es ist aus. Kann nach acht Jahren wirklich alles vorbei sein? Ich dachte immer wir bekommen das hin. Doch die vorangegangenen Ereignisse machen es fast unmöglich. Tyler schläft am Sofa. Ich versuche mich irgendwie abzulenken und habe darum die Wohnung von oben bis unten geputzt, die Wäsche gemacht und war heute schon lange spazieren. Außerdem habe ich alle Tabletten, und wenn ich sage alle, dann meine ich ALLE, in eine Tüte gepackt. Ich werde sie morgen zur Apotheke bringen und entsorgen. Ich habe nur eine Packung Aspirin im Medizinschrank gelassen, falls Tyler mal Kopfschmerzen hat. Mir geht es ohne die Dinger seltsam gut, ich fühle mich klar und frisch. Meine Gedanken sind strukturiert und sie fehlen mir im Moment nicht, aber ich bin Krankenschwester und meine medizinischen Kenntnisse sagen mir, dass das vermutlich nicht so bleiben wird. Und ich weiß auch, dass ich Ablenkung und eine Verantwortung brauche, da ich sonst ganz schnell wieder rückfällig werde. Diese Ablenkung könnte ich bei meiner Arbeit suchen. Auch wenn ich vor zwei Jahren meinen Job als Intensivkrankenschwester in der Klinik aufgab, denke ich jetzt wieder darüber nach, genau das wieder zu tun. Damals wollte ich einfach nicht mehr jeden Tag von totkranken Menschen umgeben sein, ich wollte meiner Arbeit mehr Sinn geben. Doch dieser Plan ist nicht aufgegangen. Speziell diese Entscheidung, auch wenn sie für über ein Jahr lang die beste meines Lebens war, hat mich in ein tiefes Loch gerissen. Aus diesem Tief konnte ich mich bis heute nicht befreien. Es wäre Zeit für einen Neubeginn, vielleicht nicht auf der Intensivstation, aber zumindest in der Krankenpflege. Ich mochte meine Arbeit immer sehr und bin gerne Krankenschwester. Keine Ahnung. Ich werde mich in den nächsten Tagen schlau machen. Das Zufallen der Wohnungstür gefolgt vom Scheppern des Schlüssels in der Schale wie immer reißt mich aus meinen Gedanken. Er ist heute schon früh zu Hause. Kurz schießt mir der Grund warum er die letzte Zeit immer so spät war in meine Gedanken, doch ich schiebe ihn zur Seite, weil ich versuchen will nicht mehr daran zu denken. Es macht es nicht besser und schon gar nicht einfacher. Ich bleibe im Wohnzimmer wo ich gerade ein Buch lese sitzen, ich kann mich nicht immer einsperren. Davonlaufen ist auch keine Lösung. Es hilft nichts. Ich höre wie er in sein Arbeitszimmer geht und die Tür hinter sich schließt. Wieder kein Hallo, oder sonst etwas. Ich seufze für mich selbst. Es ist nicht besonders toll das ertragen zu müssen, doch ich werde mit Sicherheit nicht den ersten Schritt tun. Von mir aus kann er das restliche Jahr schweigen, und das ist noch lange hin. Wir haben erst Mai. Kopfschüttelnd lese ich weiter. Auch beim Abendessen bin ich allein, darum esse ich nur ein bisschen Salat, meine Figur wird es mir danken. Ich habe zwar für Tyler gekocht, bin aber zu stolz ihn zu rufen. Darum tippe ich eine SMS an ihn bevor ich ins Bad gehe.

Falls du Hunger hast, ich habe Gemüse gemacht und Salat. Steht am Ofen und ist noch warm. Gute Nacht.

Nach dem Duschen lese ich mein Buch weiter. Es ist spannend und lenkt mich ein wenig ab. Kurz nach zehn lege ich es weg und lösche das Licht. Auch wenn ich es nicht will, jetzt fühle ich mich traurig und alleingelassen. Ich denke darüber nach zu ihm zu gehen, lasse es dann aber doch und schlafe irgendwann ein.

„Was ist denn…Tyler?“, murmle ich schlaftrunken als ich mitten in der Nacht wach werde. Er sagt nichts, rutscht dicht neben mich und schmiegt sich mit seinem Köper an meinen Rücken.

„Tyler?“, wiederhole ich, wehre mich aber nicht dagegen.

Er sagt immer noch nichts, dann dreht er mich zu sich und umarmt mich fest. Er presst seinen Körper an meinen und drückt seine Wange an mein Gesicht. Mein Herz zieht sich komisch zusammen. Ich habe seine Nähe so vermisst, auch wenn ich immer noch böse auf ihn bin. Plötzlich beginnt er mich zu küssen, zuerst sanft dann innig. Als ich anfange es zu erwidern hört er auf. Ich spüre seinen Atem.

„Hat er dich so geküsst? So?“

Ohne dass ich darauf antworten kann schiebt er mir seine Zunge tief und besitzergreifend in den Mund, ich bekomme schon fast keine Luft mehr, aber es ist gut.

„So? Hat er so gemacht? Holly…Nur ich küsse dich…Nur ich…“, haucht er in mein Ohr.

Ich antworte wieder nicht darauf, aber jetzt weil ich es nicht will, stattdessen ziehe ich seine Lippen wieder an meine. Wir küssen uns lange, so als müssten wir viel nachholen, was ja auch stimmt. Irgendwann schiebt er seine Hände unter mein Oberteil, ich überlege kurz ob das gut ist, doch ich höre schnell auf darüber nachzudenken. Ich will nicht mehr streiten und auch nicht mehr bockig sein, ich will meinen Ehemann zurück und werde genau jetzt alles dafür tun. Mir gefällt, dass er scheinbar eifersüchtig auf den Typen ist der mich dann zwar verprügelt hat, aber allein dieser Effekt lindert die voran gegangenen Schmerzen. Ich gebe ihm alles und mache alles was ihm gefällt, und ich weiß ziemlich gut was ihm gefällt. Es ist der Sex auf den ich lange gewartet habe, auch wenn ich es mir anders gewünscht hätte. Wir lieben uns intensiv, mit jeder Faser unserer Körpers und es scheint als wolle er mir alles geben was er die letzte Zeit verabsäumt hat. Ich bin schon fast so weit, als er aufhört und mit seinen Händen meine fest in die Matratze drückt. Seine Haut glüht und fühlt sich feucht an. Ich lächle ihn an und beiße mir auf die Unterlippe. Auffordernd beginne ich mich zu bewegen.

„Ich liebe dich Holly…Scheiße ich liebe dich…“

Er schließt seine Augen und wir machen in meinem Rhythmus weiter, ich weiß, er ist gleich soweit und ich bin es auch, darum schließe auch ich meine Augen und lasse mich fallen.

Kein Himmel ohne dich

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