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Kapitel 7
Оглавление„Wir können immer qualifiziertes Personal brauchen Holly, das weißt du ja. Überleg es dir und ruf mich an.“
Ruth, die Stationsschwester vom Krankenhaus in dem ich früher gearbeitet habe lächelt mich freundlich an was ich erwidere. Ich möchte wirklich gerne wieder arbeiten und habe sie darum heute in der Klinik besucht. Es fühlt sich komisch an wieder hier zu sein, aber nicht schlecht. Der hektische Krankenhausalltag macht mir noch immer Angst.
„Ja, ich denke darüber nach. Ich bin mir noch nicht ganz sicher ob es wirklich das Richtige für mich ist. Keine Ahnung wann ich über alles was passiert ist hinwegkommen werden.“
Sie legt ihren Kopf zur Seite und nippt dann an ihrem Tee. „Du hättest nichts machen können, Theo war todkrank. Das weißt du.“
Ich senke meinen Blick. „Ich habe dieses Kind geliebt. Es war unendlich schön ihn ein Stück auf seinem Weg begleiten zu dürfen.“ Auch wenn ich versuche es zu unterdrücken, spüre ich wie sich Tränen voller Schmerz in mir aufbauen. „Es ging ihm so gut und seine Zeit war noch nicht zu Ende.“ Ich schließe schluchzend meine Augen. „Hätte ich nicht…“
Ruth unterbricht mich und streicht über meinen Arm. „Holly…Du hast alles getan, mehr als man erwarten kann und mehr als du dir unter normalen Umständen zutrauen würdest. Das weißt du.“
Ich nicke, dann lächle ich ein bisschen. „Er hatte da vorne so eine süße Zahnlücke. Es war jeden Tag mein Ziel ihn so zum Lachen zu bringen, dass ich diese Zahnlücke sehe. Am Anfang war das schwierig, aber dann...“
„Du musst ihn loslassen. Es gibt so viele Menschen die dich brauchen“, meint Ruth und sieht mich dabei eindringlich an.
Wieder nicke ich, ich weiß, dass sie recht hat, aber ich weiß auch, dass ich das nicht so einfach kann. Trotzdem tat es gut mit ihr darüber zu sprechen. Ich checke im Aufzug mein Handy auf Anrufe oder Nachrichten, doch alles ist ruhig. Da es kurz vor Mittag ist, überlege ich Tyler zu überraschen. Wir waren ewig nicht gemeinsam zum Lunch. Ich wähle seine Nummer, komme aber gleich zur Bürovermittlung
„Hi…“, stammle ich überrascht. „Ist Tyler nicht im Büro?“
„Hallo Holly, nein er ist auswärts essen. Kann ich etwas ausrichten?“
„Nein…Nicht nötig. Danke.“
Dann lege ich auf. Schade. Ich hätte ihn jetzt echt gern getroffen. Dann rufe ich eben Amy an, sie hat Zeit, also treffen wir uns auf einen Kaffee.
„Sicher wieder alles ok mit dir und Tyler?“, fragt sie vorsichtig nach.
„Ja, ich glaub schon. Es ist immer noch ein blödes Gefühl, wenn ich an seinen Seitensprung denke.“
„Kann ich verstehen.“ Sie verdreht ein bisschen ihre Augen. „Und sonst?“ Ihr Blick wird eindringlicher.
„Du kannst ruhig direkt fragen. Ich habe keine Tabletten mehr genommen die letzten Wochen und ich will auch, dass es so bleibt.“
Sie lächelt zufrieden und ich glaube auch erleichtert.
Ich bin richtig überrascht, dass Tyler schon zu Hause ist als ich die Wohnungstüre zumache. Er ist in seinem Arbeitszimmer, ich höre ihn telefonieren. Ich lege meine Sachen ab und gehe den Gang entlang um ihm zu signalisieren, dass ich zu Hause bin. Die Tür ist nicht ganz zu.
„Ich weiß nicht ob wir das weiterhin so machen können… Ja sicher...Glaub ich nicht, trotzdem, du weißt ja warum…“
Er spricht leise, was mich wundert und das Gefühl in mir aufkeimen lässt, dass er etwas verheimlicht. Mir wird komisch zumute, lauschen will ich aber auch nicht. Darum öffne ich die Tür und stecke meinen Kopf hinein. Er sieht mich überrascht an.
„Ich kann jetzt nicht…Wir sprechen morgen darüber“, stammelt er und bricht das Telefonat ab.
„Hallo“, sage ich. „Wegen mir musst du nicht auflegen.“
Er kommt auf mich zu und gibt mir einen Kuss. „Weiß ich. Wo warst du denn?“
Das klingt wie ein erzwungener Themenwechsel.
„In der Stadt. Ich hab Amy getroffen. Wer war denn das am Telefon?“
„Ach nur ein Kollege. Nichts Wichtiges.“ Er streicht über meine Wange. „Was kochen wir. Ich bin am Verhungern. Ich war den ganzen Tag im Büro und hab noch nichts gegessen.“
Mir bleibt kurz die Luft weg. Ich weiß nicht was ich darauf sagen soll.
„Warst du nicht Mittagessen?“, frage ich dann aber recht souverän und wundere mich, dass ich den Satz ohne zu stammeln heraus bekomme.
„Nein…Es war so viel zu tun. Ich war im Büro. Warum?“
„Ach nur so“, bringe ich gerade noch heraus.
„Also, was kochen wir?“, meint er und geht an mir vorbei Richtung Küche.
Ich falle in mir zusammen. Kurz spiele ich mit den Gedanken ihn zur Rede zu stellen, lasse es dann aber doch, auch wenn ich weiß, dass er mich gerade anlügt.
„Was du möchtest, der Kühlschrank ist voll“, entgegne ich trocken und drehe mich um.