Читать книгу "Brender ermittelt" - Kim Scheider - Страница 11

Köln, Madames Studio

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Als Vivien das Studio betrat, fand sie zum Glück sofort die Person, die sie suchte. Ihre Chefin “Madame” stand an der Empfangstheke und unterhielt sich mit einem Kunden, den die junge Frau vom Sehen her kannte.

“Einen schönen Tag wünsche ich dir noch, mein Lieber”, sagte Madame gerade mit rauchiger Stimme und strich dem Kunden, der so aussah, als würde er am liebsten direkt noch mal mit ihr nach hinten gehen, mit ihrem langen Fingernagel verführerisch über die Wange. “Bis zum nächsten Mal.”

Mit wehmütigem Gesichtsausdruck begab der Mann sich zum Ausgang, grüßte Vivien knapp im Vorbeigehen und verließ das Etablissement. In dem Moment bemerkte Madame ihre Mitarbeiterin.

“Vivien, was machst du denn hier? Ich denke, du liegst mit Anna am Strand und lässt dich von knackigen jungen Kellnern bedienen?”

Trotz ihrer Anspannung musste Vivien grinsen. Schön wär's, dachte sie.

“Wir sind heute Mittag schon zurückgekommen. Ich konnte sie Chris ja nicht ewig vorenthalten.” Sie begrüßte ihre Chefin mit einem Kuss auf die Wange und sah ihr forschend in die Augen.

“Sag mal”, begann sie zögernd. “Dieser neue Stammkunde, den ich da seit ein paar Monaten habe, dieses blonde Muskelpaket, du weißt schon wen ich meine, dieser Steve, wann war der das letzte mal hier?”

“Da fährst du an deinem freien Tag hier hin, um mich das zu fragen?” Verwundert betrachtete Madame sie. “Warum hast du denn nicht einfach angerufen?”

Fieberhaft bastelte Vivien sich eine halbwegs plausible Begründung zusammen.

“Ach, ich wollte einfach ein bisschen raus, Anna und Chris eine Chance geben, du verstehst? Und da ich dich das eh noch gefragt haben wollte, dachte ich, ich könnte auch gleich vorbeikommen und sehen, ob die Bude noch steht, nach so einem ganzen Wochenende ohne mich.”

Mit skeptisch hochgezogenen Augenbrauen, sah Madame, die mit bürgerlichem Namen Helga Frank hieß, ihr ins Gesicht.

“Vivien, verarsch mich nicht! Was ist los? Und was hat dieser Steve damit zu tun?”

Obwohl die junge Frau sich betont locker gab, konnte sie vor ihrer Chefin nicht verbergen, wie aufgewühlt sie war, also versuchte sie es gar nicht erst weiter.

“Ich glaube, dass er uns beklaut hat”, platzte sie stattdessen heraus. “Die neuen Handschuhe, die du neulich bestellt hast, diese schwarzen Spitzendinger, wo hast du die?”

Madames Gesichtsausdruck wurde immer verständnisloser.

“Vivi, wovon sprichst du?”

“Die Handschuhe, dieser Restposten – wo sind die?”

“Im Lager, wo sonst! Würdest du mir jetzt bitte mal verraten, was los ist?”

Im Lager, natürlich!

Ohne zu antworten hastete Vivien in den hinteren Teil des Clubs, lief an der Bar vorbei über die Tanzfläche und durch den spärlich beleuchteten Gang an den Darkrooms vorbei. Aus dem einen oder anderen dieser abgetrennten Bereiche drangen Geräusche, die an einen mittelalterlichen Folterkeller erinnerten. In einem anderen schien der CIA sich eingenistet zu haben. Vivien beachtete die Geräuschkulisse jedoch nicht. Sie hörte ohnehin nur noch das Rauschen ihres Blutes in den Ohren.

Ihr Ziel lag ganz am Ende des Ganges. Eine steinerne Treppe führte von dort aus in die Kellerräume, aus denen ebenfalls verdächtige Geräusche drangen, aber so weit wollte sie gar nicht. Direkt neben der Treppe war eine schmale Metalltür, auf die sie in vollem Tempo zu hielt.

“Da ist abgeschlossen!”, hörte sie von weiter hinten Madames Stimme, doch da war es schon zu spät. Ungebremst krachte sie gegen die geschlossene Tür und prallte mit einem Schmerzensschrei von ihr ab. Ihre Chefin fing sie gerade noch rechtzeitig ab, so dass sie wenigstens nicht auch noch auf den Boden knallte.

“Bitte, schließ die Tür auf”, bat Vivien. “Bitte! Es ist wirklich wichtig!”

“Erst wenn du mir sagst, worum es geht!”

“Das kann ich nicht.”

“Dann schließe ich auch nicht auf.”

Hatte Vivien gerade fast schon flehentlich geklungen, so hatte sie sich inzwischen wieder gefangen. Leise, aber mit fester Stimme sprach sie eindringlich auf ihre uneinsichtige Chefin ein.

“Meinst du wirklich, dass das so eine gute Idee ist, darauf zu bestehen? Hier, vor der Kundschaft? Also bitte, lass uns das da drinnen besprechen!”

Einen Moment lang schien die erfahrene Geschäftsfrau abzuwägen, was für sie ungünstiger wäre; sich von Vivien hier überrumpeln zu lassen oder das Risiko einzugehen, dass die Kunden Dinge zu Ohren bekamen, die sie womöglich nichts angingen.

Als Madame endlich den Schlüssel zückte, wusste Vivien, dass sie gewonnen hatte. Die Tür war kaum einen spaltbreit geöffnet, da stürmte sie auch schon an ihrer Chefin vorbei, suchte mit fliegenden Fingern den Lichtschalter und sah sich in dem engen Raum um.

Lange brauchte sie nicht zu suchen.

Genau in der Mitte der kleinen freien Fläche, die zwischen all den Kartons und Regalen verblieben war, lag ein einzelner schwarzer Handschuh. Die Verpackung, in der die restlichen gewesen waren, lag achtlos in der Ecke.

Der Handschuh selber war jedoch sorgsam zurechtgelegt worden, so dass es wirkte, als stecke eine Hand in ihm, die eine kleine weiße Karte zwischen den Fingern hielt.

Unartige kleine Vivien”, stand darauf zu lesen. “Hatte ich nicht JEDERZEIT gesagt...?



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