Читать книгу "Brender ermittelt" - Kim Scheider - Страница 3

Prolog

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Irgendetwas stimmt hier nicht!

Bereits draußen im Hausflur hatte ihn ein ungutes Gefühl beschlichen. Dabei gab es nichts Verdächtiges zu sehen. Alles war so, wie es immer war. Seit nunmehr fast schon zehn Jahren, die er mittlerweile in diesem Haus wohnte.

Der Flur war menschenleer.

Geräusche der Nachbarn drangen nur gedämpft durch die geschlossenen Türen, trotz zahlreicher Kinder. Alle Teppiche lagen so, wie sie sollten und auch die raumgreifende Grünpflanze, die den ansonsten recht kahlen Flur etwas aufhübschte, stand da, wo sie hingehörte.

Alles war wie immer.

Und doch war da dieses ungute Gefühl, das einfach nicht von ihm weichen wollte. Das sich noch verstärkte, als er vorsichtig die Tür aufschloss und den Flur geradezu zaghaft betrat.

Irgendetwas ist hier faul!

Er hätte nicht sagen können, was es war, denn auch seine Wohnung sah so aus wie immer. Keine Einbruchspuren, nichts fehlte, nichts stand an falscher Stelle. Alles war noch so, wie er es am Morgen verlassen hatte.

Dennoch richteten sich seine Nackenhaare auf und eine Gänsehaut kroch ihm über den Rücken.

Eine etwas sensiblere Nase hätte ihm vielleicht schon eher verraten, dass es der Geruch war, der ihn so irritierte. So wurde er ihm erst bewusst, als er seinem Ursprung ganz nahe gekommen war und er ihn förmlich schon schmecken konnte.

Erdig.

Das war es, was ihm schließlich dazu einfiel.

Nach frisch aufgeworfenem Herbstboden roch es. Würzig, auch etwas nach Pilz und verfaulendem Laub. Ein Geruch, den er an und für sich mochte. Solange er draußen aus dem Wald kam. Und zwar im Herbst. Und nicht im Frühling und, wie es schien, aus seinem Schlafzimmer.

In einer geschmeidigen Bewegung zog er seine Waffe, entsicherte sie und pirschte sich nahezu lautlos an die leicht offen stehende Tür heran. Von seiner Position aus konnte er nicht den gesamten Raum überblicken, doch einen Großteil konnte er so einsehen. Der wuchtige aber schlichte Kleiderschrank nahm beinahe die gesamte links von ihm liegende Wand ein, an der Stirnseite das große Fenster, durch das die Sonne ihre Strahlen auf den hellen Teppich warf. Das Laub einer alten Buche vor dem Haus zauberte ein fleckiges Muster in die Lichtstreifen. Auch hier alles in bester Ordnung.

Bis sein Blick nach rechts auf das Bett fiel.

Da lag etwas auf der Tagesdecke, das nicht von ihm stammte.

Etwas, das er von seinem Standort aus nicht richtig erkennen konnte.

Die Waffe im Anschlag stieß er die Tür weit auf und machte einen großen Schritt in den Raum hinein. Er konnte nun direkt auf sein Bett sehen.

Was er sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.

Auf dem Kissen ruhte der Kopf einer nahezu skelettierten Leiche. Die noch gut erhaltenen blonden Haare waren ordentlich um den Schädel drapiert. Die vermutlich weibliche Leiche war mit einem zart rosafarbenen Nachthemd bekleidet, aus dessen Ärmeln bleiche Knochen herausragten, an denen noch Sehnenfetzen baumelten. Zwischen den Fingern der rechten Hand klemmte ein Handschuh aus schwarzer Spitze. Fast wirkte es, als habe die Tote ihn gerade erst ausgezogen. Die andere Hand hielt eine aufdringlich bunte Karte voller Luftballons, wie man sie Kindern zum Geburtstag schenkte.

Er wusste, was auf der Karte stand, ohne sie gelesen zu haben.

Er wusste auch, um wen es sich bei der Toten handelte.

Und ihm war ebenfalls klar, warum sie gerade auf seinem Bett lag.

Sie war bei Weitem nicht die erste Leiche, deren Anblick er ausgesetzt war. Sie war nicht einmal die erste, die er in solch einem fortgeschrittenen Zustand der Verwesung zu sehen bekam. Und doch traf ihn ihr Anblick bis tief ins Mark.

Mit Tränen der Wut in den Augen, rief er die Kollegen von der Spurensicherung.



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