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Juni 1968
ОглавлениеIm Juni machten Thorben, Sören, Ernst und Wolfram ihr Abitur an der Hebbelschule. Sie waren die vier, die ohne Sitzenbleiben durchgekommen waren. Achtundvierzig Schüler waren sie in der Sexta13 gewesen, nur noch zwölf in der Oberprima14. Die Auswahl war hart gewesen.
Zwei Jahre später gingen die Mädchen aus dem Vierer ins Abitur an der Ricarda Huch-Schule. Bei ihnen war das Verhältnis mit 45 zu 12 ähnlich brutal gewesen.
Das waren die Jahre lange vor „Pisa“, da kam es der Politik noch nicht darauf an, dass in Statistiken möglichst viele Abiturienten auftauchten; „Elite“ war noch kein Schimpfwort.
Selbst in der verschlafenen Universitätsstadt Kiel begannen in der Zeit die Achtundsechziger zu greifen. Stichwort: Studentenrevolte – Raus mit dem Muff von 1000 Jahren aus den Talaren und so.
Sören war wehrdienstmäßig „untauglich“. Warum, hatte ihm nie wirklich eingeleuchtet. Er begann noch im Wintersemester ein Biologie- und Chemie-Studium in Kiel, Thorben musste zum Bund.
Asta und Regina begannen 1970 in Kiel Germanistik und Betriebswirtschaft beziehungsweise Germanistik und Politologie zu studieren. Meike und Susanne folgten dem aktuellen Trend und nahmen Studien der Soziologie und Philosophie auf. Muck folgte ihren Interessen und studierte Ökotrophologie und Landwirtschaft.
Nur Sören und die Mädchen trafen sich regelmäßig bei Demonstrationen, zum Beispiel bei die Amis raus aus Vietnam und Gegen das Amerika-Haus, die Naturwissenschaftler waren die bravsten Studenten im Kiel der 68er Jahre; die Mädels aus den anderen Fakultäten waren politisch viel aktiver.
Aber man traf sich nach den Demos in den einschlägigen Studentenkneipen. Nach den Vordiplomen verteilten sich die Freundinnen und Freunde auf die Universitäten in ganz Deutschland und verloren den Kontakt zueinander. Erst telefonierte und schrieb man sich noch häufig, dann weniger, schließlich gar nicht mehr. Denn SMS und Email waren noch lange nicht erfunden, und unter sozialen Netzwerken verstand man bestenfalls Wohltätigkeitsvereine.