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Sehnsucht nach Ewigkeit

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Bevor wir intensiver über die Ewigkeit nachdenken, müssen wir begriffen haben, was es mit der Zeit auf sich hat, die wir hier und jetzt so selbstverständlich voraussetzen. Zeit ist es, die uns zur Verfügung steht – unterschiedlich viel Zeit, aber in der Regel sind es viele Jahre. Und dank der modernen Medizin sind es heute im Durchschnitt wesentlich mehr als noch vor 50 Jahren. »40 ist die neue 30« – so hört man es immer wieder. 10,15 Jahre sind in den letzten Jahrzehnten dazugekommen. Das ist eine lange Zeit!

Tatsächlich ist es viel Zeit – jeden Morgen gibt uns jemand, der uns liebt, 86 400 Sekunden zur freien Verfügung. Das sind 1 440 Minuten bzw. 24 Stunden. Jeden Tag. Das Problem dabei ist: Wir können die Zeit nicht sparen. Wir müssen sie ausgeben, so oder so, und wir können sie nur einmal ausgeben. Die Minuten, die Sie gerade darauf verwendet haben, den Anfang dieses Buches zu lesen, sind unwiderruflich weg. Jemand sagte einmal treffend: »Das Leben ist wie eine Münze. Du kannst es ausgeben, für was immer du willst, aber du musst es ausgeben und du kannst es nur einmal ausgeben.« Entscheidend ist, dass man es ausgeben muss, egal ob sinnvoll oder nicht.

Bei aller Verfügbarkeit der Zeit können wir uns nur schwer damit abfinden, dass unsere Zeit hier auf der Erde endlich ist. Uns verlangt nach Ewigkeit, auch wenn das Alltägliche so bestimmend ist. Die Angst vor dem Tod hat nicht zuletzt ihren Grund in dem unbestimmten Sehnen nach mehr – nach mehr Jahren, mehr Zeit, mehr Leben. Randy Alcorn schreibt in seinem Buch über den Himmel: »Jede Zivilisation der Menschheitsgeschichte wurde von dem Gefühl geprägt, dass wir irgendwo für immer leben … Die Anthropologie bestätigt, dass jede Kultur einen von Gott geschenkten, angeborenen Sinn für das Ewige hat.«2 Ein Blick in unterschiedliche Kulturen scheint dies zu bestätigen.

Qin Shi Huang Di, der erste Kaiser von China, Erbauer der Chinesischen Mauer und bekannt durch die seinem Mausoleum vorgelagerte riesige Terracotta-Armee, rechnete fest mit der Möglichkeit, ewig zu leben. Er glaubte daran, dass auch der Tod besiegbar sei, und es ihm zustände, ewig zu leben. Als er im Jahre 219 v. Chr. während einer Reise an die Küste von den ›legendären Inseln der Unsterblichkeit‹ hörte, schickte er eine 3 000 Mann starke Truppe los, um die Inseln zu finden. Sie sollte ihm das Elixier des ewigen Lebens beschaffen. Die Expedition kehrte nie zurück und Historiker vermuten, dass sie deshalb verschwanden, weil eine ergebnislose Suche ihre Hinrichtung bedeutet hätte.

In der altägyptischen Mythologie unterschied man im Glauben an ein Jenseits zwischen den beiden Bereichen Himmel und Unterwelt. Die Ägypter scheinen besessen von der Sorge um das Leben ›danach‹ gewesen zu sein. Gigantische Grabmäler und nicht zuletzt die Mumienkultur sprechen dafür. Sie glaubten, dass die Toten ihre sterbliche Hülle zum Weiterbestehen benötigten. Die entsprechenden Rituale bei der Grablegung dienten dazu, ihnen den Weg ins Jenseits zu ebnen. Grabbeigaben sollten ihnen den Aufenthalt dort so angenehm wie möglich gestalten.

In der Welt der griechischen Philosophen ging der entscheidende Einfluss auf die eine ewige Existenz auf Platon zurück. Für ihn war die Seele der nicht-materielle Teil eines Menschen und der damit auch wirklich bedeutsame. Die Seele ist unsterblich, existiert bereits vor dem materiellen Leib und wird auch nach seinem Dahinscheiden weiter bestehen. Der Tod ist die Trennung von Leib und Seele, wobei der Leib vergeht und die Seele in den Hades eintritt. Hier wird der Mensch nach seinem irdischen Verhalten beurteilt und entsprechend behandelt.

Die Inkas herrschten vom 13. bis zum 16. Jahrhundert über ein riesiges Reich mit ca. 200 Volksgruppen. Ihr Herrschaftsgebiet reichte vom heutigen Ecuador bis nach Chile und Argentinien; ein Gebiet, das in seiner Nord-Süd-Ausrichtung größer war als die Entfernung vom Nordkap bis nach Sizilien. Zentrale Bedeutung in ihrer Sonnenverehrung hatte der Totenkult. Man war fest davon überzeugt, dass es nach dem Tod ein Weiterleben gibt. So wurden einem Inka, wenn er starb, zwei Frauen, ein Diener und ein Krieger am Tage seines Todes im Rausch geopfert. Bereits in jungen Jahren wurden diese dazu auserwählt.

Die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen. In allen alten Zivilisationen spielte der Glaube an ein Weiterleben nach dem Tod eine entscheidende Rolle. Offensichtlich haben sich alle Kulturen eine Ahnung bzw. eine Sehnsucht bewahrt, die ihren Grund in der Ewigkeit der Schöpfung hat. Der Verlust des Paradieses und die Realität des Todes lässt die ursprüngliche ewige Existenz schmerzlich vermissen. Die von Gott selbst ausgesprochene Warnung wurde mit dem Sündenfall bittere Realität: »Und Gott der HERR gebot dem Menschen und sprach: Du darfst essen von allen Bäumen im Garten, aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes sterben« (1. Mose 2,16-17).

Hier knüpft der zentrale Punkt in der christlichen Hoffnung an, nämlich die Überzeugung, dass der Tag kommen wird, an dem wir die Ewigkeit wieder zurückgewinnen. Aber noch ist es nicht so weit und deshalb ist es richtig und, gut sich rechtzeitig Gedanken zu machen, wie unsere Zeit auf dieser Erde uns vorbereitet auf die Ewigkeit.

Auf dem Weg nach Hause

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