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Einmal sehen wir uns wieder

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Skepsis, Unwissenheit, Ignoranz sind eine Art, mit dem Thema umzugehen, Angst eine andere. Die Vorstellung, dass mein Leben irgendwann unwiderruflich zu Ende geht, dass diese Welt sich dann ohne mich weiterdreht, dass ich meinen Lieben zurücklassen muss, all das Vertraute und Selbstverständliche – das macht Angst. Was kommt danach? Kommt überhaupt etwas? Wie ist das mit dem Sterben und wie sicher kann ich sein, dass alles gut wird, wirklich gut?

Wenn wir dann an einem Grab stehen, merken viele von uns das erste Mal, dass der emotionale Umgang mit dem Gedanken an ein Leben nach dem Tod noch ein ganz anderes Thema ist. Wenn Menschen sterben, wenn wir uns verabschieden müssen von Angehörigen und Freunden, steht plötzlich die Frage im Raum: »Wo ist er, wo ist sie jetzt? Sehen wir uns einmal wieder? Gibt es vielleicht doch ein ewiges Leben, ein Ort, der auf uns wartet?« In wie vielen Romanen und Filmen werden die Hinterbliebenen mit dem Zuspruch getröstet: »Er, sie, sieht uns und ist immer bei uns.« Da scheint, bei aller vordergründigen Diesseitsorientierung, doch ein Wunsch nach Ewigkeit vorhanden zu sein. Und da ist es wieder, das tiefe Wissen, dass es mehr gibt. Der Wunsch nach Ewigkeit, den der Schöpfer selbst in uns angelegt hat. Spätestens auf dem Friedhof fordert er unsere Aufmerksamkeit.


Als Pastor habe ich viele Menschen beerdigt und im Laufe der Jahre immer wieder feststellen müssen, wie sehr sich auch kirchenferne Menschen nach dem tröstenden Gedanken sehnen, dass vielleicht doch noch nicht alles aus ist, dass es Hoffnung auf ein Wiedersehen gibt. Aktuell stelle ich fest: Wo immer in diesen Tagen in unserem Land eine Trauerfeier stattfindet, wünschen sich viele Angehörige ein Lied, das noch vor einiger Zeit in den Charts der Volksmusik ganz oben anzutreffen war. Als ich eine junge Frau aus dem Freundeskreis unserer Gemeinde beerdigen musste, war es dieses Lied, das sich die Angehörigen, die durchweg keinen kirchlichen Hintergrund hatten, wünschten. Als es in der Friedhofshalle erklang, war es um die Trauergäste geschehen. Wer bis zu diesem Augenblick noch seine Tränen zurückhalten konnte, der fing spätestens jetzt an zu weinen. Das Lied, in Mundart gesungen, trägt den Titel: »Amoi seg ma uns wieder« und es ist das vielleicht bekannteste Lied von Andreas Gabalier, einem österreichischen Sänger der volkstümlichen Musik – und so lautet der erste Teil:

Uns allen ist die Zeit zu gehen bestimmt, wie ein Blatt getragen vom Wind geht’s zum Ursprung zurück als Kind Wenn das Blut in deinen Adern gefriert, wie dein Herz aufhört zu schlagen und du rauf zu den Engeln fliegst Dann habe keine Angst und lass dich einfach tragen Weil es gibt etwas nach dem Leben, du wirst schon sehen Irgendwann sehen wir uns wieder Irgendwann schaue ich auch von oben zu Auf meine alten Tage leg ich mich dankend nieder Und mach für alle Zeiten meine Augen zu.7

Ich hatte das Lied schon vorher zufällig im Autoradio gehört und nur gedacht: Unglaublich! So ein Thema als Vorlage für ein populäres Lied, für einen Schlager? Was wird hier angesprochen? Wie passt das in eine Zeit, die über alles gerne spricht, nicht aber über den Tod und die Ewigkeit.

Einmal sehen wir uns wieder – aber wie wird das sein und wer gibt mir hier verbindliche Auskunft? Bei aller zurzeit angesagten Diesseitsorientierung beschäftigen diese Fragen die Menschen doch mehr, als sie es vordergründig zugeben wollen. Wer nur ein klein wenig hineinhört in das, was gesagt, geschrieben und gesungen wird, der hält vielleicht erstaunt inne.

Roger Cicero, der bekannte und beliebte Pop- und Jazzmusiker, starb am 24. März 2016 im Alter von 45 Jahren an einem Schlaganfall. In einem seiner bekanntesten Lieder singt er:

Und als einer von Millionen/Steh ich hier und schau nach oben

Frag mich wo du gerade bist/Und wie es da wohl ist

Und als einer von Millionen/Der an Erinnerungen hängt

Fühl ich dass du gerade hier bist/In diesem Moment8

Gregor Meyle, deutscher Musiker, singt vor einem Millionenpublikum im deutschen Fernsehen seinen vielleicht bekanntesten Song: »Alles wird gut« und der beginnt so:

Fragst du dich manchmal, warum es so ist?

Wir leben und sterben – gewiss.

Freust du dich manchmal, wenn du nichts vermisst?

Man nennt es die Stunden des Lichts.

Schwermut verschwindet im zeitlosen Raum.

Kostbar ist das, was uns bleibt.

Nur die Liebe zählt.

Es ist nur die Liebe, die uns manchmal fehlt.

Es ist nie zu spät, dran zu glauben. Alles wird gut.9

Alles wird gut – ist das so? Darüber wird nachgedacht, gesungen, Bücher geschrieben. Millionenfach verkauft wurde das Buch »Den Himmel gibt’s echt« – die Erlebnisse eines Jungen, der, so beschrieben, einen Blick in die Ewigkeit tun durfte.10 Die Literatur über Nahtoderfahrungen füllt ganze Regale. Menschen, die angeblich tot waren, berichten von besonderen Erlebnissen. Sie behaupten, alles war licht und schön, niemand braucht sich vor der Zukunft zu fürchten, niemand wird auf der anderen Seite zur Rechenschaft gezogen!

Selbst die romantisch angelegte Fernsehunterhaltung in der ARD nimmt dieses Thema auf. In dem Film »Arzt mit Nebenwirkungen« beschreibt Autor Marcus Hertneck wie ein Nahtod-Erlebnis das Leben eines jungen Mannes verändert, der keinen Bezug zum Glauben hat. Er sucht nach dieser Erfahrung das Gespräch mit einem Mönch und ändert sein Leben. Eingepackt in wunderschöne Bilder, dargestellt durch höchst sympathische Protagonisten, ist da plötzlich die Rede vom Sterben und was das mit uns machen kann.

Geschichten machen die Runde, seit vielen Jahren schon und so weit, so gut! Aber, die Unsicherheit, die Angst bleiben, und mit einiger Skepsis fragen wir Menschen zu Recht: Sind solche Berichte vertrauenswürdig? Ist hier nicht der Wunsch der Vater des Gedankens? So ganz tot waren diese Leute ja wohl nicht, denn sonst wären sie nicht mehr am Leben!

Wie gut ist es, dass wir eine verlässliche Quelle haben, die uns tatsächlich Auskunft gibt über dieses geheimnisvolle, oft verdrängte und wegdiskutierte und doch so zeitlos relevante Thema! Wir müssen die Bibel zu diesem Thema befragen. Gott allein ist in der Lage, eine richtige und vertrauenswürdige Sicht auf den Himmel zu schenken. Unser Wünschen und Spekulieren hilft uns hier nicht weiter. Zu wichtig ist das Thema, zu weitreichend die darin beschlossenen Konsequenzen.

Auf dem Weg nach Hause

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