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Was ist Ihre Geschichte?

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Jochen Klepper, Dichter und Schriftsteller, bekennender Christ und Opfer der Nazis, schrieb in einem seiner Lieder: »Der du allein der Ew’ge heißt und Anfang, Ziel und Mitte weißt im Fluge unsrer Zeiten; bleib du uns gnädig zugewandt und führe uns an deiner Hand, damit wir sicher schreiten.«6

Gott hat etwas Besonderes mit uns Menschen vor. Er zwingt uns zu gar nichts, denn Liebe zwingt nicht. Aber er stellt uns in aller Konsequenz vor die Wahl, ob wir an ihn glauben wollen oder nicht. Von seiner Seite her ist alles klar, eindeutig ist sein Votum, sodass Paulus schreiben kann: »Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus. Denn in ihm hat er uns erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war, dass wir heilig und untadelig vor ihm sein sollten in der Liebe.« (Epheser 1,3-4) Bevor es unsere Welt überhaupt gab, hat er jeden Menschen gesehen und gewollt und sein größter Wunsch ist es, dass wir mit ihm die Ewigkeit teilen. Deshalb diese eindringliche Bitte: »Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.« Wir sind nicht nur für dieses Leben geschaffen worden. Was aber heißt es, klug zu leben mit dieser Perspektive Ewigkeit, die Gott uns zuspricht?


Auf wie vielen Trauerfeiern wurde dieser Vers schon zitiert? Wie oft habe ich ihn den Menschen auf einer Beerdigung vorgelesen? Immer war er für mich verbunden mit der Frage an die Zuhörer: »Wissen Sie um die Geschichte, die Gott für Sie vorgesehen hat, oder ist es so, dass die Jahre dahingehen und Sie haben sich nie gefragt, ob es Gott gibt und was es bedeutet mit ihm zu leben?«

Wie viele Menschen sind so in ihre Vorbehalte und Zweifel verliebt, dass sie über dem Vergänglichen das Ewige vergessen. Wie groß ist die Gleichgültigkeit gegenüber dem wichtigsten Thema unseres Lebens. Spätestens das Alter sollte dann doch die Zeit sein, die Menschen nachhaltig motiviert, über das Sterben und was dann kommt nachzudenken. Aber – so meine Erfahrung – dem ist nicht so. Im Gegenteil! Viele Senioren vermitteln den Eindruck, als lebten sie immer noch unter den Bedingungen ihrer Kindheit und hätten alle Zeit der Welt zur Verfügung. Ihr Alltag ist gefüllt mit Aktivitäten und solange es die Gesundheit und die Finanzen zulassen, sind sie ständig unterwegs. Alt ist man sowieso nicht, höchstens »älter«. Das Leben bietet so viel, ungeachtet der vielen Jahre, die man bereits hinter sich hat. Das Hier und Heute zählt und der Gedanke an den Tod scheint höchst unangenehm. Solange die Gesundheit halbwegs mithält, macht das Leben einfach Spaß und lockt mit so vielen Optionen. Warum ist das so?


Es gibt eine Geschichte im Neuen Testament, die Jesus seinen Zuhörern erzählt und die ganz viel mit Zeit und Ewigkeit zu tun hat. Der berühmte holländische Maler Rembrandt van Rijn hat sie in einem Bild dargelegt und die Situation packend eingefangen. Es ist die Geschichte vom reichen Kornbauern. Der sitzt in seiner Kammer und der Schein der Kerze erhellt den Nachweis seiner gesammelten Reichtümer. Die Welt um ihn herum liegt im Dunkeln. Der reiche Narr in seiner kleinen diesseitigen Welt. Er hat für alles gesorgt und kommt zu dem Schluss: »Das will ich tun: Ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen und will darin sammeln all mein Korn und meine Güter und will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut!« (Lukas 12,18-19) Auch er hätte mit Überzeugung sagen können: »So schön wie hier, kann’s im Himmel gar nicht sein.« Doch die Geschichte, die Jesus erzählt, endet so ganz anders: »Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern. Und wem wird dann gehören, was du bereitet hast? So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott.« (Lukas 12,20-21)

Aber wer will das hören? Es steht unwidersprochen fest: Unser Leben ist endlich! Danach kommt der Ort, der sich in ein großes Maß an Geheimnis hüllt. Wir nennen die Ewigkeit, den Ort, wo Gott wohnt, oft auch einfach »Himmel«. Weil dieser Ort aber oft geistlich abstrakt bleibt, kommt auch der Himmel bei den meisten von uns häufig nicht so gut weg. Wenn man überhaupt einen Gedanken an ihn verschwendet, dann scheint er kein Ort zu sein, nach dem man sich sehnt, keine echte Alternative zu einem Leben hier auf der Erde. Wim Wenders hat diese stille Überzeugung in seinem Film »Der Himmel über Berlin« eindrücklich dargestellt. Da streift der Engel Damiel in Begleitung seines himmlischen Kollegen Cassiel durch Berlin und erliegt der unendlichen Faszination menschlichen Daseins. Er träumt von einer wahrhaftigen irdischen Existenz, um all die Erfahrungen machen zu können, die den Menschen vorbehalten sind. Als er sich schließlich in die Trapezkünstlerin Marion verliebt, wagt er den Schritt, wird Mensch und lässt den Himmel hinter sich zurück.

Bei allem Respekt vor einem großen Regisseur und einem anrührenden Film: Das ist purer Unsinn, aber es entspricht dem landläufigen Klischee: Der Himmel ist – so es ihn denn gibt – langweilig; auf der Erde haben wir es nicht leicht, aber hier ist wenigstens etwas los. Mal abgesehen von denen, die jegliche Beschäftigung mit dem Thema Himmel als spekulativen Unsinn abtun, spielt eine mögliche ewige Zukunft im Denken der meisten Menschen einfach keine Rolle. Der Himmel ist wohl kein Ort, nach dem man sich sehnt, geschweige denn einer, mit dem man fest rechnet. Allein wenn es eng wird, wenn irdisches Leben zu Ende zu gehen droht, keimt Hoffnung auf das Jenseits auf. Der erklärte Grund vieler, die trotz mangelnden Glaubens weiterhin Mitglied einer Kirche sind, lautet: »Man kann ja nie wissen. Sicher ist sicher. Vielleicht ist doch etwas dran an dem, was die Kirche über den Himmel sagt.«

Auf dem Weg nach Hause

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