Читать книгу Auf dem Weg nach Hause - Klaus-Günter Pache - Страница 19
Unsere Lebensgeschichte ist immer nur so gut wie ihr Ende!
ОглавлениеIch lese gerne und viel. Ich liebe spannende Bücher. Ich muss aber eines gestehen: Wenn ich mir ein Buch kaufe oder ausleihe, mache ich nicht selten Folgendes: Ich schlage die letzten Seiten des Buches auf und lese den Schluss. Ich muss wissen, ob das Buch gut ausgeht oder nicht, ob auch bei einem tragischen Ende nicht Sinnlosigkeit, sondern Sinn und Hoffnung den Ausgang des Gelesenen bestimmt. Für dieses Geständnis habe ich nur selten Applaus bekommen. Im Gegenteil. Meist war die spontane Reaktion der Zuhörer: »Das geht ja gar nicht. Da ist doch alle Spannung weg!« Nur wenige nickten verständnisvoll. Mit dieser Reaktion muss ich leben, aber für mich ist es nun mal so: Wenn ich weiß, das Buch endet gut, dann genieße ich es viel mehr. Manche Dinge sind einfach zu wichtig, um sie dem Zufall zu überlassen. Bücher sind für mich immer nur so gut, wie ihr Ende gut und sinnvoll erscheint. Ohne ein gutes oder zumindest folgerichtiges Ende wird die Geschichte zu einem Albtraum – hoffnungslos, voll vergeblicher Kämpfe, ohne Sinn. Vertane Zeit, Ärger über ein Ende, das so gar nicht zum Verlauf des Buches passt.
Wenn wir das nun auf unser Leben übertragen, ergibt es Sinn: Unsere Lebensgeschichte ist immer nur so gut wie ihr Ende! Wie unendlich wichtig muss mir daher die Frage sein, ob mit dem Tod alles aus ist oder ob es die Option auf Ewigkeit wirklich gibt. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem Mann, das ich vor einiger Zeit hatte. Wir reden über das Leben, über das, was uns wichtig ist und schließlich über den Glauben. Der Mann vor mir ist überzeugt davon, dass mit dem Tod alles aus ist. »Dann ist das Leben vorbei, Deckel zu und aus – das war’s!«, sagt er. »Was für ein Horror!«, denke ich und sag’s ihm auch. Unsere Geschichte sollte anders verlaufen.
Je länger ich lebe, desto mehr glaube ich, dass wir so nicht wirklich leben können. Wenn das Leben auf dieser Erde alles ist, dann kommen wir ständig zu kurz, egal wie viele Jahre uns vergönnt sind. Dann muss unser Leben, egal wie erfüllt es ist, zwangsläufig unvollendet bleiben. Die Ziele verlieren ihren Glanz, weil wir wissen, wie fad sie schmecken, wenn wir sie erreichen. Nichts hat Bestand. Alles geht zu Ende und es ist klar, warum das so ist. Wir sind einfach für mehr erschaffen! Augustinus, Kirchenvater im 4. Jahrhundert, hat einst geschrieben: »Unruhig ist unser Herz in uns, bis es ruht, O Gott, in dir!«13
Wir werden also der Frage nachgehen müssen: Hat die Geschichte mit Gott ein gutes Ende, ein Happy End? Offensichtlich ja, wenn wir uns die Mühe machen, nachzufragen, ob Gott in unserem Leben eine entscheidende Rolle spielt. Jetzt – und im Verlauf dieses Buches dann immer wieder – lade ich Sie ein, es mal so zu machen, wie ich es gewöhnlich mit einem neuen Buch mache: Schlagen wir die Bibel hinten auf und lesen die letzten Seiten. Wie geht unsere Geschichte aus, die Geschichte derer, die bei Lebzeiten Gott geglaubt haben? In der Offenbarung steht es, in Kapitel 21 Verse 3-4 und 22 Vers 5:
Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen. Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein.
Und es wird keine Nacht mehr sein und sie bedürfen nicht des Lichts einer Lampe und nicht des Lichts der Sonne; denn Gott der Herr, wird ihnen leuchten, und sie werden regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Unglaublich, es ist kaum vorstellbar, aber das ist die Zukunft für jeden, der Gott sein Leben anvertraut hat. So ganz anders, als wir es uns vielleicht vorgestellt haben. An einer anderen Stelle wird deutlich, wie unbeschreiblich das ist: »Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben.« (1. Korinther 2,9, nach Jesaja 64,3).
Nehme ich diese und viele andere Aussagen in der Bibel zu diesem Thema ernst, dann bedeutet »In den Himmel kommen« zuerst einmal:
Wir werden dazugehören!
Wer sich in diesem Leben dazu entschieden hat, seine Existenz Gott anzuvertrauen, der gehört dazu. Er hat eine ewige Zukunft. Der Tod hat nicht mehr das letzte Wort. Die Ewigkeit bei Gott ist ihm verheißen. Was für ein Trost!
Paulus schreibt: »Wir aber sind Bürger im Himmel; woher wir auch erwarten den Heiland, den Herrn Jesus Christus, der unsern geringen Leib verwandeln wird, dass er gleich werde seinem verherrlichten Leibe nach der Kraft, mit der er sich alle Dinge untertan machen kann.« (Philipper 3,20-21)
Das Bürgerrecht war in jener Zeit ein hohes Privileg. Paulus selbst war römischer Bürger, was ihm nicht zu unterschätzende Vorteile im gesamten Römischen Reich brachte. Als Menschen, die Gott kennen, sind wir schon hier und jetzt Bürger des Himmels. Wir haben hier nicht unser wirkliches Zuhause. Wir Christen sind im Grunde überall Ausländer, denn unsere Heimat ist der Himmel, die ewige Welt Gottes. Als Bürger jener ewigen Welt genießen wir schon hier unverzichtbare Vorteile. Wir wissen um die Fürsorge Gottes, wir sind niemals alleine unterwegs, wir machen unsere Erfahrungen mit dem Gebet, leben von Vergebung und Wegweisung.
»In den Himmel kommen« bedeutet weiter:
Wir werden Jesus Christus sehen.
Kennen Sie das alte Kirchenlied »Schönster Herr Jesus«? Ich liebe dieses Lied, nicht zuletzt wegen dieses Verses:
Alle die Schönheit, Himmels und der Erde,
ist verfasst in dir allein.
Nichts soll mir werden lieber auf Erden,
als du, der schönste Jesus mein.14
Wir werden den sehen, an den wir geglaubt haben – endlich! In einem Augenblick werden alle Zweifel ein Ende finden. In einem Augenblick wird uns klar: Es stimmt, alles ist wahr, die Bibel hat recht. In einem Augenblick werden wir von einer unvorstellbaren Freude erfasst. Alles hat sich gelohnt, nichts war umsonst. Den Kindern Gottes gilt am Ende der Tage die Verheißung: »Deine Augen werden den König schauen in seiner Schönheit; du wirst ein weites Land sehen.« (Jesaja 33,17)
David beschrieb diese Hoffnung in einem seiner Lieder: »Gott, du bist mein Gott, den ich suche. Es dürstet meine Seele nach dir, mein Leib verlangt nach dir aus trockenem, dürrem Land, wo kein Wasser ist. So schaue ich aus nach dir in deinem Heiligtum, wollte gerne sehen deine Macht und Herrlichkeit.« (Psalm 63,2-3)
Und drittens bedeutet es:
Wir werden ankommen!
Als das Volk Israel im Alten Testament im Exil lebte, war die Sehnsucht groß, endlich wieder Jerusalem, den Berg Zion zu sehen und an den herrlichen Gottesdiensten im Tempel teilzunehmen. Im Psalm 122,1-2 heißt es: »Ich freute mich über die, die mir sagten: Lasset uns ziehen zum Hause des HERRN! Nun stehen unsere Füße in deinen Toren, Jerusalem.« Wir Christen haben die Zuversicht, ja, die Verheißung, dass der Tag kommen wird, an dem er, Jesus, wiederkommt und uns nach Hause holt. Das neue Jerusalem wird unser Zuhause sein. Christen sind auf dem Weg, auf einer langen Reise. Wenn wir an Gott glauben, dann haben wir den Wendepunkt unserer Reise schon hinter uns. Es geht nach Hause, wir nähern uns der Heimat. Eines Tages, es dauert gar nicht mehr so lange, werden wir an der Straßenecke abbiegen und unsere Träume werden wahr. Kein Leid mehr, kein Geschrei! Wir werden den König sehen in seiner Schönheit. Und dann beginnt das wahre Leben!
Darum geht es, um nicht mehr und nicht weniger. Da verwundert es nicht, wenn wir feststellen: Die Suche nach einem letzten Sinn, die Sehnsucht nach einer ewigen Zukunft durchzieht die Geschichte der Menschheit. Sie findet Eingang in die Musik, in der Literatur, in die Malerei und ganz bestimmt auch in die multikulturellen Möglichkeiten einer neuen Zeit.