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Es geht nur mit Mannschaftsspiel auf Augenhöhe

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Blicke verstellen sich vor allem dann, wenn sie den Anspruch auf Ausschließlichkeit haben. Unsere Klinik hatte sich systemischen Konzepten verschrieben. Im Kern lag – was unsere Aufgabe anging – der Gewinn in der Überzeugung, dass wir deutlich erfolgreicher sind, wenn wir unsere Unterschiedlichkeit nutzen. Das bedeutete auch, einen rigiden medizinischen Führungsanspruch aufzugeben, der gerade im Umgang mit Menschen mit Intelligenzminderung häufig inhaltsleer war, und anstelle dessen voneinander zu lernen. So waren es auch in den frühen Jahren nicht die Neuroleptika, die das Stationsklima änderten, sondern die Impulse von Erzieherinnen, die zusammen mit mutigen Mitarbeitenden der Pflege gegen oft erheblichen Widerstand starre Reglementierungsregimes durch einen deutlich wertschätzenderen, auf Verstehen gerichteten Umgang ersetzten. Ein weiterer Gewinn lag in der prägenden Rolle, die die meist fallführenden Psychologen und Pädagogen in der Abteilung hatten. Sie leiteten therapeutisch viele Stationen. Außerdem verfügten wir über eine engagierte Krankenhausschule, in der Sonderpädagogen allein und zunehmend eben auch zusammen mit uns neue Wege gingen. All das führte zu einem vertieften Verständnis dessen, was uns und die Kinder und Jugendlichen in ihren Familien oder Einrichtungen bewegte.

Bis heute ist für mich überraschend, dass all das, was an malignen Abgrenzungskämpfen zwischen Berufsgruppen beschrieben wird, in der Klinik kaum spürbar war. Ohne unser Miteinander hätten wir nichts erreicht. Die gemeinsame Kultur muss immer wieder neu erstritten, konkret gestaltet und von den Leitungen präsent unterstützt werden. Im Verlauf eines Aufenthaltes treten übrigens professionelle Teilaspekte zu unterschiedlichen Zeiten sehr unterschiedlich zutage. Übergänge sind fließend. So mag bei einer floriden psychiatrischen Entwicklung zunächst eher »psychiatrisches« Denken im Vordergrund stehen. Mit zunehmender Stabilität geht es dann wieder um entwicklungsorientiert »Pädagogisches«.

Es wäre doch wunderbar, wenn in Entwicklungsfragen kompetente Pädagogen Verhalten als im Rahmen einer spezifischen Entwicklung als zwar krisenhaft, aber normal erklären könnten. Aufgrund ihrer Expertise erscheinen die »Symptome« nachvollziehbar, die vom Psychiater als Zeichen einer psychischen »Erkrankung« gewertet und schlimmstenfalls fehlgedeutet werden könnten. Umgekehrt kann der Psychiater einzuschätzen helfen, wann gezeigtes Verhalten Qualitäten annimmt, die allein durch pädagogische Maßnahmen schwer beeinflussbar sind. In einem achtsamen Miteinander können Positionen nebeneinander stehen, greifen Hilfen ineinander.

Ich gebe zu, dass hier Kliniken sehr privilegiert sind. Fallbezogene Austauschforen sind jedoch auch anderswo möglich. Diesbezüglich bin ich tendenziell optimistischer als Klaus Hennicke und würde anregen, ein nächstes Buch über die Kultur des Gelingens zu schreiben, eine Kultur, die es auch jetzt schon gibt – nicht immer, aber immer öfter.

Der verstellte Blick: Verhaltensauffälligkeiten und psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen mit intellektueller Beeinträchtigung

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