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Die Quellen und ihre Bereitstellung

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Dass Petri Schlüssel auch jetzt noch die Schlüssel des Mittelalters seien, soll treffend kein Geringerer als Heinrich Georg Pertz, der wichtige Quellen-Editor der Monumenta Germaniae Historica, bemerkt haben. Das Papsttum gilt als die einzige Institution, die von der Antike bis heute in Urkundenwesen, in Rechtsvorstellungen und -verfahrensweisen, in Zeremoniell und vielen anderen Aspekten Kontinuitäten erkennen lässt; es ist eine Institution, die auf Spätantikes und Byzantinisches verweist und die seit dem beginnenden Mittelalter zunehmend universal agierte. Für das Mittelalter könnte man fast sagen, dass das Papsttum eine der wenigen europäischen Institutionen war, wenn mit „Europa“ hier vornehmlich ein lateinisch dominierter Einflussbereich gemeint ist. Grundlage für diese Einsichten ist aber unter anderem der Quellenreichtum der päpstlichen Überlieferung, die in der ganzen Welt ihresgleichen sucht. Deshalb war es nicht nur für die Papstgeschichte, sondern für die Geschichtswissenschaft überhaupt ein Ereignis ersten Ranges, als Papst Leo XIII. (1878–1903) ohne jeglichen Zwang 1881 die Vatikanischen Archive der Wissenschaft öffnete. Dies war der Startschuss für viele wissenschaftliche Großunternehmungen. 1888 wurden das Deutsche Historische Institut (damals noch unter anderem Namen) und die Stützpunkte anderer Nationen in Rom eingerichtet und große, zum Teil bis heute betriebene Forschungs- und Editionsprojekte angestoßen.

Die Quelleneditionen und Hilfsmittel zur mittelalterlichen Papstgeschichte sind inzwischen umfangreich.15 Neben den frühen Hilfsmitteln von Philipp Jaffé und August Potthast mit kurzen inhaltlichen Zusammenfassungen (Regesten) der Briefe, Urkunden und Erwähnungen (bis 1198 bzw. 1198–1304) und der Aufnahme päpstlicher Quellen in den jeweils nationalen Quellenreihen (in Deutschland zum Beispiel Monumenta Germaniae Historica und Regesta Imperii) erfasst seit 1896 das Göttinger Papsturkundenwerk/Pius-Stiftung für Papsturkundenforschung die Überlieferungen bis 1198 in den verschiedenen europäischen Empfängerarchiven; für eine Edition der ab 1198 in römischen Registern erhaltenen Papstbriefe zeichnen verschiedene nationale Forschungsprojekte verantwortlich.

Briefe und Urkunden bilden den quantitativ größten Anteil der Überlieferung. Diese liegt für die Zeit vor 1198 in ganz Europa verstreut, erst seit Innozenz III. (1198–1216) ist das aus Rom verschickte Schriftgut wenigstens in größeren Teilen abschriftlich in römischen Registern überliefert. Auch der seit der Öffnung der Archive auszuschöpfende Quellenreichtum hat die Papstgeschichte zu einem zentralen Forschungsfeld gemacht. Dennoch sollte eine Papstgeschichte des Mittelalters nicht allein auf der Basis dieser Quellen geschrieben werden: Andere Überlieferungen – seien dies etwa Texte zur Liturgie, Rechtssammlungen, Bauten oder andere Monumente – lassen oft Perspektiven von außen auf das Papsttum erkennen, welche die von päpstlichen Quellen vermittelte Binnensicht modifizieren. Selbstbild und Außenwahrnehmung treten oft auseinander und ergänzen sich so in ihrem Quellenwert. Bedeutende Zeugnisse aus dem frühen Mittelalter sind die Tatenberichte (Gesta) beziehungsweise Viten, die teilweise von Zeitgenossen verfasst wurden und bei kritischer Lektüre einen Blick in das Umfeld der Päpste gestatten, ja die römischen Erwartungen an einen „guten“ Papst erkennen lassen. Diese unter dem Kunstbegriff Liber pontificalis zusammengefassten Viten wurden vom 6. Jahrhundert an bis ins ausgehende 9. Jahrhundert fortgeführt. Für das vergleichsweise quellenarme Frühmittelalter ist dieses „Papstbuch“ eine unschätzbare Quelle. Im Hochmittelalter wiederum nimmt dann mit der zunehmenden Universalität des Papsttums die Masse der Überlieferungen immens zu, so dass die Quellensuche und -publikation zur Geschichte des Papsttums immer mehr zur europäischen Aufgabe wird.

Geschichte des Papsttums im Mittelalter

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