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Biblische Grundlagen und frühe Zeugnisse

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Die zahlreichen Papstlisten – auch die heute offizielle des Annuario Pontificio – beginnen alle mit Petrus, obwohl man weder für diesen noch für die Nachfolger in den ersten zwei Jahrhunderten exakte Pontifikatsjahre anzugeben vermag. Deshalb räumen inzwischen sogar katholische Dogmatiker Schwierigkeiten ein, eine päpstliche Kirchenleitung für die Frühzeit zu belegen und den Führungsanspruch Roms auf ein „göttliches Recht“ (ius divinum) zurückzuführen, wie dies noch auf dem Ersten Vatikanischen Konzil 1869–1870 bekräftigt wurde.2 Unabhängig davon, ob man eine göttliche Stiftung des Papstamtes annimmt oder nicht, lässt sich verfolgen, wie sich ausgehend von der erkennbar bevorzugten Stellung des Petrus in verschiedenen Bibelpassagen die Konzeption des Petrusamtes entwickelt hat.

Das Neue Testament hebt Petrus mehrfach hervor, nicht nur mit den schon zitierten Worten, die auch die Kuppel von St. Peter in Rom zieren: „Du bist Petrus der Fels […]“. Dem ließen sich Zitate aus dem Johannesevangelium hinzufügen: „Weide meine Lämmer! […] Weide meine Schafe“ (Joh. 21, 15–17). Unstrittig war Petrus einer der frühesten Jünger Jesu, einer der ersten Zeugen der Auferstehung, wie bei Paulus zu lesen ist. Er stand wohl mit Jakobus dem Älteren an der Spitze des Zwölferkollegiums in Jerusalem. In der dortigen Urgemeinde dürften grundsätzlich alle Gemeindemitglieder anstehende Entscheidungen gemeinsam gefällt haben, jedoch scheint dem Zwölfergremium und darin wiederum Petrus in wichtigen Fragen ein bedeutendes Gewicht zugekommen zu sein. Als die Jerusalemer Gemeinde um 42/44 nach Christus eine erste Verfolgung erlitt, starb Jakobus der Ältere, während Petrus wahrscheinlich die Flucht gelang. Wir wissen allerdings nicht, wo er sein Missionierungswerk fortsetzte. Die Briefe des Apostels Paulus an die Christen in Rom und das vielleicht in Rom verfasste Schreiben an die Gemeinde von Philippi, welche etwa in den Jahren 45/55 nach Christus entstanden, bringen Petrus nicht mit der Hauptstadt des Reiches in Verbindung. Wie diese Schriften allgemein erkennen lassen, dürfte allerdings in Rom schon sehr früh eine Christengemeinschaft innerhalb der recht starken Judengemeinde bestanden haben, obwohl die Jeru salemer Gemeinschaft bis zum Jahre 70 nach Christus, als Titus die Stadt zerstören ließ, eine Spitzenposition behielt. Erst um 96 erwähnt ein Brief der römischen Gemeinde an die Gemeinde von Korinth, der später einem Presbyter oder sogar Papst Clemens zugeschrieben wurde (deshalb oft Pseudo-Clemens), das Wirken von Petrus und Paulus und verbindet es indirekt mit Rom.3 Dieser Brief lässt letztlich nur erkennen, dass Petrus und Paulus in Rom wirkten oder starben, besagt aber nichts über ihre Funktionen in der römischen Gemeinde, die zu dieser Zeit noch gar keine erkennbar festen Strukturen ausgebildet hatte.

Geschichte des Papsttums im Mittelalter

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