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II. Das frühe Christentum und die Hauptstadt des Römischen Reiches – von Petrus bis zu Leo dem Großen († 461) Bischofsamt und Personen

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Die Frage nach den Anfängen ist gerade für eine noch heute bestehende Institution zentral, jedoch ausgesprochen schwierig zu beantworten. Sie kann auch in einer Geschichte des Papsttums im Mittelalter nur ansatzweise diskutiert werden, um die Grundfragen zu verdeutlichen. Die ersten vier Jahrhunderte des Christentums in Rom sind durch eine zunehmende hierarchische Strukturierung gekennzeichnet; diese intensivierte sich ab dem Zeitpunkt, als das Christentum nach der Konstantinischen Wende zu Beginn des 4. Jahrhunderts offiziell akzeptiert worden war und in eine enge Verbindung mit der politischen Gewalt trat. In dieser Zeit, die von großen, vornehmlich auf Konzilien geführten Diskussionen um Organisationsformen und Glaubensinhalte der christlichen Gemeinde bestimmt war, wurden die wichtigsten frühen Stellungnahmen zu einem römischen Leitungsamt formuliert. Vielleicht spielte der Unterschied von Ost- und Westreich hierbei eine wichtige Rolle, wie manche Forschungen nahelegen.1

Über die einzelnen Personen, die in den ersten zwei Jahrhunderten als Bischof von Rom fungierten, ist kaum etwas bekannt. Ihre Namen werden in der Bischofsliste des Irenäus überliefert, jedoch bleibt die Chronologie ihrer Pontifikate vielfach unsicher. Erst im dritten Jahrhundert treten einzelne römische Bischöfe deutlicher in Erscheinung, zuvor meist nur, wenn nachträglich wichtige Entscheidungen mit ihrem Namen verknüpft wurden: so Viktor I. (189–198/99) im Zusammenhang mit dem Osterfeststreit oder Calixt I. (217–222) im Zusammenhang mit der Trinitätslehre. Die erste sichere Datierung der Papstgeschichte bietet Pontianus (230–235), der in sardinischen Steinbrüchen zum Märtyrer wurde. Stärkere Konturen besitzt auch Stephan I. (254–258), der im Ketzertaufstreit Position bezog und der zuweilen sogar wegen der erstmaligen Formulierung primatialer Ansprüche in eine Linie mit Gregor VII. und Innozenz III. gestellt wurde. Erst nach der Konstantinischen Wende ragen einzelne Personen deutlich heraus: Silvester I. (314–335) als kirchliches Gegenüber des Kaisers Konstantin des Großen, Liberius (352–366) im Rahmen der arianischen Streitigkeiten oder Damasus I. (366–384), der sich gegen einen Gegenkandidaten durchsetzen musste.

Anastasius I. (399–402) und Innozenz I. (402–417) formulierten Positionen zum Vorrang des römischen Bischofs, vor allem vertrat jedoch Leo I. der Große (440–461) diesen Anspruch besonders vehement. Aber, obgleich er als einer der bedeutendsten Päpste der Spätantike gelten darf, wissen wir über seinen biographischen Hintergrund wenig mehr, als dass er aus einer toskanischen Familie stammte. Auch die Lebenswege der Päpste des 3. und 4. Jahrhunderts können wir vor ihrer Übernahme des römischen Bischofsamtes nur selten erfassen.

Geschichte des Papsttums im Mittelalter

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