Читать книгу Wir Hawaiianer vom Bahnhof Sülmertor - Klaus Keilbach - Страница 8
ОглавлениеZAPF
Mit Zapf hatte ich den Kindergarten der Aukirche besucht und wir waren uns in dieser Zeit bei unseren Banden – Kriegen immer wieder in die Quere gekommen und uns an die Kehle gegangen.1963 waren wir eingeschult und in die selbe Klasse gesteckt worden. Zapf wohnte mit seinem Bruder Emmerich zwei Häuserblocks entfernt und schien mir immer einen Schritt voraus zu sein. Er war der erste, der eines Tages mit einer Schlaghose im Unterricht erschien. Ich wurde blass vor Neid, da es mein größter Wunsch war, selbst ein „Halbstarker“ zu sein. Im Freibad registrierte ich, dass er eine Taucherbrille mit Schnorchel besaß. Und er schrieb mit grüner Tinte, die mir aus unerfindlichen Gründen streng verboten war, schönere und gleichmäßigere Buchstaben als ich. Nun hatte er auch noch eine Gitarre bekommen und besuchte einmal wöchentlich den Gitarrenunterricht. Zapf glich verblüffend seiner Mutter. Er hatte strohblondes, glattes Haar, wasserblaue Glubschaugen und auf seiner ungewöhnlich blassen Gesichtshaut waren unendlich viele Sommersprossen. Seine Mutter gab sich die größte Mühe einen guten Draht zu unserem Lehrer zu pflegen. Es gab keinen Schulausflug, bei dem sie nicht an seiner Seite als helfende Hand den Ablauf eines solchen Unternehmens organisierte und überwachte. Oft erschien sie auch in der Funktion als Elternbeirat in unserem Klassenzimmer, um mit wichtiger Mine, in der letzten Reihe sitzend, den Unterricht zu verfolgen. So blieb es nicht aus, dass Zapf bei Wollenkamp einen Stein im Brett hatte und fast eine Art Sonderrolle genoss, was wohl auch das Ziel von Zapfs Mutter war.