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UNSER ERSTER GEMEINSAMER AUFTRITT

Am Ende des ersten Schuljahres stand ich mit Zapf zum ersten Mal auf einer Bühne. Wir hatten für die neuen Schulanfänger ein Theaterstück vorbereitet, in dem Zapf die Hauptrolle als Lehrer ergattert hatte. Mir blieb immerhin noch die Rolle des „Tafellappens“. Am Ende des kleinen Sketches sollte der „Lehrer“ einige Worte auf die Tafel schreiben, wobei sich Zapf prompt einen Schreibfehler leistete, was einige unverbesserliche Lacher im Publikum provozierte. Was folgte, war eine Tragödie. Es dauerte eine Ewigkeit Zapf nach dem kleinen Missgeschick wieder zu beruhigen. Noch eine Stunde später heulte er wie ein Schlosshund. Der ehrgeizige Klassenprimus hatte es vergeigt. An diesem Tag ahnten wir nicht, dass dies nicht das einzige Mal sein sollte, dass wir zusammen auf der Bühne gestanden waren.

Der Kampf um eine Gitarre zog sich noch einige Zeit hin. Mittlerweile zählte ich mit Zapf zu den Klassenbesten. Die einzige musikalische Förderung genoss ich in Form einer einmal pro Woche stattfindenden Singstunde jeden Mittwochnachmittag. Ein alter, grauhaariger Chorleiter namens Mauer peinigte uns im Musikzimmer mit noch älteren deutschen Volksliedern. Der einzige Grund diese freiwillige Tortur auf mich zu nehmen, war die Tatsache, dass Mauer seine bizarre Liedauswahl auf einer Akustikgitarre begleitete, die stets griffbereit auf dem riesigen Flügel lag. Auf diesem unterstützte ihn ab und zu seine ebenso alte Assistentin. Zapf zupfte derweil schon seine ersten einfachen Melodien auf seiner Wandergitarre, von denen er mir ein kurzes Übungsstück beigebracht hatte. Nach einer Chorstunde nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und bat Mauer, dieses Liedchen auf seiner Gitarre spielen zu dürfen. Eigentlich war dies nur ein Vorwand um seine Gitarre in die Hand nehmen zu dürfen. Erstaunt rief er nach meiner musikalischen Darbietung seine Assistentin ins Klassenzimmer zurück und ließ mich die Prozedur wiederholen. Bis heute weiß ich nicht, was ihn an meinem Geklimper so erstaunte. Zu Hause schilderte ich dieses Erfolgserlebnis, nicht ohne die Geschichte kräftig auszuschmücken. Auf jeden Fall gab es nun ein Angebot Mauers, meine Eltern beim eventuellen Kauf eines Instruments zu beraten. Dies brachte zum ersten Mal Bewegung in die Sache. Dass sich mein Musiklehrer für mich stark machte und Talent in mir entdeckt hatte, schmeichelte ihnen und ließ sie endlich ernsthaft über meinen Wunsch nachdenken. Dass ich für das Gezupfe lediglich den Daumen meiner rechten Hand einsetzen musste, erwähnte ich bei der Schilderung meines „Auftritts“ vorsichtshalber nicht. Für die wenigen Noten des Liedes brauchte man nicht unbedingt eine Saite zu greifen. Meine "arbeitslose" Hand hatte ich bei meiner Vorführung lässig in der Hosentasche versenkt.

Wir Hawaiianer vom Bahnhof Sülmertor

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