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Durchs Wilde Kurdistan

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Meine Storys aus Down Under kamen auch in Deutschland gut an. Die Geschichte zur WM74 vom Milchmann freute nicht nur die Kicker-Leser: Im australischen Fußballteam spielte in der Verteidigung ein gebürtiger Bremer, der morgens beim Milchaustragen trainierte. Die Amateure verloren übrigens gegen die DDR 0:2; gegen die BRD 0:3.

Nach diesem Artikel folgten etliche Anfragen von Presseagenturen Die Zeitschrift Quick suchte für eine Serie einen Verrückten, der ‚Überland von Australien nach Deutschland‘ reist. Ich schrie: „Wenn nicht ich, wer sonst?“ Der Abschied von den Aussie-Freunden fiel schwer. Doch das Abenteuer und das viele Geld von der Quick lockten. Nach fünf Monaten hatten Maggie und ich es geschafft! Sie glauben mir nicht? – Ok, ich habe ein wenig geschummelt:

Zyklon Tracy hatte die Stadt Darwin verwüstet. Die Schiffsverbindung ins 400 Meilen entfernte Timor wurde gestrichen. So flogen meine Frau und ich von Perth nach Bali – doch die weitere Reiseroute stimmt.

In Thailand traf ich das Team von Peter Scholl Latour. Ein Reporter berichtete, Laos sei der letzte Domino-Stein, der im Westostkonflikt zu kippen drohte. Also machten wir einen Abstecher zum Mekong. In Vientiane angekommen, war der Krieg vorbei. Zu meiner Schande muss ich gestehen: Das Foto mit den Soldaten auf dem Ho-Chi-Minh-Pfad habe ich mit Komparsen - für 10 US-Dollar - nachempfunden.

Burma war nur per Luft erreichbar. Den Flug nach Rangoon hätten wir fast verpasst. Als wir uns beim Checkin in Bangkok beschwerten, erklärte die Stewardess lächelnd: „We call you alleady thlee times, Malalete Malia Laisel!“ Im Pass meiner Frau stand damals: Margarete Maria Raiser.

In Neu-Delhi wollten wir die Reise abbrechen. An einer Kreuzung stoppte ein Bus mit der Aufschrift Rheinkrone. Ein Bärtiger fragte aus dem Fahrerfenster: „Wo wollt ihr beiden hin?“ Maggie seufzte: „Nach Düsseldorf-Lierenfeld!“ Der Deutsche entgegnete: „Steigt ein, wir fahren nach Ratingen, an der Sankt Michael-Kirche lassen wir euch raus.“ Der Bärtige und sein Kumpel brachten uns durchs Wilde Kurdistan nach Istanbul. Dort entschieden sie: „Wir fahren mit der Rheinkrone nach Kathmandu zurück!“ – Und damit fing unser Desaster an:

Der Busfahrer, der uns in die Heimat bringen sollte, hatte - was niemand ahnte - keinen Personenführerschein. Er wählte daher die Route über den Balkan, Österreich, Schweiz, Frankreich bis Amsterdam. Am Genfer See liefen die Busbremsen heiß. Die Reparatur war dem Fahrer zu teuer: In den Vogesen knallte der Bus am Hang auf ein Langholzfahrzeug. Baumstämme sausten über unsere Köpfe – Gott sei Dank wurde niemand ernsthaft verletzt.



Von Down Under ging’s über Indonesien, Malaysia, Thailand, Burma, Indien, Pakistan, Afghanistan, Iran, Türkei - durch den Balkan nach Österreich, Schweiz, Frankreich bis zu Maggies Mutter nach Düsseldorf.


Nette Flics fuhren uns im Streifenwagen nach Straßburg. Per Bahn ging‘s zum Grenzübergang Kehl. Dort waren wir - zerzaust und gestresst - ein gefundenes Fressen für den deutschen Zoll. Dank der Hilfe eines Mitgliedes des ‚Petitionsausschuss des deutschen Bundestages‘, endete unsere Irrfahrt mit der Entschuldigung des Bundesfinanz-Ministeriums – mehr möchte ich dazu nicht sagen.

Sie glauben, es könnte nicht schlimmer kommen? Warten Sie ab: Die 2000 Dias hatte ich schnell sortiert, die Story war geschrieben. Stolz fuhr ich zur Presseagentur nach Hamburg. Der alerte Agenturchef stotterte: „Der Quick-Chefredakteur wurde gerade gefeuert! Für Ihre Story haben wir keine Verwendung!“ Von dem Ausfallhonorar und den verkauften Bildern erwarb ich zwei VW-Käfer. – Kein Reichtum, doch die Erinnerungen sind Millionen wert.




Nach der Rückkehr aus Australien lebte ich eine Weile in Berlin: Sonnenallee und Gropiusstadt waren mein Revier. Eine tolle Stadt! Meine Frau legte in Neuss das Staatsexamen für Englisch ab, anschließend heirateten wir. Damit begann der Ernst des Lebens! Völlig überraschend erhielt ich einen Anruf aus dem Axel Springer Verlag: „Herr Gerhard Kripahle möchte Sie gerne sprechen!“

Meine schönsten Flops

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