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3.
Staatsmann

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Einmal im Jahr besuchte uns Onkel Willy aus Bonn. Bei Bier und Korn weihte er die Gäste der Dorfkneipen in die Geheimnisse der Politik ein. Nach dem fünften Schnaps ließ er sich gern mit ‚Herr Bundeskanzler‘ ansprechen. Alle waren überzeugt: Kilians haben beste Beziehungen zu hohen Regierungskreisen. Die Schulkameraden der dritten Klasse frotzelten: „Bei den Kontakten gehst du sicher in die Politik.“ Diplomatisch wich ich aus: „Das werde ich mir überlegen …“

In den Ferien kam die Gelegenheit, meine Ambitionen zu überprüfen. Onkel Willy hatte versprochen, mir seine Wirkungsstätte - den Bundestag - zu zeigen. Er empfing mich im dunkelblauen Livree. Die Goldknöpfe am Jackett und der Bundesadler strahlten in der Herbstsonne. So hatte ich mir den Bundeskanzler vorgestellt!

Auf der Gästetribüne lauschte ich der Rede eines keifenden Herrn. Mit einer hektischen Bewegung kippte der das Wasserglas um. Nun kam der Auftritt des Onkels: Selbstlos wischte er mit einem Tuch über das Sprecherpult, tauschte das Wasserglas und trat nichtssagend wieder ab.

Meine Entscheidung war gefallen: Der Bundeskanzler soll dem Volke dienen! Er soll nicht Wasserträger für Idioten sein. Der Blick auf die Wasserpfütze am Boden genügte: Politik ist ein dreckiges Geschäft – das ist nicht mein Ding.

Nach den Ferien versuchte mein Vater diese Ansicht zu korrigieren: „Onkel Willy arbeitet im Bundestag als Saaldiener und trägt keinerlei politische Verantwortung.“ Okay – das war möglich. Warum soll der Bundeskanzler Uniform tragen? Meine grundsätzliche Einstellung zur Politik konnte mein Vater aber nicht ändern.



Meine schönsten Flops

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