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5.
Alptraum

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Die Storys über mein Studium gehören in einen Horror-Roman. Sie sollen sich aber amüsieren und so berichte ich über die Tätigkeiten, mit denen ich das Studium finanzierte: Nachtschicht im Blechwalzwerk bei Hoesch, Messegrafiker in Düsseldorf und Statist in Ritterrüstung bei der Eröffnung eines Restaurants in Hohensyburg.

Den lukrativsten Job bot die DSG. Nachmittags begann der Dienst auf dem Gelände der Deutschen Schlafwagen-Gesellschaft. Abends verließ der Zug den Dortmunder Hauptbahnhof mit Ziel Innsbruck oder Interlaken. Vor Ort gab‘s Zeit zum Ausruhen in billigen Unterkünften. Abends ging‘s nach Dortmund zurück.

Nach drei Lernfahrten war ich ‚Liegewagen-Schaffner‘. Neben dem korrekten Sitz der Uniform und Formalitäten unterrichteten uns die Profis: Wie erhält man das meiste Trinkgeld? Wo werden die Schmuggel-Zigaretten am besten versteckt? Wie verhalte ich mich bei Orgien von Kegelclubs?

Ich schwöre: Weder Schmuggel noch Orgien habe ich je bei den Fahrten praktiziert. Doch die Trinkgeldtipps waren bares Geld wert! Nach Beendigung des Jobs blieb mir nur die Verwechselung des Fremdenheims mit dem benachbarten Bordell in Erinnerung. – Die Puffmutter lachte schallend, für wie wenig Geld ich bei ihr schlafen wollte.

Stopp – ich will ehrlich sein!!! Während der Zeit geschah auch mein größter Alptraum! Abends hatte mich ein Student gebeten, ihn rechtzeitig zu wecken - am nächsten Morgen stände für ihn das mündliche Examen an der Universität in Köln an. Meine Nacht als Zugbegleiter war anstrengend. Hinter Koblenz setzte ich mich einen Moment und nickte ein. Die Lautsprecherdurchsage „Wir erreichen in Kürze den Hauptbahnhof Köln“, riss mich jäh aus dem Schlaf.

Ich sprintete ins nächste Coupé. „Raus aus dem Bett, ich habe Sie bereits zweimal geweckt“, schrie ich den Studenten an. Er grabschte Kleidung, hastete aus dem Abteil. Der Zug fuhr ab. ‚Gott sei Dank‘, jubelte ich. Dann sah ich den Studenten neben dem Zug laufen, er klopfte an die Scheibe: „Meine Prüfungsunterlagen liegen unter dem Kopfkissen!“ Ein Griff und die Papiere flogen zum Fenster hinaus.

Bei Schlafstörungen sehe ich noch heute einen Mann mit nacktem Oberkörper und schwarzem Slip auf Schottergleisen Unterlagen sammeln. Sicher hat er mir nie verziehen. Wenn der Traum gut endet, erzählt der Student den Professoren diese Geschichte. Ein Prüfer urteilt weise: „Den idiotischen Schlafwagenschaffner hätte ich verprügelt. Und Sie haben mit summa cum laude bestanden!“



Meine schönsten Flops

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