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Fernweh

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Ein Grund für meine Reiselust sind sicher die spannenden Gute-Nacht-Geschichten meines Vaters. Der hatte 1928 in Amerika sein Elektronik-Wissen erweitert. Er wollte mir weismachen: New York sei größer als unser Heimatort Selm! Das wollte ich nicht glauben - mein zweiter Riesenflop!

Die ersten Ausflüge in die Fremde unternahm ich mit meinem zwei Jahre älteren Bruder: Mit seinen fünf Jahren schnürte Dieter gern - wenn es mal wieder Ärger im Kindergarten gab - ein Ränzel mit Brot und Wasser. Dann nahm er mich an die Hand: „Komm, wir hauen ab!“

Das Kopfsteinpflaster war für meine kleinen Füße recht holprig. Nach einer Ewigkeit erreichten wir das letzte Haus vor dem Ortsausgangsschild Selm. Opas Freude war riesig: Es gab Schokolade und Milch. Die Schwester meines Opas hatte in jungen Jahren in Kiautschou Diplomatenkinder erzogen. Fasziniert lauschte ich ihren Tagebuchberichten. Mit jeder Zeile stieg meine Sehnsucht nach einem Land, in dem die Menschen immer nur lächeln und Rikschas fahren.

Bei einem Besuch vermittelte mir die Tante die Weisheit: ‚Jede große Reise beginnt mit einem kleinen Schritt!’ Logisch, dass ich die Frage beantwortet haben wollte: ‚Wie sieht es hinter dem Ortsausgangsschild aus?’ Ich tastete mich vor bis zum Jakobsbrunnen. Die nächste Expedition führte mich in die Bauernschaft Westerfelde. Irgendwann erreichte ich das sechs Kilometer entfernte Ortsschild Südkirchen. Der Weg in die große Welt war geschafft!

Neulich bin ich den Weg zum Ortsausgang noch einmal gegangen. Nach 10 Minuten war ich am Ziel. Das zeigt mir, auch die Ewigkeit relativiert sich mit den Jahren.






Die Birne malte ich! Karikaturist Bubec zeichnete den Rest.

Meine schönsten Flops

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