Читать книгу Die Methode Cortés - Klaus M. G. Giehl - Страница 4

WAS BISHER GESCHAH

Оглавление

Jakob Zucker, ein deutschstämmiger Biologieprofessor an der University of Texas at Austin, ist verzweifelt: Seine Gattin Magnolia hat sich von ihm getrennt, ist mit den Kindern Max und Moritz zurück nach Mainz gezogen, und instrumentalisiert diese nun nach dem Motto „Cash für Umgang“. Als sich Jakob nicht auf dieses Spiel einlässt, sondern gegen Magnolia prozessiert, behauptet sie, er wolle die Kinder in die USA entführen, weshalb er die beiden jetzt gar nicht mehr sehen dürfe.

Die Streitigkeiten zwischen Magnolia und Jakob eskalieren zu einem „interkontinentalen“ Rosenkrieg. Nachdem das Gericht befindet, die Ehe solle in den USA geschieden werden, der Sorgerechtsfall jedoch in Deutschland bleiben, steht Jakob vor einem Dilemma: Mit diesem Ergebnis kann er sich zwar weitgehend vor Magnolias Geldgier schützen (Ehegattenunterhalt gibt es in Texas nicht!), aber er hat keine verlässliche Handhabe, seine Kinder zu sehen, und das umso weniger, als Magnolia auf ihrer „Entführungshypothese“ beharrt. Laut Jakobs Anwälten bestehe nur eine Möglichkeit, dieser Hypothese den Boden unter den Füßen wegzuziehen: Jakob müsse in die EU zurückkehren. Dort allerdings findet er keine Professur.

Gequält von Zwiegesängen seiner Ängste um Kinder und Karriere erinnert er sich an eine Geschichte, die ihm ein Freund einst erzählt hat: Cortés verbrannte seine Schiffe, um sich den Rückzug unmöglich und die Eroberung des Aztekenreichs schmackhafter zu machen. Habe auch er, Jakob, ein Schiff, das er verbrennen könne, um sich den Weg zu seiner höchsten Priorität – den Weg zu seinen Kindern! – zu ebnen? Um endlich diese lähmenden Ängste loszuwerden? Ja! Er müsse von heute auf morgen alles hinschmeißen in Austin! Dann hätte er die Karriere ruiniert und brauche nicht mehr um sie zu bangen. Jakob kündigt ad hoc und kehrt angstfrei (aber seiner Karriere nachtrauernd) nach Deutschland zurück.

Wieder in der alten Heimat, geschieht zunächst das Erwartete: Endlich kann Jakob seine Kinder sehen. Und er hat Glück: Kaum im Lande, bekommt er einen Zeitvertrag als Gastwissenschaftler in Kopenhagen. Torben, sein Chef, bietet ihm sogar nach einigen Monaten an, die Stelle zu verlängern. Doch dann ziehen dunkle Wolken auf: Magnolia überzeugt das Gericht, dass Jakob mit seiner Rückkehr das Unterhaltsrecht verletzt habe, da er laut Gesetz größtmöglichen Ehegatten– und Kindesunterhalt zu erwirtschaften habe, nun aber in Dänemark erheblich weniger verdiene als in den Staaten. Die Konsequenz ist gravierend: Es wird ein „hypothetischer“ Unterhalt bestimmt, der sich an Jakobs US–Salär orientiert.

Der versteht inzwischen schon das „Hypothetische“ als tragendes Element des deutschen Rechts. Indes versteht er nicht, wie er von dem, was ihm konkret bleibe bei diesem „hypothetischen“ Unterhalt, leben, geschweige denn Umgang mit den Kindern finanzieren könne! Zu allem Übel hat auch noch Herr Kamp, Jakobs Schwiegervater, Klage erhoben: Er will von Jakob die dreißigtausend Euro bekommen, die er (wie Herr Kamp fälschlicherweise behauptet!) Jakob dereinst für den Hauskauf in Austin geliehen habe.

Niedergeschmettert sieht Jakob keinen Ausweg mehr und besinnt sich auf eine alte Leidenschaft, das Segeln: Er erwirbt Herrn Vægters Smuk, eine bezaubernde Segelyacht, und investiert die dezimierten Restressourcen in den Aufbruch in ein neues Leben. Nach Polynesien soll es gehen. (Doch vorerst heimlich, bis er sich in „sicheren Gefilden“ befinde.)

Unterdessen zermartern sich Jakobs Mutter Flora und deren Bruder Richard den Kopf, wie sie Jakob helfen können. Nach einer Gerichtsverhandlung, für die Jakob seine Reise kurz unterbrochen hat (inzwischen hat er sich mit seiner Smuk bis an das dänische Nordkap vorgekämpft), ergreift Richard die Initiative: Er überredet Magnolia zu einem Schlichtungsgespräch mit Jakob. Und das für diesen Unbegreifliche geschieht: Magnolia erklärt sich (mündlich!) dazu bereit, dass sich Jakobs Unterhaltsverpflichtung aufgrund seines realen, und nicht mehr wie bisher seines „hypothetischen“ Salärs berechne. Jakob traut dem Handel nicht ganz: Er fragt sich zum einen, ob sein Onkel ein Druckmittel habe, mit dem er Magnolia gefügig gemacht habe. Zum anderen wundere er sich über diese, denn ihr Einlenken widerspreche diametral dem, wie sie sich in den letzten Jahren präsentiert habe. Trotz dieser Bedenken stimmt Jakob dem Handel zu, sei der doch die einzige realistische Möglichkeit, dass er seinen Kindern wieder Vater sein könne!

Ohne schriftliche Absicherung empfindet er es allerdings als sinnvoll, vorläufig „zweigleisig“ zu fahren: Zum einen will er den Umgang mit seinen Kindern wahrnehmen, zum anderen seine Smuk nach Süden segeln und nahe der Straße von Gibraltar günstig „parken“. Von da aus könne er – falls Magnolia ihr Wort breche – schnell und problemlos weiter auf die Kanaren oder in die Karibik, um sich dort eine neue Existenz aufzubauen. Und stehe Magnolia zu ihrem Wort, habe er so nichts verloren und könne seinen Kindern Vater sein.

Zu Beginn seiner „zweigleisigen“ Strategie lässt Jakob Magnolia im Glauben, er arbeite und weile nach wie vor in Dänemark. Und zwischen den Kinderwochenenden schafft er still und heimlich seine Smuk nach Süden. Die Sache scheint sich gut für ihn zu entwickeln: Magnolia steht offenbar zu ihrem Wort und er gewinnt sogar den dreißigtausend Euro–Prozess gegen Herrn Kamp! Nachdem Jakob im marokkanischen Smir nahe der Straße von Gibraltar einen günstigen Liegeplatz für seine Smuk gefunden hat, meint er, sich jetzt gänzlich auf die Übereinkunft mit Magnolia einlassen zu können, und kehrt nach Deutschland zurück.

Zu einem „normalen“ Leben entschlossen, tritt Jakob eine Stelle als Arzt in der Nähe von Mainz an. Zwar hätte er gerne wieder in Kopenhagen angefangen, um seine Forschung weiterzuführen (bestanden hätte die Möglichkeit zu der Zeit noch!), aber Flora hat ein Rezidiv ihres Gallengangskarzinoms erlitten – mit fataler Prognose. Da Jakob sich um seine Mutter kümmern möchte und dies nur von Mainz aus geht, beißt er in den sauren „Ärzteapfel“. Wegen der Krankheit seiner Mutter und gestutzter Berufswünsche bedrückt, genießt Jakob dennoch die Zeit mit seinen Söhnen.

Als sich mehr und mehr abzeichnet, dass Flora bald sterben wird, beginnt Magnolia, sich um Jakobs anstehendes Erbe zu „sorgen“: Würden die Früchte des Nachlasses in falsche Hände geraten? Von solcher Sorge überwältigt initiiert sie aufgrund ihres „hypothetischen Unterhaltstitels“, den sie ja noch immer hat, eine Zwangsvollstreckung auf Jakobs Konten, bricht also die Abmachung mit diesem. Jakob fühlt sich in seinem Misstrauen Magnolia gegenüber bestätigt, sorgt sich gleichwohl um seine Ressourcen nicht, denn die hat er in weiser Voraussicht in der Schweiz versteckt.

Für Jakob wäre es eigentlich an der Zeit, sich wieder mit Smuk auf den Weg zu machen (bleibe er in Deutschland, könne er sich den Umgang mit den Kindern ohnehin nicht leisten, und obendrein würde ein fortgesetzter Rosenkrieg ihnen nur schaden!). Doch muss er vorläufig bleiben, da er sich nach wie vor um Flora zu kümmern hat. Das Erbe plant er auszuschlagen. So falle es den Kindern zu und Magnolia könne sich nicht daran bedienen. Zu seinem Entsetzen findet Jakob allerdings ein ihn gänzlich auf falschem Fuße erwischendes Dokument in Floras Unterlagen: einen Kreditvertrag, in dem Flora just im Jahr zuvor einen hohen Kredit auf ihr Anwesen aufgenommen hat! Unglücklicherweise ist Flora jetzt nicht mehr ansprechbar – und das Geld ist verschwunden!

Jakob ist fassungslos: Verzichte er auf das Erbe, würde er den Kindern nicht nur das Haus, sondern auch die Schulden vermachen! Deshalb lehnt Jakob das Erbe für sich und seine Söhne ab, als Flora stirbt. Der Ausschlagung des Erbes für die Kinder muss bloß noch Magnolia zustimmen. Und Jakob begibt sich wieder auf die Reise.

Bei seinem erneuten Aufbruch geht es Jakob schlecht: Nun vermisst er nicht nur seinen Beruf, sondern auch die Kinder! Das freie Seglerleben und diverse marokkanische Grazien lindern seinen Schmerz rasch, doch dämmert ihm bald, dass er mit seinem jüngsten Weggang wieder „ein Schiff verbrannt“ hat: Ob angespannter Finanzlage kann er keinen Unterhalt zahlen, und da Magnolia dies thematisiert, wird ein Strafverfahren gegen ihn eingeleitet, was seine Rückkehr nach Deutschland „erschweren“ würde!

Zunächst kümmert ihn das wenig. Dort wolle er ohnehin nicht hin. Als er aber nach einer kleinen Odyssee (inzwischen weilt er in Mohammédia bei Casablanca) ein Angebot aus Austin erhält, auf seine vormalige Stelle zurückzukehren, wird das Strafverfahren doch relevant: Seine alte Universität ist nicht bereit, ihm die Professur zu geben, solange das Strafverfahren anhängig ist. Magnolia unterdessen tut – mit Erfolg! – alles, dass es auch wirklich anhängig bleibt. Und die Chance verpufft im Nichts!

Jakob ist zerschmettert, versteht die Welt nicht mehr. In seiner Not zeigt sich ein Licht der Hoffnung: Ming Li, Professorin in St. Louis und Jakobs alte Bekannte, hat die verzweifelten Verhandlungen um die Einstellung der Strafsache mitverfolgt. Nicht ganz uneigennützig bietet sie ihm an, er könne eine Stelle als Research Associate1 in ihrem Labor haben. In diesem Setting sei das schwebende Strafverfahren nicht bedeutsam. Zwar ist die Stelle bei Ming Li nicht vergleichbar mit der Professur in Austin, aber Jakob, mittlerweile zermürbt, ist froh, wenigstens wieder forschen zu können. Er nimmt das Angebot an.

Während Ming Li sich um Jakobs Arbeitsvisum kümmert, segelt er nach Lanzarote, um einen günstigen Liegeplatz für seine Smuk zu finden. Fündig wird er schließlich auf La Graciosa, einem Eiland nördlich von Lanzarote. Dort genießt er das idyllische Inseldasein, bis er sein Visum erhält. Nun ist Jakob glücklich: Endlich könne er in sein altes Leben als Forscher zurückkehren!

Wird ihm dies tatsächlich gelingen? Wird er das Rätsel um das verschwundene Erbe lösen? Und wird er verstehen, womit Onkel Richard seinerzeit Magnolia zum (wie sich herausgestellt hatte: scheinbaren) Einlenken hatte bewegen können?

Die Methode Cortés

Подняться наверх