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4Mainschleifenbahn

Mit dem Schienenbus von Seligenstadt nach Volkach

Die Fahrtstrecke der Mainschleifenbahn im Fränkischen Weinland ist zwar nur 10 Kilometer lang, bietet dafür aber Ausblicke auf die berühmte Wallfahrtskirche Maria im Weingarten bei Volkach oder auf die Weinorte Fahr, Eisenheim, Escherndorf und Nordheim.

Die Totenglöcklein hatten schon geläutet: 1995 sollten die Gleise zwischen Seligenstadt, an der Hauptbahn Würzburg Schweinfurt gelegen, und Volkach am Main herausgerissen werden. Damals lag die Bahnstrecke brach. Die Deutsche Bahn AG wie auch ihre Vorgängerin, die heute so hoch gelobte Deutsche Bundesbahn, hatten kein Interesse, keine Visionen und keinen Nutzen mehr für die zehn Kilometer lange Bahnlinie. Um der Region zu zeigen, was für ein Kleinod sie besitzt, bedurfte es eines Vereins, der Interessengemeinschaft Mainschleifenbahn, die dort seit 2003 regelmäßig tausende von Touristen mit ihrem roten Schienenbus befördert. Die Strecke an sich ist relativ kurz. Nur zehn Kilometer sind es vom Ausgangspunkt bis zum heutigen Endpunkt an der Mainbrücke in Volkach. Früher fuhren die Züge über die Mainbrücke bis zum Bahnhof Volkach über die seit 1949 bestehende Roth-Waagner-Behelfsbrücke. Diese musste eingesetzt werden, nachdem die Wehrmacht noch 1945 die alte Mainbrücke bei ihrem Rückzug sinnlos sprengte.

Bis 1993 konnten die Züge auch über die kombinierte Bahn-/Straßenbrücke fahren. Mit dem Ende der schweren Güterzüge kündigte die Deutsche Bundesbahn jedoch den Nutzungsvertrag. Der Neubau von 2011 ist gleislos, sodass die Fahrgäste der Mainschleifenbahn die letzten hundert Meter über den Main zu Fuß zurücklegen müssen. Die Fahrt mit dem roten Schienenbus der Baureihe 796 beginnt nicht, wie gewöhnlich, am DB-Bahnhof in Seligenstadt. Überhaupt liegt der Bahnhof inmitten großer Felder. Nur gegenüber der Hauptbahngleise stehen einige wenige Häuser. Ein Ortszentrum sucht man vergebens. Die Mainschleifenbahn besitzt keinen Anschluss an das Netz der Deutschen Bahn AG. Dieser wurde in den 1990er-Jahren als Vorgriff zum Gleisabbau der Strecke schon entfernt. Alle Reisenden müssen 250 Meter zu Fuß bis zum neuen Bahnsteig Seligenstadt-Mainschleifenbahn laufen. Dort steht der Schienenbus der Mainschleifenbahn bereit. Das urgemütliche Fahrzeug begeistert sofort. Man fühlt sich um mindestens 40 Jahre in die Vergangenheit zurückversetzt. Die roten Schienenbusse waren fast überall in Deutschland anzutreffen und lösten die alten Dampfloks aus den 20er-Jahren ab. Nur dank der preiswerten Fahrzeuge konnte so manche Stichbahn bis heute überleben.


Heutiger Endpunkt der Mainschleifenbahn ist der Bahnhof Volkach-Astheim.


Die Mainschleife bei Volkach bildet das Herz der Weinregion Franken.

Mainschleifenbahn

Im Weinland

1. Silvaner Erlebnisweg, Eisenheim

In Eisenheim werden verschiedene Themenwanderwege an der Mainschleife angeboten. www.eisenheim.de

2. Der große Bocksbeutel, Escherndorf

Schon von Weitem unübersehbar – der wohl größte Bocksbeutel der Welt steht für die edlen Tropfen der Weinlagen um Escherndorf und Köhler und grüßt die Besucher der beiden Weinorte. Der Ende der 1970er-Jahre entstandene, hölzerne Bocksbeutel avancierte schnell zum idealen Treff- und Ausgangspunkt für Weinbergwanderungen und zum überaus beliebten Fotomotiv, das die Touristen und Weinfreunde in aller Welt kennen. www.escherndorf.de

Weinbewachsene Hänge an den Ufern

Die Fahrt beginnt. Bis Prosselsheim führen die Gleise hauptsächlich durch große Felder mit Mais und Getreide. In einer großen Kurve wird der Ort umfahren. Jetzt sind auch Obstgärten links und rechts der Bahn zu sehen. Aber noch immer dominieren weite Felder links und rechts der Gleise. Erst wenige Kilometer später ändert sich das Erscheinungsbild abrupt. Nun kommen die ersten Weinreben ins Blickfeld und in der Ferne ist das Maintal mit seinen Schleifen zu sehen. Die letzten vier Kilometer sind der schönste Abschnitt der Strecke, bis in Volkach-Astheim schon der Endpunkt erreicht wird. Wer weiter bis nach Volkach möchte, muss nun zu Fuß die neue Mainbrücke von 2011 überqueren. Beim alten Bahnhof befindet sich nun der Busbahnhof. Die historische Altstadt mit Cafés und Gaststätten ist immer einen Besuch wert!


Die Züge beginnen nicht direkt am Bahnhof Seligenstadt, sondern 300 Meter daneben.

Kleine Geschichte der Bahn

Die Mainschleifenbahn ist eine typisch bayerische Lokalbahn mit dem Schicksal vieler anderer Nebenbahnen, dass sie ab den 1950er-Jahren mehr und mehr an Bedeutung verlor. 1904 wurde der Bau genehmigt, 1907 war Baubeginn und 1909 konnte die Strecke feierlich eröffnet werden. Schon von Beginn an war die Strecke eine typische Ausflugsbahn für viele Würzburger Touristen. Tragisch für die Bahn war die Sprengung der Mainbrücke durch die Wehrmacht im Jahr 1945. Zwar wurde bereits 1949 ein Ersatzbauwerk erstellt, aber nur als kombinierte Straßen-/Eisenbahnbrücke. Bis 1968 wurde der reguläre Personenverkehr nach Volkach aufrechterhalten. Später diente die Bahn noch zahlreichen Sonderzügen und dem schweren Güterverkehr. Im Jahr 1991 wurde auch der Güterverkehr eingestellt, der zuletzt noch der Bundeswehr oder Mineralöltransporten aus dem Öltanklager in Volkach gedient hatte. 1994 wurde die Mainschleifenbahn von der Deutschen Bahn stillgelegt. Es ist ausschließlich dem kleinen Förderverein Mainschleifenbahn zu verdanken, dass die Gleise bis heute liegen und regelmäßig Züge verkehren. Künftig soll auch wieder werktags der öffentliche Personennahverkehr auf die Schiene verlagert werden. Dazu wird in Seligenstadt auch der Anschluss an die Gleise der Deutschen Bahn reaktiviert.

Sehenswertes entlang der Strecke

Wallfahrtskirche Maria im WeingartenEin beliebtes Wanderziel an der Volkacher Mainschleife ist die von Tilman Riemenschneider geschaffene Madonna in der Wallfahrtskirche Maria im Weingarten. Die Wallfahrtskirche erreicht man bequem vom Endbahnhof Volkach-Astheim aus über die Mainbrücke. Der Fußweg ist gut ausgeschildert.

Wanderung über den DschungelpfadAb dem Endbahnhof Volkach-Astheim führt eine ganz besondere Wanderung über den Dschungelpfad. Dieser naturbelassene Wanderweg schlängelt sich zwischen Astheim und Kaltenhausen ganz nah am Main entlang. Dicht bewachsenes Ufer, kreuz und quer wachsende Bäume, wildes Dickicht und die Nähe zum Wasser machen den Reiz des Dschungelpfads aus. Vor allem nach andauernden Regenfällen verwandelt sich der naturbelassene und an einigen Stellen abschüssige Weg in schmieriges Gelände. Am Ende der Wanderung befindet sich in Kaltenhausen ein schöner Biergarten!

QuittenlehrpfadDie Strecke führt auf vier Kilometern durch ein Landschaftsschutzgebiet. Unterwegs können Wanderer die knorrigen Quittenbäume und alten Quittensträucher bestaunen. Anhand von informativen Thementafeln wird dem Besucher an zwölf Stationen Interessantes und Wissenswertes rund ums Thema Quitte vermittelt. Info: www.quittenlehrpfad.de.

STRECKENVERLAUF

Seligenstadt-Mainschleifenbahn – Prosselsheim – Eisenheim – Escherndorf – Volkach-Astheim


Der Quittenlehrpfad bietet schöne Landschaft und Informationen zugleich.

TIPPS & INFOS

MITFAHRENDer rote Schienenbus pendelt im Sommerhalbjahr an allen Sonn- und Feiertagen viermal über die Strecke. An Samstagen pendelt der Zug im September und Oktober.

TICKETSDie Fahrkarten sind am Bahnsteig und im Zug erhältlich. Es gibt keinen Vorverkauf. Die Züge werden vom Förderverein Mainschleifenbahn betrieben weshalb auch reguläre Ticketangebote wie das Bayern-Ticket keine Gültigkeit besitzen.

ANREISEDie Anreise mit der Bahn erfolgt bis zum Bahnhof Seligenstadt (bei Würzburg). Dort zweigte die Bahnstrecke nach Volkach ursprünglich ab. Die Deutsche Bahn AG entfernte jedoch die Anschlussweiche, so dass der Fahrgast heute 150 Meter Fußweg bis zum Haltepunkt Seligenstadt-Mainschleifenbahn zurücklegen muss.

AUF EINEN BLICK

Eröffnung1909

Fahrzeit25 Minuten

Streckenlänge10 Kilometer

Eröffnung1909

Spurweite1435 Millimeter

Zug Schienenbusder Baureihe VT 98

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