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Pingpong aus Island

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Sonntag, 1. März: Alle Passagiere eines Flugs von München nach Island werden nach der Landung auf das Coronavirus getestet. Torolfur Gudnason, Chefepidemiologe in Island, meldet am 3. März 16 Corona-Fälle über das EU-weite Frühwarnsystem für Infektionskrankheiten »Early Warning and Response System« nach Wien.49 Alle Betroffenen sind Ischgl-Heimkehrer. Die isländischen Gesundheitsbehörden geben eine Reisewarnung für Ischgl heraus.

Der Österreichische Verbraucherschutzverband hat präzise dokumentiert, was dann geschieht: Am 4. März etwa fragt eine Touristin im Hotel garni Martina via WhatsApp an: »Hallo zusammen. Denke wir kommen gegen 16/17 Uhr. Was macht der Corona V bei Euch????« Die Hotelmitarbeiterin antwortet darauf ebenfalls via WhatsApp: »Hallo, wir wünschen euch eine gute Anreise. Das Corona Virus ist noch nicht in Ischgl und bleibt hoffentlich noch lange weg.«50

Am 5. März wird eine E-Mail aus Island vom Wiener Gesundheitsministerium nach Tirol weitergeleitet. »Dear colleagues«, schrieben die isländischen Behörden, »we have a total of 14 cases with travel history to Ischgl via Munich.« Die Tiroler Behörden wissen also spätestens jetzt, dass das Virus bereits seit Ende Februar in Ischgl im Umlauf ist. Und: Die Isländer listen in der E-Mail auch alle fünf Hotels auf, in denen sich die isländischen Gäste aufgehalten haben.51

Zunächst geschieht nicht viel. Ein eigens einberufener Krisenstab tagt in Ischgl – vertreten sind die Größen der Hotellerie und der Seilbahngesellschaft, der Gemeindearzt und die Polizisten des Ortes. »Vom TVB (Tourismusverband) konnten 14 Hotels, welche zu dem in Frage kommenden Zeitraum Isländer beherbergt hatten, ausfindig gemacht werden«, protokollieren die Beamten. »TVB Mitarbeiter werden persönlich die Hotels informieren, bzw. dort Nachfrage halten. Die Polizei wird dann in zivil die Gästeblätter abholen.«52

Aber in den genannten Hotels wurde nur eine einzige Mitarbeiterin ergebnislos getestet, nirgends wurde die gesetzlich geforderte Quarantäne verhängt. Selbst nachdem am 7. März ein Barkeeper im »Ibiza der Alpen« positiv getestet wurde, teilte Tirols Landessanitätsdirektor Franz Katzgraber mit, es erscheine »wenig wahrscheinlich, dass es in Tirol zu Ansteckungen gekommen ist«. Die Touristen aus Island hätten sich wohl im Flugzeug angesteckt – das war schon allein aufgrund der Inkubationszeit erkennbar falsch. Auch eine Übertragung des Virus »auf Gäste der Bar ist aus medizinischer Sicht eher unwahrscheinlich«. Besorgten Hoteliers wurde versichert, dass kein Risiko bestünde.

Das Virus in uns

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