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Feiern trotz Schließung
Оглавление»Bei allen in der Gemeinde Ischgl bewilligten Après-Ski-Lokalen ist der Après-Ski-Betrieb unverzüglich einzustellen.« So steht es in der Verordnung der Bezirkshauptmannschaft Landeck, die für Ischgl zuständig ist, vom 10. März. Aber kaum ein Wirt hielt sich daran: Noch am selben Abend wurde in Bars gefeiert, als gäbe es weder das Coronavirus noch die behördlichen Betriebssperren. Das belegen unter anderem Fotos und Videos, die sechs deutsche Urlauber der Zeitschrift »profil« zur Verfügung stellten – die Aufnahmen aus dem Après-Ski-Lokal »Trofana Alm« stammen vom 10. März um 21:31 Uhr, das geht aus den Metadaten hervor.56
Das Lokal war zu dieser Zeit voll, die meisten Gäste sangen und tanzten eng an eng zur Musik. Zurück in Deutschland, wurden die sechs Urlauber alle positiv auf Corona getestet. Der Betreiber der »Trofana Alm« ist Obmann des Tourismusverbands Paznaun-Ischgl. Auch andere Après-Ski-Bar-Betreiber wollten das verfrühte Saisonende nicht so recht einsehen. Zunächst versuchten sie, ihre Partybuden mit anderen Konzessionen – etwa für den Betrieb eines Restaurants – weiterzuführen. Noch am Vormittag des 11. März stellte die Bezirkshauptmannschaft per E-Mail klar: »Es ist nicht relevant, welche zusätzlichen Konzessionen das Lokal besitzt. Es sind daher die betreffenden Lokale spätestens mit 16:00 Uhr zu schließen.«
Bei einer Kontrolle um 16 Uhr stellten Ischgler Polizeibeamte fest, dass sich mehrere Lokale dennoch nicht an diese Vorgaben hielten, schreiben die Beamten in ihren Aktenvermerk. Die »Schatzi-Bar« etwa hatte ihren Ausschank kurzerhand ins Freie verlegt. Die Eigentümerin, die im Aufsichtsrat des Tourismusverbands sitzt, erklärte den Beamten, dass »der Betrieb als Restaurant geführt werde« und »kein Après-Schi veranstaltet werde«. Die Beamten schritten nicht ein. Sie berichteten der Bezirkshauptmannschaft Landeck bloß, dass eine »zwangsweise Durchsetzung der Verordnung aufgrund des wetterbedingt starken Personenverkehrs und dem Umstand, dass damit lediglich eine Verlagerung der Menschenansammlungen erzielt würde, nicht verhältnismäßig erschien«. Die Polizisten regten bei der Bezirkshauptmannschaft an, dass den Betreibern am folgenden Tag »nochmals die Einhaltung der Verordnung nahelegt wird«, berichtet das »profil«.
Der Skibetrieb ging weiter. Alle anderen Restaurants waren weiter offen, ebenso die Skilifte.