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Matt Egan riss die Tür zu Strands Büro auf und deutete auf Lauren, die etwas auf einen Notizblock kritzelte, während ihr Chef sprach. »Raus!«

Ihr Blick ging zuerst zu Egan, dann zu Strand, und sie kam zu dem Schluss, dass ein schneller Abgang vermutlich in ihrem eigenen Interesse war. Egan trat beiseite und hielt ihr die Tür auf, während sie mit gesenktem Kopf hinauseilte.

»Was zum Teufel erlauben Sie sich ...«, begann Strand.

»Sind Sie übergeschnappt?«, brüllte Egan. Er schlug die Tür mit solcher Wucht zu, dass die gerahmten Fotos an der Wand wackelten. »Sie haben die Polizei zu ihm geschickt? Die Polizei? Etwas Besseres ist Ihnen wohl nicht eingefallen?«

»Egan, vergessen Sie nicht, mit wem Sie reden und in welcher Situation Sie gerade sind«, antwortete Strand mit einer Gelassenheit, die etwas einstudiert wirkte.

»Die Situation, in der ich bin?«

»Was genau haben Sie zu ihm gesagt, als Sie mit ihm allein waren? Haben Sie ihn gewarnt?«

»Soll das ein Witz sein?«

Strand lehnte sich in seinem Stuhl zurück und faltete die Hände vor dem Bauch. »Eigentlich hatte ich gar keine andere Wahl. Al Fayed – ein ehemaliger amerikanischer Soldat – hat für Drogenkartelle gearbeitet. Die Polizei hätte schon längst darüber informiert werden müssen. Aber die Sache ist vertuscht worden. Von Ihnen. Und jetzt, vermutlich weil Sie ihn gewarnt haben, hat er etwas geahnt. Wenn alles mit rechten Dingen zugegangen wäre, wäre die Polizei einfach in sein Haus marschiert und hätte ihn im Bett überrascht.«

Die traurige Ironie daran war, dass Egan tatsächlich mit dem Gedanken gespielt hatte, Fade anzurufen und ihm zu sagen, dass Strand über seine Verbindung zu den Kartellen Bescheid wusste. Allerdings hatte er diese Idee dann recht schnell wieder aufgegeben. Es wäre unmöglich gewesen vorauszusehen, wie Fade darauf reagiert hätte. Egan war zu dem Schluss gekommen, es wäre besser, Strand erst einmal gewähren zu lassen und sich dann um die Sache zu kümmern. Der neue Direktor des Heimatschutzes war ein ehemaliger General der Navy und ein Ehrenmann. Es gab immer noch die Möglichkeit, dass Egan zu ihm ging und ihm alles erzählte – was seiner Karriere vermutlich ein Ende setzen und ihn ins Gefängnis bringen würde, es Fade aber hoffentlich ermöglichte, das, was von seinem Leben noch übrig war, in Ruhe hinter sich zu bringen.

Wie zum Teufel hätte er damit rechnen können, dass Strand so etwas Dummes tat?

»Gut gebrüllt, Hillel. Gibt’s hier drin versteckte Mikrofone, oder versuchen Sie lediglich, sich selbst was vorzumachen? Sie haben Fade eine Falle gestellt, damit Sie ihn in den Knast werfen und später retten können – und als Gegenleistung hätte er Ihnen in den Arsch kriechen und für Sie arbeiten müssen. Wie viel haben die Polizisten gewusst? Wie viel haben Sie ihnen gesagt?«

»Sie hatten vollen Zugang zu seiner Militärakte und sämtlichen anderen Dokumenten, die sie finden konnten. Das ist schließlich ihr Job.«

»Aber in seiner Militärakte steht bei weitem nicht alles drin. Sie haben eine Hand voll Polizisten auf einen der besten Killer angesetzt, die dieses Land je hervorgebracht hat, und jetzt sind alle tot. Mich wundert nur, dass ich Ihren Namen nicht im Fernsehen gehört habe – schließlich sind Sie bei dieser ganzen Geschichte doch der gesetzestreue Held.«

»Die Polizisten wussten, dass er früher ein SEAL war.« Strands Stimme wurde immer lauter. »Und ein Handlanger der kolumbianischen Drogenkartelle. Da musste ich sie nicht noch ausdrücklich darauf hinweisen, dass er gefährlich ist.«

Strand war ein Meister seines Fachs, das musste man ihm lassen. Leider war er nur auf politischem Parkett ein Ass und völlig unfähig, über den Tellerrand zu sehen. Aber vielleicht kam die Zeit, in der auch er lernen musste. Fade hatte nie großes Interesse daran gezeigt, sich bürokratischer Kanäle zu bedienen.

»Matt, beruhigen Sie sich. Setzen Sie sich.«

Egan rührte sich nicht vom Fleck.

»Ich versuche doch nur, pragmatisch vorzugehen«, fuhr Strand fort. »Wenn al Fayed gefasst und vor Gericht gestellt wird, fliegt alles auf. Das könnte sich als sehr nachteilig erweisen – für das Land, für unsere Beziehungen zu den Arabern und, ehrlich gesagt, auch für Sie persönlich.«

Matt schüttelte langsam den Kopf. Es fiel ihm gar nicht schwer, sich vorzustellen, wie Strand vor einer Gruppe wütender Kongressabgeordneten stand und die Schuld geschickt auf andere schob. Er würde in etwa Folgendes sagen: »Mit al Fayed habe ich zum ersten Mal Kontakt gehabt, als ich wegen einer Stelle beim Heimatschutz mit ihm sprechen wollte. Wir haben natürlich versucht, die Besten zu bekommen, um das amerikanische Volk vor der allgegenwärtigen Bedrohung durch den Terrorismus zu schützen. Leider mussten wir feststellen, dass er in den Drogenhandel verwickelt gewesen war, was uns natürlich keine andere Wahl ließ, als die Polizei diesbezüglich zu informieren. Um unsere nachrichtendienstlichen Quellen zu schützen, haben wir dies selbstverständlich anonym getan. Erst später habe ich erfahren, dass mein Stellvertreter, Matt Egan – ich buchstabiere, E-G-A-N –, die Sache zu vertuschen versucht hat, was natürlich ungesetzlich und höchst unverantwortlich gewesen ist.«

»Wenn es nicht ausgerechnet Sie gewesen wären, Hillel, würde ich jetzt denken, dass sich da jemand dumm stellt. Aber Sie sind wirklich so dumm. Sie haben keine Ahnung, was Sie angerichtet haben. Sie haben keinen blassen Schimmer ...«

»Wegtreten!«, brüllte Strand von seinem Schreibtisch aus. Er war bekannt dafür, dass er gerne mit Militärbegriffen um sich warf, obwohl allgemein bekannt war, dass er nach geschlagenen drei Wochen von der Navyakademie nach Harvard gewechselt war. »Wollen Sie das Problem einfach ignorieren?«, fuhr Strand fort. Der Ärger in seiner Stimme war nicht zu überhören. »Oder wollen Sie sich jetzt endlich auf Ihren Hintern setzen und vernünftig darüber reden, was zu tun ist? Ich gehe davon aus, dass es nicht gerade in Ihrem und im Interesse der Polizei liegt, wenn die al Fayed findet, bevor wir das tun ...«

Der Satz hing in der Luft und wurde mit Absicht nicht zu Ende gesprochen. Egan beschloss, ihn zu beenden.

» ... und ihn liquidieren.«

Strand gab durch seinen Gesichtsausdruck zu verstehen, dass er mit einer derartigen Lösung einverstanden war. Egal, wie geschickt er auch war, er sah keine Möglichkeit, al Fayed durch das Rechtssystem zu schleusen, ohne dass es alle Beteiligten den Kopf kostete. Und wenn Egan über die Sache stolperte, würde er alles in seiner Macht Stehende tun, um seinen Chef mit ins Verderben zu reißen.

»Wo könnte er hingehen, Matt? Hat er Freunde? Familie? Wird er das Land verlassen? Vielleicht nach Kolumbien zurückgehen? Oder vielleicht in ein Land wie Syrien, wo er untertauchen kann und wir ihn nur sehr schwer aufspüren könnten?«

Egan starrte seinen Chef lange an. Dann schüttelte er ungläubig den Kopf und verließ das Büro.

Die letzte Mission

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