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Kapitel 3

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Siem Reap, Kambodscha

August 2016

Hanna erreichte Siem Reap, das Tor nach Angkor, wie die Stadt im Reiseführer genannt wurde, einen Tag später gegen Abend. Sie hatte die Zeit im Flugzeug nicht untätig verbracht und sich darum bemüht, über ihre zukünftige Destination so viel wie möglich in Erfahrung zu bringen.

Als Hanna den Flughaften von Siem Reap an Valerios Seite verließ, machte sich dennoch große Ernüchterung breit.

Obwohl Kambodscha nahe dem Äquator lag und das Wetter deshalb keine Jahreszeiten im schweizerischen Sinne kannte, goss es wie aus Kübeln. Bei stattlichen achtundzwanzig Grad. Die Sonne küsste bereits den Horizont, was für Hannas Empfinden sehr ungewöhnlich war. In Dawson hatten sie beinahe bis Mitternacht Tageslicht gehabt, während in diesen Teilen der Welt gegen neunzehn Uhr die Nacht hereinbrach. Kombiniert mit dem wasserfallartig niederprasselnden Regen, erinnerte Hannas erster Eindruck von Kambodscha eher an die Apokalypse denn an ein romantisches Fernreiseziel.

Eigentlich hatte sie der Reiseführer vorgewarnt: Im August/September erreichte die Regenzeit nämlich ihren Zenit, weshalb die Wolkenbrüche länger und heftiger ausfielen als in anderen Monaten der von Mai bis Oktober andauernden Regenperiode. Die meisten Touristen besuchten Kambodscha daher während der Trockenzeit von November bis April.

»Der Regen wird bald aufhören. So geht das den ganzen Tag. Ein Schauer jagt den nächsten. Zwischendurch scheint aber immer wieder die Sonne«, erklärte Valerio und musterte Hanna amüsiert. Sie musste offenbar ziemlich niedergeschmettert aussehen. Sie hatte sich den sagenumwobenen Fernen Osten, den Drehort von Tomb Raider, wahrlich etwas freundlicher vorgestellt.

»Sind die Tempelanlagen überhaupt begehbar, wenn es dermaßen schüttet?«, fragte Hanna, während sich Valerio um ein Taxi bemühte. Zu diesem Zweck musste er das schützende Dach des Flughafenareals verlassen und war innerhalb weniger Sekunden triefend nass. Seine halblangen schwarzen Haare hingen ihm in tropfenden Strähnen auf die Schultern, und das Shirt klebte an seiner Brust. Nicht dass er deshalb auch nur eine Unze unattraktiver ausgesehen hätte, im Gegenteil ...

Ein Taxi hielt mit wild hüpfenden Scheibenwischern an, und Valerio rannte in geduckter Haltung zurück zu Hanna. Er half ihr dabei, ihr Gepäck in den Kofferraum des Wagens zu laden, und bugsierte sie auf den Rücksitz. Dann stieg er selbst ein. »Zurück zu deiner Frage«, begann er atemlos und mit einem unwiderstehlichen Lächeln auf den regennassen Lippen. »Mancherorts sind die Straßen tatsächlich überflutet und der Besuch ländlicher Gegenden ist meistens nicht sehr ratsam. Bei den Heiligtümern von Angkor verhält es sich etwas anders. Durch den Regen steht die Natur, die die Tempelanlagen umgibt, in voller Blüte. Du wirst sehen. Die Wasserbecken bei den Tempeln sind endlich einmal mit Wasser gefüllt, und das gesamte Gelände ist um diese Jahreszeit beinahe menschenleer. Wir werden also unsere Ruhe haben. Ich habe uns sicherheitshalber jedoch Ponchos und ein besonders stabiles Zelt besorgt.«

Hanna starrte aus dem Fenster. Es dauerte einige Sekunden, bis die Bedeutung seiner Worte zu ihr durchdrang. Ruckartig wandte sie den Kopf und riss die Augen auf. »Du willst mir doch nicht etwa weismachen, dass wir bei diesem Wetter inmitten der Tempelanlagen campen?« Es war sonst überhaupt nicht ihre Art, aber an diesem Abend, erschöpft vom Flug und dem abrupten klimatischen Wechsel durch den mehr als einen Tag andauernden Kontinentalsprung, klang sie beinahe hysterisch. Das Ganze zerrte wohl langsam an ihren Nerven.

»Noch nicht, aber ich muss auf alle Wendungen vorbereitet sein.« Mit einem schiefen Grinsen fügte er noch an: »Mach dir keine Sorgen, wir werden unser Lager unter einem dieser alten, knorrigen Bäume, die fast so groß sind wie ein Einfamilienhaus, aufschlagen.« Valerios Augen blitzten vergnügt.

»Das ist sicher verboten! Angkor ist das bedeutendste Heiligtum Asiens. Heringe in die geweihte Erde zu schlagen, das wäre, als würde man Jesus ans Kreuz nageln. Das ist ein Sakrileg.« Hanna hoffte inständig, dass es nie so weit kommen würde. Bekanntlich starb die Hoffnung ja zuletzt ... allerdings starb sie meistens irgendwann. Das ungute Gefühl in Hannas Solarplexus wollte jedenfalls nicht nachlassen.

»Das klingt jetzt doch überaus dramatisch. Fast wie eine Tragikomödie. Ich bin ein Mysterienhüter, kein von Gier getriebener Goldgräber. Ich respektiere die Weihestätten dieser Welt mehr als jeder andere. Wenn ich eine derart unbequeme Unterkunft für uns planen muss, kannst du davon ausgehen, dass es im Sinne der Mission absolut notwendig und somit ein Notfall ist. Aber vorerst ist es ja noch nicht so weit. Wir werden heute in einem Guesthouse übernachten.«

Seine Stimme nahm einen geschäftigen Ton an, der keinen Widerspruch duldete. »Wir sind da.« Das Taxi hielt vor einem hellblau gestrichenen Haus mit neongelb blinkendem Schild über der Tür, das sich außerhalb von Siem Reap befand, in unmittelbarer Nähe der Tempelanlagen.

»Ich habe hier übernachtet, um auf dich zu warten. Die Zimmer sind, von einer dehydrierten toten Eidechse einmal abgesehen, sauber, und das Frühstück ist ebenfalls essbar.« Valerio stieg aus, bezahlte den Taxifahrer und brachte Hannas Gepäck unter das einem Tempel nachempfundene spitze Vordach des Eingangsbereichs.

Das Frühstück war wirklich ganz passabel. Die Früchte konnte Hanna keiner ihr bekannten Sorte zuordnen, und der Kaffee schmeckte etwas wässrig. Die Besitzer des Guesthouses gaben sich jedoch große Mühe, den Geschmack der Touristen zu treffen, indem sie Rührei, Speck und Toast anboten. Die zierliche Asiatin, die sie bediente, schenkte ihnen ein herzliches Lächeln und erkundigte sich nach ihrer Reise in den Fernen Osten.

Eine halbe Stunde später, es war gegen zehn Uhr, brachen sie in einem Tuk-Tuk, einer Motorrad-Rikscha, auf. Erneut setzte feiner Nieselregen ein.

Als sie den Eingang zu Angkor erreichten, verfiel Hanna in ehrfürchtiges Schweigen. Sie hatte bereits viel von den imposanten Khmer-Tempeln gehört und gelesen. Kein geschriebenes Wort vermochte es jedoch, den Eindruck, den Angkor bei einer echten Begegnung auslöste, einzufangen. Der Anblick der majestätischen, aus enormen Sandsteinquadern erbauten, Götterwohnstätten brachte Hanna zum Frösteln. Die Präsenz einer versunkenen, machtvollen Zivilisation war körperlich spürbar.

Valerio löste einen Wochenpass. Obwohl sich ihnen zahlreiche hilfsbereite Kambodschaner, darunter auch Kinder mit schmutzüberzogenen Gesichtern, als Guide anboten, lehnte er ab. Gar kein leichtes Unterfangen, da sie um diese Jahreszeit beinahe die einzigen Verrückten waren, die sich nach Kambodscha verirrt hatten und die Tempel von Angkor besichtigen wollten. Besonders die Kinder, die erstaunlich viele Sprachen beherrschten und sogar wussten, dass man in der Schweiz nebst Schweizerdeutsch auch noch Romanisch sprach, ließen sich nicht so leicht abwimmeln. Wie lästige Fliegen scharten sie sich um Hanna und Valerio und bettelten darum, sie begleiten oder ihnen wenigstens einen Reiseführer verkaufen zu dürfen. Valerios Gesicht verdüsterte sich, und er zeigte sich gegenüber den kleinen Kambodschanern unerbittlich. Hanna fühlte, wie sich ihr schlechtes Gewissen meldete, und schließlich kaufte sie einem braunhaarigen Mädchen einen Übersichtsplan und einen Schlüsselanhänger ab. Daraufhin zottelten die Kinder lärmend und lachend davon.

»Du weißt schon, dass diese Rotznasen Teil von Banden organisierten Verbrechens sind und du sie nicht unterstützen solltest? Sie müssen ihre Einkünfte größtenteils abgeben. Solange sie auf den Straßen jedoch etwas verdienen und in der Schule nicht, vernachlässigen sie die Bildung.«

Es war Hanna klar, dass Valerio derartige Situationen aufgrund seines Berufes schon hundertfach angetroffen hatte. Irgendwann gewöhnte man sich wohl daran und verlor das nagende Gefühl, der gesamten Welt helfen zu müssen. Man sah vermutlich ein, dass man durch solche Aktionen weder die Korruption, noch das Elend, noch die Kinderarbeit eliminieren konnte. Trotzdem ...

»Das sind Kinder in einem Drittweltland, Valerio, ich kann diese traurigen Augen nicht ertragen. Was bedeuten einige wenige Münzen schon für mich Westler? Siehst du nicht, wie fröhlich sie jetzt sind?«

»Du kannst ihnen nicht helfen, Hanna.«

»Ich weiß ...« Hanna berührte sanft Valerios Arm. »Trotzdem fühle ich mich jetzt besser. Möchtest du einen Blick auf den Plan werfen?« Sie grinste und hielt ihm die erstandene Touristenkarte unter die Nase.

Seine Mundwinkel zuckten. Er kramte in seiner Tasche nach etwas und förderte ein iPad der neusten Generation zutage. »Danke, aber ich habe bereits eine detaillierte und mit wichtigen Zusatzinformationen versehene Landkarte des Tempelareals.«

Hanna zuckte die Schultern. »Ich mag Telefonhörer mit Kabel, handgeschriebene Grußkarten und ... laienhafte Papierlandkarten.« Sie hob die Augenbraue und widmete sich ihrem Plan.

»Wir machen den 26 Kilometer langen Grand Circuit. Wir haben viel vor, also sollten wir sofort los.«

Hanna blieb entsetzt stehen. Er plante einen wahrhaftigen Tempelmarathon, und das bei diesem Wetter! Ihre Schuhe verursachten bei jedem Schritt ein unangenehmes Sauggeräusch, und ihr Poncho war zwar eine tolle Sache, jedoch fand das Wasser am Kragen einen Weg nach innen.

Die strenge Struktur der Stufenpyramiden bildete einen starken Kontrast zu dem zügellos wuchernden Vegetationschaos des Dschungels, das sie umgab. Mancherorts begünstigt durch das warmfeuchte Wetter, hatte sich die Wildnis schonungslos in die Tempelruinen gefressen. Manche Gebäudeteile waren von mächtigen, haushohen Würgefeigenwurzeln umschlungen, als wären sie einem Oktopus und dessen Tentakeln zum Opfer gefallen. Zahlreiche Tempelinnenwände waren mit beeindruckenden Flachreliefs versehen, die Geschichten längst vergessener Zivilisationen und ihrer Götter erzählten. Ein Umstand, der Angkor umso lebendiger machte.

»Was suchen wir eigentlich?«, wollte Hanna wissen, während sie sich bemühte, mit Valerio, der die Stirn in angestrengte Falten gelegt hatte, Schritt zu halten. »Wissen wir das mittlerweile, oder wollen wir die kommende Woche wie blinde Wühlmäuse durch den Dschungel irren?«

Valerio blieb so abrupt stehen, dass Hanna beinahe in ihn reingerannt wäre.

»Hanna, ich weiß, dass hier ist für dich noch alles sehr neu. Vielleicht sogar unvorstellbar. Wir sind allerdings nicht zum Vergnügen hier. Die Zeit eilt, und es geht um sehr viel.«

»Aus diesem Grund stellte ich die organisatorische und pragmatische Frage, wonach wir suchen, da wir wohl kaum zum Sightseeing hier sind. Dafür hätte ich mir dann doch eine etwas sonnigere Jahreszeit ausgesucht.« Sie blieb stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Regentropfen schwollen an und klatschten auf die hochgeklappte Kapuze ihres Regenponchos.

»Eine kriminelle Vereinigung, die stets auf dem Radar unserer Asien-Agenten ist, hat vor ein paar Wochen anscheinend Daten zu Meteoriteneinschlägen in Kambodscha durchforstet, bzw. entsprechende Unterlagen via Mail erhalten. Wenn eine Untergrundorganisation wie diese plötzlich auf so verdächtige Weise aktiv wird, fällt das unseren Spähern früher oder später auf.«

»Ihr habt euch in ihr System gehackt?« Hanna kam sich immer mehr vor wie in einem dieser Mission-Impossible-Filme.

»Natürlich, das gehört zu den Basic Skills der Spione in unseren Reihen. Wir können von Glück reden, dass die meisten Verbrecher entweder gar keine Kenntnis unserer Organisation haben oder an die Existenz einer solchen nicht glauben, weil sie sie für ein wahnwitziges Märchen halten. Oft sind Schurken außerdem so geartet, dass sie dermaßen auf ihren Gewinn und ihr Delikt konzentriert sind, dass sie keine freie Kapazität mehr haben, sich die eventuellen Schritte ihres Gegenspielers zu überlegen. Wir treffen selten auf Kriminelle, die auch noch fähige Leute einsetzen, um ihre Spuren zu verwischen. Sie geben ihr Geld dafür aus, Talente zu finden, die ihnen besorgen, was sie wollen. Das möglichst schnell und ohne die Konsequenzen zu bedenken.«

»Hm.« Hanna dachte einen Moment nach. Meteoriteneinschläge? Darunter konnte sie sich herzlich wenig vorstellen.

»Und was hat das Ganze mit Angkor zu tun?«, fragte sie schließlich.

»Das wissen wir auch nicht. Unsere Feinde haben sich auf ihren Rechner jedoch zusätzlich zahlreiche Informationen zu der Tempelstadt geholt. Historisches Material, Restaurationsberichte, Landkarten.« Valerio ging weiter. Sie erreichten Angkor Wat, der als erster Tempel auf dem Rundgang galt.

Sie traten aus dem Schatten des Hauptportals hinaus auf den ersten Hof. Vor ihnen erhob sich ein Tempelberg mit Türmen, die wie spitz zulaufende Bienenkörbe in den wolkenverhangenen Himmel zeigten.

Es hatte aufgehört zu regnen.

»Das größte Sakralbauwerk der Welt, ein unvergleichliches Meisterwerk«, flüsterte Hanna und legte den Kopf in den Nacken. Erneut stellten sich die feinen Härchen auf ihren Armen.

Ein Damm erstreckte sich vor ihnen zum zentralen Torbau. Danach folgten sie der Prozessionsstraße hinab in die ehemalige Königsstadt.

»Wer sind unsere Feinde?«, wollte Hanna plötzlich wissen. Der Gedanken ploppte einfach so auf, als sie an die Zeit in Angkor dachte, zu der es an diesem Ort noch Paläste, Holz- und Bambushütten gegeben hatte. Jeder König besaß Rivalen. Wer also waren die der Bruderschaft?

»Es handelt sich um eine Vereinigung, die sich als Nachfolger des 1998 verstorbenen Pot Pot, des ehemaligen Anführers der kommunistischen Milizen, der Roten Khmer, sieht.«

Hanna starrte Valerio erstaunt an.

»War das nicht dieser Irre, der seine Landsleute, mit Vorliebe die akademische Elite, in KZ-ähnlichen Einrichtungen hinrichten ließ? Beging er nicht auch Massenmord an Kleinkindern?«

»Korrekt. Das ist gemeinhin als kambodschanischer Völkermord bekannt. Studium Nummer 4?« Schalk schimmerte in Valerios Augen, und seine Mundwinkel verzogen sich zu einem verwegenen Grinsen.

»So was in der Art.« Hanna lachte und musterte ihn. Humor machte ihn, wenn das überhaupt möglich war, noch faszinierender.

»Dann gehe ich davon aus, dass seine Nachfolger auch nicht mehr alle Schweine im Rennen haben. Wer möchte sonst das Andenken eines Massenmörders huldigen? Liege ich komplett falsch mit der Annahme, dass das, was sie suchen, eine tödliche Waffe ist?«

Valerio zuckte die Schultern. »Kann sein, muss aber nicht. Die Beweggründe der dunklen Gewalten sind immer dieselben: Macht und Gier. Es kann sich also um Verschiedenes handeln. Fest steht bloß, dass man damit Macht erlangen oder durchsetzen kann und dass es somit am Ende auch finanziell bereichert. Diese Erkenntnis bringt uns aber leider nicht weiter.«

Bei der Ehrenterrasse angelangt, bewunderte Hanna die Steinmetzkunst der alten Khmer. Schlachten und Göttersagen, von denen sie noch nie gehört hatte, zierten die Wände.

Ihre nächste Haltestelle war Angkor Thom, die Große Stadt.

»Die letzte große Hauptstadt des Khmer-Reiches«, erklärte Valerio. »Die antike Metropole widerspiegelt in ihrer Architektur die hinduistische Kosmologie mit Urmeer und Weltenberg, der als Sitz der Götter galt.«

»Diese hier sehen aus wie männliche asiatische Monalisas«, kommentierte Hanna die riesigen Antlitze der zahlreichen, rätselhaften Gesichtstürme des Bayon-Tempels, der Teil der angkorianischen Stadt war.

In der Zwischenzeit hatte sich das Sonnenlicht einen Weg zurück in die Welt gebahnt und tauchte die feuchten Tempelanlagen in grelles Tropenlicht. Nun drangen die Geräusche der Natur, die zuvor durch das energische Prasseln des Regens übertönt worden waren, an Hannas Ohr.

Exotische Vögel gaben ihre fremden Weisen durch Gurren, Schnalzen und Zwitschern zum Besten. Unterholz knackte und raschelte.

Valerio und Hanna besuchten an diesem Tag noch zahlreiche weitere Sakralbauten. Hanna konnte sich an deren Namen nicht mehr erinnern. Gegen Mittag gönnten sie sich bei einer Garküche ein einfaches Menü aus Reis, Geflügel und Gemüse.

Zurück in ihrem Guesthouse zwischen Siem Reap und den Tempeln, wuschen sie sich den Staub und Schlamm Angkors vom Leib und begaben sich nach unten, um das Abendessen zu sich zu nehmen.

Plötzlich fiepte Valerios Handy. Er erhielt eine SMS.

Erstaunt ließ er den Löffel sinken, mit dem er sich noch eben Reis in den Mund geschaufelt hatte.

»Was ist? Hat die Bruderschaft etwas Neues herausgefunden?«

Hanna vergaß ebenfalls, weiterzuessen. Adrenalin schoss durch ihre Gefäße. Ging es etwa schon los?

»Ja ...«, murmelte Valerio zögerlich. »Offenbar ist die Bruderschaft bei intensiveren Nachforschungen zusätzlich auf ein circa zwei Wochen altes Ton-Dokument gestoßen, das eine Folterung, durchgeführt durch die Nachfolger der Roten Khmer, protokolliert.«

»Und?« Hanna hasste es, wenn man ihm jedes Wort aus der Nase ziehen musste. Allerdings galt ihre Ungeduld auch nicht als Tugend, wie ihr ihr Vater immer wieder mit tadelnd erhobenem Zeigefinger erklärt hatte.

»Mehr können sie dazu noch nicht sagen. Die Aufnahme ist in Khmer gesprochen. Sie senden es mir via E-Mail zu. Wir müssen morgen nach Siem Reap und einen Übersetzer finden.« Valerio verstaute sein Handy in der Hosentasche.

»Das muss aber eine verschwiegene Person sein. Ich nehme nicht an, dass der Inhalt dieser Audioaufnahmen besonders erfreulich sein wird, wenn sie unter Folter aufgenommen wurde? Hat die Bruderschaft dafür ein Mitglied hier in Siem Reap?«

»Das wäre zu praktisch. Bedauerlicherweise weilen zurzeit keine Agenten in Kambodscha, und wir haben auch sonst keine Einheimischen in unseren Reihen. Auf alles sind wir leider nicht vorbereitet.«

Hanna war fassungslos. Ihr Hirn lief auf Hochtouren. »Und was sagen wir diesem Übersetzer dann?«

Valerio seufzte. »Hanna, ich weiß es jetzt noch nicht. Mir fällt schon noch etwas ein!«

Der Schatzjäger - Gesamtausgabe

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