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Kapitel 2

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Rasch legte Ben die Frau in seinen Armen vorsichtig auf den Boden neben die Bewusstlose. Hinter sich hörte er ein dunkles, mörderisches Knurren.

Niemand wird dieser Frau auch nur ein Haar krümmen!, schwor er sich im Geiste.

Seine tödlich scharfen Fangzähne waren bereits von ganz allein zur vollen Länge ausgefahren und im Bruchteil einer Sekunde drehte er sich um. Gerade noch rechtzeitig, denn wie ein plötzlicher Windstoß fiel der Angreifer über ihn her.

Sein Gegner entpuppte sich nicht nur als schnell und stark, sondern auch als erfahrener Kämpfer. Merkwürdigerweise glich sein Angreifer damit in keiner Weise den Gesetzlosen, mit denen er es sonst zu tun hatte und die in der Regel durch ihren Blutrausch zu unbeherrschten Bestien wurden. Mit denen hatte er reichlich Erfahrung, seit er den Wächtern beigetreten war, die die Menschen schützen, indem sie diese mörderischen Vampire zur Strecke brachten.

Innerhalb eines Wimpernschlags zog Ben erst sein Messer und danach seine Pistole, aber sein Gegenüber schlug ihm beides ebenso schnell wieder aus der Hand. Ein harter Kampf, Vampir gegen Vampir, mit bloßen Händen, entbrannte. Ben musste an die Grenzen seiner Schnelligkeit und Kraft gehen, um die tödlichen Attacken abzuwehren.

Immer wieder versuchte der Angreifer, zu den beiden Frauen vorzudringen. Ben gelang es nur unter Aufbietung all seines Kampfgeschickes, ihn daran zu hindern, doch er würde nicht ewig gegen diesen Gegner bestehen.

Endlich entdeckte er Agnus aus den Augenwinkeln und schöpfte Hoffnung. Mit seinen 120 Kilo nahezu reiner Muskelmasse und den wilden, rotbraunen Locken glich der fast zwei Meter große Anführer der Wächter einem Wikinger. Das hatte er von seiner Mutter, denn sein Vater war ein adliger Engländer gewesen. Die Ankunft von Agnus kostete Ben für einen Sekundenbruchteil die volle Aufmerksamkeit und schon schmetterte ihn sein Gegner flach auf den Rücken.

Warum, um Gottes willen, griff sein Anführer nicht ein?!

Der Vampir über ihm öffnete die Kiefer und in Ermangelung einer Waffe würde sein Feind ihm wohl mit den Fangzähnen die Kehle samt Halsschlagader herausreißen.

Er war geliefert. Das zu überleben, war selbst für einen Vampir kaum möglich.

„Halte ein, Abadin Said! Das ist einer meiner Männer!“

Sobald der kräftige und athletische Mann mit den schwarzen Haaren von ihm abließ, sprang Ben auf und stellte sich schützend zwischen ihn und die beiden Frauen am Boden.

Beinahe Nase an Nase standen sie da und knurrten wie zwei wütende Panther.

„Agnus!“, warnte der Fremde.

Agnus kam näher und befahl Ben mit fester Stimme: „Lass ihn durch.“

Ohne sich auch nur einen Millimeter zu rühren, knurrte Ben: „Warum?“

Sein Anführer hob erstaunt eine Augenbraue, denn er war von seinen Wächtern keine Widerworte gewohnt. Doch das war Ben egal.

„Abadin, sieh es ihm nach. Er ist ein Wächter. Seine Aufgabe ist es, die Unschuldigen zu schützen. Woher sollte er es wissen?“

Was sollte ich wissen?“, knurrte Ben.

Agnus legte eine seiner riesigen Hände auf Bens Schulter.

„Von Abadin droht ihnen keine Gefahr. Das sind seine Frauen. Sie gehören zu seinem Harem.“

Ben erstarrte.

Seine Frauen, hallte es dröhnend in seinem Kopf wider, während er die Hände zu Fäusten ballte.

Alles in ihm sträubte sich, als er zuließ, dass der Mann, mit dem unbestreitbaren Auftreten eines Herrschers, um ihn herum zu den beiden Frauen ging.

Am Rand bekam Ben mit, dass Agnus brummte: „So hatte ich mir unser Treffen eigentlich nicht vorgestellt, Abadin.“

Unbewusst richtete Ben seine volle Aufmerksamkeit auf den Herzschlag der wunderschönen Frau in Schwarz. Nur die unmissverständliche Hand von Agnus hinderte ihn daran, wieder zu ihr zu gehen.

„Wie ist die Lage, Ben?

Ben! Wie viele Opfer gab es?“

Erst der energische Ton seines Anführers brachte ihn dazu, den Blick von der Orientalin abzuwenden und sich auf die Frage zu konzentrieren.

„Zwei tote Bodyguards, ein toter Fahrer. Die Frau im schwarzen Gewand sagte, sie ist nicht verletzt, doch das bezweifle ich. Sie hat durch einen langen Schnitt Blut verloren und ist später ohnmächtig geworden. Die andere dort an der Mauer ist schon vor meinem Eintreffen bewusstlos gewesen und wahrscheinlich schwer verletzt.“

Während er das Geschehen zusammenfasste, lauschte er permanent ihrem Herzschlag, um sich zu versichern, dass sie wieder aufwachen würde.

„… und die drei Frauen in der Limousine haben die Horrorshow hautnah miterlebt. Ihr Gedächtnis muss gelöscht werden.“

„Das werde ich selbst tun“, schaltete sich dieser Abadin ein, der sich über die schwer verletzte Frau beugte.

Erst jetzt registrierte Ben dessen eindeutig arabisches Aussehen und das landestypische, weiße Gewand, das dazu noch goldene Bordüren besaß. Er wunderte sich, dass sein Instinkt so mit ihm durchgegangen war und er zu Beginn des Kampfes gar nicht in Erwägung gezogen hatte, dass der Mann vielleicht zur Gruppe der Frauen gehörte.

„Drei Angreifer?“, fragte Abadin – vermutlich hatte er die Vampirleichen gezählt.

„Es waren vier. Einer ist schwer verletzt geflüchtet.“

Abadin nickte ihm anerkennend zu. „Gute Arbeit, Krieger.“

An Agnus gewandt ergänzte Ben: „Ich konnte nicht riskieren, den Flüchtigen zu verfolgen. Vielleicht hätte jemand dieses kleine Massaker entdeckt, außerdem wollte ich die Frauen nicht allein und schutzlos zurücklassen.“ Ganz besonders eine davon nicht.

Sein Fokus lag mit einem Mal wieder auf der Frau, die er in seine Jacke gehüllt hatte. Sie war immer noch ohnmächtig.

Ohne auf weitere Nachfragen von Agnus zu warten, wandte er sich von ihm ab und ging vor der tapferen Orientalin in die Hocke. Selbst ohnmächtig brachte sie es fertig, dass alle seine Sinne sich auf sie konzentrierten.

Sie war ziemlich blass und schien trotz seiner Jacke weiter auszukühlen. Der Drang, sie an einen warmen, sicheren Ort zu bringen, wurde immer größer. Er streckte seine Hand nach einer Haarsträhne aus, um sie ihr aus dem Gesicht zu streichen. Unvermittelt spürte er den eisernen Griff des Arabers um sein Handgelenk.

Das sind seine Frauen, hallte es wie ein Peitschenschlag in Bens Kopf wider. Mit einem Knurren riss er den Kopf hoch und rechnete damit, in das wütende Gesicht des Fremden zu sehen, der dachte, diese Frau wäre sein Besitz. Doch in der Miene des Arabers stand stattdessen ernste Sorge.

Noch ehe die Konfrontation ihren Lauf nehmen konnte, rief Agnus: „Abadin, deine Frau wird wach!“

Sofort war Abadin bei der Schwerverletzten und redete mit ihr in einer Sprache, die Ben als Arabisch einordnete. Ärgerlicherweise verstand er kein Wort davon.

Mit einer Vorsicht, die er dem eiskalten Kämpfer gar nicht zugetraut hätte, tastete Abadin unter dem Gewand ihren Rücken ab. Als seine Hand wieder zum Vorschein kam, war sie blutig.

„Sie kann ihre Beine nicht bewegen, ihre Wirbelsäule scheint verletzt zu sein.“ Mit unverhohlenem Schmerz in den Augen blickte der Araber zu Agnus. „Sie ist meine Lieblingsfrau, alter Freund. Ich werde ihr jetzt mein Blut geben.“

Blut normalen Menschen zu schenken, war nach dem uralten Gesetz der Vampire streng verboten. Nur bei den äußerst seltenen Frauen, die die Blüte der Ewigkeit trugen, wie die tapfere Orientalin, war dies erlaubt.

Wenn ein Vampir so einer Frau sein Blut schenkte, erneuerten sich ihre Zellen – und zwar alle Zellen – vorübergehend, doch sie blieb immer ein Mensch. So war es möglich, dass die menschliche Gefährtin eines Vampirs ebenfalls ewig lebte und gesund blieb, wenn er ihr regelmäßig sein Blut schenkte.

„Du weißt, das ist gegen das Gesetz …“, begann Agnus, doch Abadin richtete sich ruckartig auf.

„Wenn du mich daran hindern willst, mach dich auf einen Kampf auf Leben und Tod bereit.“

Ben registrierte, dass alle Muskeln des Arabers sich anspannten – bereit zum Angriff. Abadins Gesicht wurde zur harten Maske eines gnadenlosen Kämpfers und Agnus hatte seine Fußstellung instinktiv verändert, um einen besseren Stand zu haben.

Auch wenn Abadin ein alter Freund war: Agnus musste als Anführer der Wächter dafür sorgen, dass die Gesetze eingehalten wurden. Er konnte das nicht zulassen.

Unwillkürlich legte Ben die Hand auf den Griff seiner Pistole. Nur das angedeutete Kopfschütteln von Agnus hielt ihn davon ab zu schießen, zumindest vorläufig.

Die Spannung zwischen den beiden war beinahe greifbar.

Ein Kampf schien unausweichlich und Ben würde nicht tatenlos zusehen.

In einem letzten Versuch, das Desaster zu verhindern, rief Ben: „Du könntest die Sache noch schlimmer machen, wenn du ihr jetzt dein Blut gibst!“

„Was weißt du schon!“, brüllte der Araber ebenso wütend wie verzweifelt, doch Ben gab nicht so schnell auf: „Durch dein Blut würden die Wirbel zusammenwachsen, auch wenn sie nicht die richtige Lage haben und Nervenbahnen dabei eingequetscht werden. Verbliebene Wirbelsplitter würden einwachsen und beides könnte der Frau höllische Schmerzen für den Rest ihres Lebens bereiten.“

Skeptisch sah Abadin zu Agnus.

„Benjamin hat recht, Abadin, und er kennt sich aus. Er hat eine Zeit lang in der Notaufnahme gearbeitet.“

„Ich werde aber nicht tatenlos zusehen wie …“

„Das musst du auch nicht, alter Freund. Meine Frau ist Ärztin und Heilerin. Sie ist schon auf dem Weg hierher.“

Ein Ausdruck von Hoffnung flackerte über das Gesicht des Arabers.

Ben wusste natürlich, dass Agnus’ Frau Alva in Teilbereichen, wie Knochen, Knorpel und Sehnen, die Gabe der Heilung hatte. Ob sie jedoch in der Lage war, auch einen komplizierten Wirbelbruch zu heilen, und ob sich die Nervenbahnen anschließend wieder erholen würden, war alles andere als sicher. Aber allein die Möglichkeit würde hoffentlich für den Moment die explosive Situation entschärfen.

„Wir bringen deine Frau zu uns ins Hauptquartier“, schlug Agnus vor. „Dort haben wir medizinische Geräte, um sie zu untersuchen, und meine Frau wird sich um sie kümmern, in Ordnung?“

Vielleicht war es das leise Weinen seiner Frau, das dafür sorgte, dass Abadin nickte und seine Angriffshaltung aufgab, um sich wieder vor sie hinzuknien.

„Beweg sie so wenig wie möglich“, mahnte Ben, „und versetz sie in Tiefschlaf. Um sie für den Transport zu fixieren, werden wir eine Vakuummatratze verwenden müssen.“

Abadin sah fragend zu Agnus.

„Tu, was er sagt, alter Freund, und lösch das Gedächtnis deiner anderen Frauen. Ich werde mich um den Rest kümmern.“

Der arabische Mann murmelte seiner weinenden Lieblingsfrau offensichtlich tröstende Worte zu und legte dann die Hand auf ihre Stirn. Ihre Lider senkten sich und ihr Körper fiel in einen tiefen Schlaf. Sobald Abadin sich erhob, um zur Limousine zu gehen, in der sich seine anderen Frauen eingeschlossen hatten, wurde seine Haltung wieder erhaben, seine Züge hart und kompromisslos.

Ben fragte sich, wer dieser Kerl eigentlich war.

Doch ein Blick zu seiner tapferen Schönheit – die immer noch bewusstlos auf dem schmutzigen Asphalt lag – genügte, damit alles andere unwichtig wurde. Das Geschehen um ihn herum trat völlig in den Hintergrund. Er brachte es nicht übers Herz, sie noch eine Sekunde länger dort liegen zu lassen, und hob sie behutsam auf seine Arme.

Am Rande registrierte er, dass Agnus mit dem Hauptquartier und seiner Frau Alva telefonierte.

Als er das Gesicht der Orientalin in seinen Armen betrachtete, verlor er jedes Zeitgefühl – sie war eine echte Schönheit und Schönheit hatte ihn von jeher fasziniert. Unbemerkt von den anderen konnte er nicht widerstehen, mit seinen Fingerspitzen über ihre zarte Haut und durch ihre seidigen Haare zu streichen.

„Ich kenne noch nicht einmal deinen Namen“, murmelte er und nahm sich fest vor, ihn in Erfahrung zu bringen.

Irgendwann fuhren der Krankenwagen, den die Ärztin extra für die Belange der Wächter angeschafft hatte, und drei SUVs in die Sackgasse.

Aus einem der Wagen stieg Ambrosius, der stets einen witzigen Spruch auf Lager hatte und jederzeit für eine Wette zu begeistern war. Der bot auch sofort an, die unverletzten Haremsdamen zurück ins Hotel zu fahren. Und wie Ben ihn kannte, würde er daraus noch eine amüsante kleine Stadtrundfahrt mit ein paar Umwegen machen.

Raven und Walter, die die anderen Wagen gefahren hatten, fingen sofort an, alle Spuren des Blutbads verschwinden zu lassen.

Agnus’ Frau Alva war bereits aus dem Krankenwagen gestiegen und überprüfte die Vitalwerte der Lieblingsfrau dieses Abadin. Kurz darauf bestätigte sie den Verdacht der Wirbelbrüche. Nachdem die Ärztin die Frau noch auf weitere Verletzungen untersucht hatte, leitete sie den Abtransport mit der Spezialliege in die Wege.

Als Alva einfach in den Krankenwagen stieg, ohne nach der Frau in Bens Armen gesehen zu haben, und dieser Abadin geradewegs auf ihn zukam, wohl um sie ihm abzunehmen, kochte Wut in ihm hoch.

Sie gehören ihm, hallte es in seinem Kopf und erneut bohrte sich ein glühender Dolch in sein Inneres. Grimmig presste er die Kiefer aufeinander und marschierte zu Agnus.

„Agnus! Wir müssen diese Frau auch mit auf unsere Krankenstation nehmen. Sie hatte eine stark blutende Wunde am Arm und ist dann einfach zusammengeklappt. Vielleicht hat sie einen Schock oder eine Gehirnerschütterung und gebrochene Rippen. Einer der Mistkerle hat ihr einen harten Schlag versetzt und sie durch die Luft geschleudert. Ich will ganz sichergehen, dass mit ihr alles in Ordnung ist.“

Ben bohrte seinen fordernden Blick in Agnus. Natürlich wusste er, dass sein Anführer kaum einen Außenstehenden ins Hauptquartier ließ, von Menschen ganz zu schweigen, denn ihr Standort in dem uralten, ehemaligen Kloster war ein gut gehütetes Geheimnis.

Abadin stand inzwischen bei ihnen. Anstatt Ben eine Standpauke über die Gefährdung der Sicherheit zu halten, sah Agnus nur diesen Abadin fragend an, woraufhin der nickte.

„In Ordnung, Ben, du kannst sie mitnehmen. Alva soll nach ihr sehen.“

Es wurmte ihn, dass Agnus erst die Erlaubnis des anderen abgewartet hatte und dass das anscheinend alles war, was zählte. Grimmig nahm er den Fremden ins Visier.

„Ich will endlich wissen, wie sie heißt.“

In Anbetracht seines rüden Tonfalls, hob Agnus eine Augenbraue und legte dann eine Hand auf die Schulter des Arabers.

„Ich glaube, ich sollte dir zuerst meinen alten Freund vorstellen.“ Damit du deinen Ton mäßigst, lautete die unterschwellige Botschaft. „Das ist König Abadin Said der Zweite. Unsere Väter waren Freunde und im Mittelalter kämpfte er eine Zeit lang an der Seite meiner Wächter.“

Der König ließ sich nur zum Ansatz eines würdevollen Nickens herab und betrachtete mit einer Mischung aus Interesse und Argwohn die schöne Orientalin, die Ben in seinen Armen hielt.

„Abadin, das ist Benjamin Sandberg, Sohn des Gustav, einer meiner ehrenwerten Wächter.“

Der König trat mit zwei Schritten direkt vor ihn. Unwillkürlich zog er die Frau noch enger an seinen Körper.

Der Blick des Königs wanderte zu seiner Hand und nahm einen misstrauischen Ausdruck an. Erst jetzt bemerkte Ben, dass er mit dem Daumen sanft über die Wange der Orientalin strich, und er registrierte aus den Augenwinkeln, dass Agnus ihn alarmiert anschaute.

Unvermittelt streckte der Herrscher seine kräftige Hand nach Bens Nacken aus, eine verwundbare Stelle selbst für die gefährlichsten Raubtiere. Im gleichen Moment umschloss Agnus den Griff seiner Desert Eagle, Kaliber .50, eine der größten Handfeuerwaffen überhaupt. Sein Anführer ließ den Araber nicht mehr aus den Augen und erklärte mit Nachdruck: „Abadin, für diesen Wächter lege ich meine Hand ins Feuer.“

Ben hatte wortwörtlich beide Hände voll und alles an ihm spannte sich an, als der König die Hand auf seinen Nacken legte.

Er hielt den Atem an und machte sich auf alles gefasst, während ihn der Blick des Herrschers mit stählerner Härte durchdrang.

Nach einem langen Moment sagte der König: „Du möchtest also ihren Namen wissen. Sie wird ihn dir aber nicht freiwillig nennen.“

Ein Knurren schlich sich aus Bens Kehle. „Haben Sie ihr das verboten?“

„Ben“, rief Agnus warnend. „es reicht!“

Der Araber bedachte ihn allerdings nur mit einem amüsierten Lächeln, das seine rasiermesserscharfen Reißzähne zum Vorschein brachte, und meinte: „Sie heißt Jasmin.“

Als würde ihr Name aus dem Mund des Königs sie selbst aus den tiefsten Tiefen herbeibefehlen, flatterten Jasmins wunderschöne Wimpern. Es kostete sie sichtliche Anstrengung, die Augen zu öffnen.

„Ich kann Euch dienen, mein König.“

Das sagte sie halb benommen, zudem war sie noch immer sehr blass. In Ben kochte Zorn hoch und er gab sich wenig Mühe, das Knurren aus seiner Kehle zu unterdrücken.

„Ich benötige deine Dienste im Moment nicht. Du bist außer Gefahr und ich schätze, dieser Krieger hier“, jetzt wurde das amüsierte Grinsen des Arabers sogar noch breiter, „wird dafür sorgen, dass nichts und niemand dich ihm entreißt. Und falls er dich verletzt, werde ich ihm die Eingeweide herausreißen und ihn damit füttern.“

Das klang nicht nach einer Metapher.

Endlich nahm der König die Hand aus Bens Nacken, legte sie nun aber auf Jasmins Hand. Das zu sehen, ärgerte Ben noch mehr, denn er registrierte, dass Jasmins Körper sich sofort versteifte und anfing zu zittern.

Der Araber merkte das anscheinend auch und zog seine Hand mit einem Seufzen wieder zurück.

„Werde wieder heil.“

Diese Worte des Herrschers wirkten irgendwie seltsam, doch Ben vermutete, dass das an der Sprachbarriere lag.

Jasmins Augen fielen wieder zu.

Nun fixierte der König Ben mit einem durchdringenden Blick, der dafür sorgte, dass seine Nackenhaare sich aufstellten.

„Kann ich dir diese Frau anvertrauen?“

Dabei musterte ihn der Herrscher allerdings eher so, als wollte er seinen Wert einschätzen.

Ohne es bewusst zu steuern, zog er Jasmin abermals enger an sich. Der König schien das zu registrieren.

„Wenn sie auch nur einen blauen Fleck deinetwegen bekommt, werde ich dich eigenhändig auspeitschen.“

Das klang wie ein heiliges Versprechen, doch das war Ben völlig egal. Er blickte allerdings besorgt zu Jasmin herab.

Hatte er sie etwa zu fest gehalten?

Auf der Stelle lockerte er seinen Griff.

Mit einem amüsierten Grinsen wandte sich der Herrscher von Ben ab und meinte nur lapidar: „Wir sehen uns im Hauptquartier.“

Damit ließ der König ihn einfach stehen und stieg in den Krankenwagen zu seiner Lieblingsfrau.

Sanft berührte Narben

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