Читать книгу Hey Joe - Leon Lichtenberg - Страница 14

XII

Оглавление

Aber einfach war die Beziehung zu Manuela nicht. Dafür gab es sicherlich eine ganze Menge von Gründen. Da war natürlich zuerst die Mutter, für die Jo nach wie vor nicht der geeignete Umgang war. Allerdings gab es scheinbar innerfamiliär bei den Böllings über ihn unterschiedliche Ansichten. Der Vater hatte ihn mal wieder zu einem Bier eingeladen und sogar den Vorschlag gemacht, er könne in den Ferien bei ihm im Büro arbeiten. Das ging Jo aber doch etwas zu weit. Außerdem war die Zeit der Ferienjobs wohl endgültig bald vorbei.

Manuela selbst schien sich auch zu verändern. Sie trug nicht mehr den Pferdeschwanz, den Jo so an ihr gemocht hatte. Sie hatte jetzt lockige, halblange Haare, die ihr auch gut standen und die sie etwas reifer und älter aussehen ließen. Außerdem schminkte sie sich auch während der Woche, allerdings sehr dezent. Die Warnungen ihrer Mutter in Bezug auf ihn schien sie weitgehend zu ignorieren. Sie war jedenfalls noch ein paar Mal mit ihm ausgegangen, sogar während der Woche. Er war mit Jürgen und dessen Freundin Petra nach Langenheide gefahren, mit dem Opel Rekord von Jürgens Vater. Der war zufällig auch der Zahnarzt der Familie Bölling. Und Jürgen war zusammen mit Jo zur Haustür gegangen, um Manuela abzuholen. Die Anwesenheit des Zahnarztsohnes hat bei Manuelas Mutter wahre Wunder bewirkt. Dass sie dann mitgehen durfte, war auf einmal kein großes Problem mehr.

Nach dem Kneipenbesuch waren Jo und Manuela dann noch mit dem alten Fiat in ein Waldstück gefahren und hatten noch eine Zeit lang geknutscht. Beim letzten Mal hatte sie einen Rock angehabt anstatt der sonst üblichen Jeans. Sie hatte sich auch nicht gewehrt, als er beim Küssen seine Hand auf ihren Bauch legte. Dann hatte er den Weg in ihren Schlüpfer gefunden und ihre Schamhaare gekrault. Das hatte sie erregt, und sie hatte leise gestöhnt. Auch sein Herz schlug schnell und ihm wurde heiß, als sie ihren Handrücken auf seinen Hosenschlitz drückte. Dann hatte sie sich plötzlich einen Ruck gegeben und geflüstert: „Schluss jetzt, mehr geht im Augenblick noch nicht.“ Jo hatte das akzeptiert, auch wenn er danach unruhig geschlafen hatte.

Aber dann war sie mit ihrer Mutter wieder an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden in kulturellen Angelegenheiten unterwegs gewesen. Jo hatte das Gefühl, dass neben der Einübung bildungsbürgerlicher Attitüden die Trennung von dem Burschen aus eher proletarischen Verhältnissen ein mindestens gleichgewichtiger Grund dafür war. Aber vielleicht hatte sie auch nur keine geeigneten gleichaltrigen Freundinnen, mit denen sie ihren Kulturbedürfnissen nachgehen konnte. Er hätte sich seiner Mutter jedenfalls nicht auf eine solche Weise unterworfen. Gut, die wäre sicherlich auch nie auf die Idee gekommen, mit ihm in die Oper zu fahren oder in ein Museum.

Jürgen hatte ihn an den freien Wochenenden zum Segeln eingeladen. Seine Eltern hatten auf dem Steinhuder Meer eine Segeljolle; und Jürgen hatte dort schon von klein auf das Segeln gelernt. „Du bist jetzt mein Vorschootmann“, hatte er zu Jo gesagt. Das bedeutete zunächst, dass seine hauptsächliche Aufgabe darin bestand, das Focksegel stramm zu halten. Bei stärkeren Brisen war das gar nicht mal so einfach. Dann durfte er auch mal an die Pinne und dort verschiedene Manöver ausführen. Dabei lernte er den Unterschied zwischen Wende und Halse. Im Yachthafen hatten sie dann andere Jugendliche getroffen, die Jürgen alle kannte. Mit denen hatten sie dann Fischbrötchen gegessen und noch ein paar Bier getrunken. Am zweiten Wochenende war Petra auch mitgekommen, und sie hatten einen wunderschönen Samstag zu dritt.

Sonntags war er dann mal wieder in der Diskothek gewesen - alleine. Jens kam sofort angestürmt. „Na Bauer, heute ohne deine kleine Freundin. Ist es schon aus mit der ersten großen Liebe?“ Jo konnte diese großspurige und besserwisserische Art nicht ab. Der Knabe lag ihm einfach nicht. „Du liegst gleich zweifach falsch, mein Lieber, erstens ist es nicht meine erste große Liebe und zweitens ist die Liebe zwischen uns größer als du dir vorstellen kannst.“ „Da ist für dich aber auch gar nichts drin“, schob er dann noch hinterher.

Zum ersten Mal sah er dann Yvonne in der Disco. Das war eine Überraschung, denn normalerweise war sie am Wochenende immer mit ihrem Freund zusammen. Für den war die Diskothek im Schützenhof vermutlich Kinderkram. Und Vonne war nicht alleine, an ihrer Seite war das braune Mädchen. Die beiden waren natürlich im Mittelpunkt des Geschehens und wurden von allen Anwesenden, Jungs wie Mädchen begafft. Und von den Jungs traute sich niemand, die beiden anzusprechen geschweige denn, mit ihnen zu tanzen. Der Diskjockey legte „Black is black“ von Los Bravos auf und rief in sein Mikrofon: „Jetzt wird auch klar, warum in der Zeitung stand, hier würde Negermusik gespielt. „Du bist ein Idiot“ zischte ihn Vonne darauf an. Clarissa, das schöne braune Mädchen, tat so, als ob sie davon nichts mitbekommen hätte.

Nach dem das Stück zu Ende war, ging Jo zu Yvonne. „Hallo, das ist ja eine Überraschung, dich hier auch mal zu sehen. Ich dachte, das wäre nicht dein Stil.“ „Ach weißt du, Jo, ich brauche auch mal einen anderen Horizont. Außerdem habe ich im Augenblick auch etwas mehr Zeit für andere Dinge“, antwortete sie, ohne dass Jo wusste, was sie konkret damit meinte. „Und dann will ich mich auch ein wenig um Clarissa kümmern, die ist hier in Lüdecke doch noch etwas alleine und isoliert ist.“ Damit wandte sie sich zu ihrer farbigen Freundin. Und Jo sah das Mädchen zum ersten Mal von ganz nahe. Das Gesicht war kein typisches Negergesicht, mit einer dicken Knubbelnase, riesigen Lippen und so, es sah eigentlich aus, wie ein deutsches Gesicht, aber eben nur braun. Sie hatte große, braune Augen und einen großen, schönen Mund. „Hallo“, sagte Jo. „Hallo“, antwortete sie mit einer für ein Mädchen doch recht tiefen Stimme, und er schaute dabei in ihre Augen und auf ihre Zähne, die im Halbdunkel der Disco besonders weiß leuchteten. Und er merkte, dass er nach längerer Zeit mal wieder rot wurde, obwohl dafür eigentlich überhaupt kein Grund vorhanden war. „Ob Farbige auch rot werden können?“, fragte er sich in diesem Augenblick. „Jedenfalls sieht man es ihnen nicht an, das hat manchmal ganz schöne Vorteile.“


Hey Joe

Подняться наверх