Читать книгу Dein, Sein, Mein - Lilly Grünberg - Страница 10

Kapitel 2

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Seine leisen, aber deutlich artikulierten Worte ließen Sophie von Kopf bis Fuß erbeben. Was sollte diese widersprüchliche Aussage bedeuten? Sie verstand kein Wort.

»Nicht als Sub, Sophie. Auch nicht als One-Night-Stand oder für ein Intermezzo von ein paar Tagen oder Wochen oder auf Probezeit. Du willst Dominanz und so wie ich das sehe, hast du sie auch dringend nötig. Du bist eingebildet und anmaßend. Aber ich kann dir zeigen, was Dominanz und Unterwerfung wirklich bedeutet, wenn du bereit bist, dich auf meine Bedingungen einzulassen.«

Sophie vergaß fast zu atmen. Seine Worte und der Ausdruck in seiner Stimme versprachen genau das, wonach sie sich sehnte. Welche Bedingungen? Sie würde jede akzeptieren, ganz gewiss jede, wenn sie dafür ihr Ziel erreichen könnte.

»Wenn ich mich dazu bereit erkläre, dich anzunehmen, dann kann das nur auf eine Weise geschehen, Sophie. Als meine Sklavin.«

Sophie schritt an den Stühlen entlang, bis sie ganz nah vor dem Spiegel stand. Ihr Herz schlug wild und wollte nicht, dass sie darüber nachdachte, wie er das meinte. Aber sie musste es wissen. »Na und? Sub oder Sklavin? Was macht das schon für einen Unterschied?«

Das war doch nur ein anderes Wort für den Part, der in diesem Spiel nichts zu bestimmen hatte.

»Das ist ein großer Unterschied und du solltest ihn eigentlich kennen. Aber ich bin bereit, es dir zu erklären. Du hattest zu viel Sex mit zu vielen Tops«, erklärte er mit rügendem Unterton. »Du probierst, du genießt, du forderst – und wenn es dir zu langweilig wird, machst du dich auf und davon. Eine solche Beziehung interessiert mich nicht, denn ich bin an mehr als einem Spiel interessiert. Ich will BDSM leben. Wenn ich mich investiere, dann kommt für mich nur etwas von Dauer in Frage und das heißt ganz klar: 24/7, ohne Wenn und Aber. Wenn du das willst, musst du dich vollkommen unterwerfen. Wenn du dich dazu bereit erklärst, es aber nicht einhalten kannst, werde ich dich dazu zwingen.«

In Sophies Kopf begann es zu surren und ihr Kreislauf drohte zu versagen. Sie mochte nicht glauben, was er gerade gesagt hatte. 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Das meinte er doch nicht wirklich ernst? Noch weigerte sich ihr Verstand, zu glauben, was sie gehört hatte und was das bedeuten würde. Das war es, was sie wollte. Nein, das war mehr, als sie wollte.

»Wie – was – wie stellen Sie sich das vor?«, stotterte Sophie verwirrt und hasste sich dafür.

»Du wirst mir deine Wohnungsschlüssel aushändigen und bei mir einziehen. Du wirst nichts mehr ohne meine Genehmigung tun. Jegliches selbstständiges Handeln ist dir verboten. Darüber hinaus erwarte ich natürlich, dass du mir als meine Sklavin zu jeder Zeit zur Verfügung stehst, wann immer ich dich benutzen will und auch wie ich das will. Du hast keinerlei Rechte, verlierst jegliche Selbstbestimmung.«

Sophie japste, ihr Verstand befand sich am Rande eines Kollapses. So ernst hatte sie das nun wieder nicht gemeint. Aber während ihr Verstand versuchte, seine Worte zu begreifen, schwollen ihre Schamlippen spürbar an. Ihr Slip wurde feuchter, ihr Mund trocken, ihre Hände schwitzten. Du wolltest Unterwerfung, du wolltest Dominanz. Nun beschwer dich gefälligst nicht darüber, dass er es extremer will als du!

Er wollte sie zu seiner persönlichen Lustsklavin machen, sie so behandeln, wie man in der Antike mit ihr umgegangen wäre, oder zumindest so ähnlich. Zum ersten Mal hatte sie eine ungefähre Ahnung davon, was Dominanz bewirken konnte und dass sie dieses Thema noch längst nicht zuende gedacht hatte. Das Feuer und die Kraft, die in seiner Stimme lagen, nahmen ihr die Luft und dieses Gefühl erregte sie wiederum geradezu unerträglich. Es war Angst, pure Angst, die ihre Lust schürte.

»Nur damit dir die Tragweite klar ist – du wirst dich auch um meinen Haushalt kümmern, was nicht weiter tragisch ist, da es ja dann auch deiner sein wird. Du wirst Einkaufen, Waschen, Bügeln und Kochen, alles was zum Alltag gehört. Und du wirst dich gehorsam bücken, wenn ich der Meinung bin, dass dein Hintern eine Züchtigung verdient. Du wirst mich befriedigen und du wirst mir gehören. Mit deinen Gedanken und deinem Körper, mit Haut und Haar, ohne Wenn und Aber.«

Das sehnsüchtige Ziehen in Sophies Unterleib war eine Qual. Sie hatte diesen Kerl noch nicht einmal gesehen, keine Ahnung, ob er attraktiv oder hässlich, durchtrainiert oder fett war. Seine Vorstellungen sprengten den Rahmen und waren unannehmbar. Doch zugleich hatte er geschafft, was noch keinem gelungen war: Er hatte ihr butterweiche Knie beschert und je länger diese Diskussion andauerte, desto leerer wurde ihr Kopf, was überhaupt nicht unangenehm, sondern im Gegenteil sehr befreiend war. Trotzdem, sie durfte auf diese Forderung nicht eingehen. Das wäre – leichtsinnig.

»Und mein Job?«, stieß sie mit trockenem Mund hervor.

»Du wirst weiterhin ganz normal deiner Arbeit nachgehen, Sophie. Du bist eine intelligente und erfolgreiche junge Frau, das gefällt mir. Ich werde deine Karriere nicht zerstören, aber es wird mir ein umso größeres Vergnügen sein, dich trotz oder gerade wegen deines Selbstbewusstseins und ausgeprägten Stolzes zu unterwerfen.« Seine Stimme klang leicht amüsiert. »Um zu deinen Aufgaben zurückzukommen: ich erwarte von meiner Sklavin, dass sie charmant, zärtlich und unterhaltsam ist. Es wird kein Kinderspiel, Sophie. Du wirst einfach alles für mich tun. Jederzeit. Alles was du bist, wird in meinen persönlichen Besitz übergehen.«

Sophies Widerstand regte sich. »Das klingt ziemlich anspruchsvoll und anstrengend, und zudem absolut unrealistisch«, stotterte sie vollkommen aufgelöst. Sie konnte sich nicht vorstellen, alle diese Forderungen zu erfüllen, falls er das wirklich ernst meinte. Seine Stimme allerdings klang nicht nach einem Scherz, und falls er noch länger mit dieser eindrucksvollen und sexy klingenden Stimme zu ihr spräche, würden ihre Knie irgendwann versagen und sie würde vor dem Spiegel zu Boden sinken.

»Natürlich wirst auch du zu deinem Teil von unserer Verbindung profitieren. Wenn der Tag gekommen ist, werde ich dich ausgiebig belohnen und du wirst bei mir die Befriedigung deiner unersättlichen Lüste erfahren. Aber das musst du dir erst verdienen, Sophie. Ich werde dir nichts schenken, absolut gar nichts. Deine Erziehung wird streng, aber gerecht sein, bis du meine perfekte Liebesdienerin bist.«

Sophies Beine gaben in diesem Moment nach. Sie konnte nichts dagegen tun. Sie sank ganz einfach auf die Knie und senkte tief beeindruckt, mit Tränen in den Augen, ihren Kopf vor dem Spiegel. Himmel noch mal, was geschieht gerade mit mir? Habe ich jetzt wirklich meinen Herrn gefunden? Das ist … beeindruckend.

Hunderte Bilder von Spielen mit anderen Doms zuckten ihr durch den Kopf. Vor keinem, nicht einem einzigen, war sie aus Überzeugung niederkniet oder weil sie das Gefühl hatte, ihr Innerstes verlange danach. Nur als Teil des Spiels hatte sie zum Schein ihren Kopf gesenkt, und sie hatte damit fast immer ihr Ziel erreicht, eine Abmilderung des Spiels und ausreichend Spaß. Nie hatte sie jemand an ihre Grenzen gebracht und nun hörte es sich an, als ob dieser Dom dazu in der Lage wäre. Nicht sie hatte entschieden, dass sie aus Demut niederkniete, sondern er allein, nur durch seine Stimme und seine Worte. Ein erster, wenn auch kleiner Schritt zur Unterwerfung.

»Bevor du ja dazu sagst, meine Sklavin zu werden, solltest du genau darüber nachdenken. Steh auf, setz dich an den Tisch, Sophie und öffne das Kuvert, das auf dem Tisch liegt. Entscheide in Ruhe, ob du meine Bedingungen annehmen willst oder nicht.«

Sophie gehorchte. Es fiel ihr schwer, sich zu erheben, ohne sich am Spiegel abzustützen und Fingerabdrücke zu hinterlassen. Ihr Körper war geschwächt wie nach einer Grippe. Sie hatte sich so sicher gefühlt, geglaubt, sie wüsste, worauf sie sich einlassen würde, als sie zu diesem Gespräch gefahren war. Sie würde den Dom aller Doms für sich gewinnen und dann ein intensiveres Spiel erleben, dann und wann, abends oder am Wochenende. Nicht mehr und nicht weniger. Ein bisschen Unterwerfung, ein kleines mentales Kräftemessen, erotischer Spaß. Aber auf keinen Fall zu Regeln, die er jetzt vorgab. Für einen Augenblick fragte sie sich, was in sie gefahren war zu glauben, dass dieser Dom, über den alle Welt ehrfurchtsvoll flüsterte, sich von ihr an der Nase herumführen lassen würde. Ihr Körper zitterte vor Erregung bei dem Gedanken daran, dass ein Fremder vollständig von ihr Besitz ergreifen würde und dass ihr Wunsch weit mehr als von ihr vorauszusehen gewesen war, in Erfüllung gehen würde. Es war so abstrus, so fern jeder Realität, als befände sie sich gerade als Hauptdarstellerin in einem Film. Jeden Augenblick würde jemand laut rufen: »Danke, das genügt, die Szene ist im Kasten.«

Sophie versuchte ihr Selbstbewusstsein und ihre Konzentration zu reaktivieren, atmete einige Male tief durch und setzte sich an den Tisch. Sie legte den Stift beiseite und öffnete das Kuvert. Es war nicht zugeklebt, sondern die Lasche nur in den Umschlag geschoben. Sie holte das Dokument heraus, legte es vor sich auf den Tisch und las.

Vertrag zwischen der Liebessklavin Sophie Lovato und ihrem Herrn

Der Vertrag war computergeschrieben, machte dabei trotzdem einen edlen Eindruck. Es war eine besonders schöne Schrift gewählt worden, der Text in klaren Abschnitten gegliedert, mit einer Initiale am Beginn jedes neuen Absatzes, und die freien Ränder waren in großzügigem Abstand zur Blattkante gewählt. Das Papier war ein wenig fester als gewöhnlich, nicht Weiß sondern Chamois, von einer zarten Struktur durchzogen.

Interessant. Der Mann schien ein Ästhet zu sein.

Ihr Name stach in bordeauxroten, schwungvoll geschriebenen Buchstaben heraus, sein Namen hingegen fehlte. Er hielt sich also bis zum letzten Augenblick bedeckt. Warum war ihm dies so wichtig? Was hatte er zu verbergen? Sie zitterte innerlich vor der Entscheidung, sich einem Fremden anzuvertrauen, von dem sie noch weniger als Nichts wusste.

Die Sklavin erklärt hiermit, ihrem Herrn in absolutem Gehorsam zu dienen und sich ihm vollständig zu unterwerfen, zu jeder Zeit und an jedem Ort devot und widerspruchslos die Befehle ihres Herrn zu befolgen.

Die Sklavin erklärt sich ohne Ausnahme damit einverstanden, dass ihr Körper von nun an ihrem Herrn gehört und von diesem benutzt wird, wie er es für richtig hält.

Für ihre Konten, ihren gesamten Besitz und ihre Mietwohnung stellt die Sklavin ihrem Meister Vollmachten aus.

Wut stieg in ihr auf und es kostete Sophie viel Selbstbeherrschung, überhaupt noch weiter zu lesen. Sie sollte ihm ihre Ersparnisse und ihre Konten überlassen? Der spinnt ja! Das hörte sich ja fast so an, als sollte sie für ihn anschaffen gehen. Alles an ihr fühlte sich auf einmal eiskalt an. Was, wenn er tatsächlich ein Zuhälter wäre? Sie war jung genug und attraktiv, um …

Seine Regeln gaben keinen einzigen Hinweis auf ein erotisches Spiel. Selbst wenn er sie nur für sich wollte, war nicht sichergestellt, dass sie bei ihm die Erfüllung ihrer Sehnsüchte finden würde. Sie schüttelte den Kopf. Um Himmels willen, wenn das ernst gemeint war, was dort Schwarz auf Weiß stand, dann war es vollkommen verrückt, unanständig und krank, was er von ihr erwartete. Und es spielte keine Rolle, dass ein solcher Vertrag ungesetzlich war. Wenn sie sich aus freien Stücken darauf einließ, dann war es wie ein Versprechen, und dieses würde sie auf keinen Fall brechen. Sie sah zur Tür. Würde diese gleich aufgerissen werden, ihre Freundin hereinstürmen und rufen: »Das war nur ein Scherz, um dir zu zeigen, wie gefährlich dein Vorhaben ist!«

Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend beschloss Sophie weiter zu lesen.

Die Sklavin hat verstanden,, dass sie ab sofort nur noch für das Vergnügen ihres Herrn lebt und dass alles, was ihr selbst an Zugeständnissen gewährt wird, ein Privileg ist, das sie sich immer wieder aufs Neue erarbeiten muss.

Sollte eine SM-Beziehung nicht auf Gegenseitigkeit beruhen, dem gemeinsamen Spaß und der sexuellen Befriedigung dienen? Bei all dem, was sie über diesen Dom gehört hatte, war zwar von ungewöhnlicher Dominanz die Rede gewesen, aber auch von besonderer Erotik, von allen Facetten, die SM zu der Spielart machten, die eine tiefe Befriedigung beinhaltete. Nie, nicht ein einziges Mal hatte Sophie davon gehört, dass dazu ein solcher absurder Vertrag gehörte. Ihr Puls beruhigte sich. Nein, ein Zuhälter konnte er unmöglich sein. Sein guter Ruf basierte auf stabilen realen Wurzeln. Außerdem – Nadine und Laurin hatten diesen Kontakt hergestellt. Der Fremde konnte sie also nicht einfach so verschwinden lassen. Ihre Freundin würde Fragen stellen und nicht aufgeben, sie zu suchen.

Sophies Puls beruhigte sich und verzog den Mund zu einem Lächeln. Wenn sie in dieser ungewöhnlichen Beziehung das erhalten wollte, wonach sie solange gesucht hatte, den ultimativen Kick, das rundum Besondere, dann würde sie genau das mit all ihrer Kraft geben müssen, was von ihr verlangt wurde. Sie wollte unterworfen werden, sie wollte den Kick des Unbekannten und Ungewöhnlichen. Jetzt.

Ich, Sophie Lovato, habe diesen Vertrag zu meiner Unterwerfung gelesen und in allen Teilen verstanden. Ich erkläre mich mit den darin enthaltenen Forderungen einverstanden. Ich verspreche, devot, gehorsam und treu zu sein, und meinem Herrn auf jede von ihm gewünschte Weise zu dienen.

Ich wünsche von ihm ausgebildet, erzogen und bei Ungehorsam streng bestraft zu werden.

Ein heftiges Prickeln in ihrem Unterleib ließ Sophie beinahe vor Lust aufstöhnen. Sie sehnte sich so sehr nach dieser Unterwerfung, dieser absoluten Dominanz, dass ihr Körper allein bei diesen Worten bereits verrückt spielte. Sie war ihrem Ziel zum Greifen nah, so nah wie noch nie. Nur ganz hinten, irgendwo fern in ihrem Kopf, rebellierte noch ein kleiner Teufel: Nicht zu diesen Konditionen. Doch er wurde immer leiser.

Von diesem Vertrag kann ich zu keinem Zeitpunkt zurücktreten. Nur mein Herr kann diesen wieder auflösen.

Sophie überlegte fieberhaft. Der Zwiespalt zwischen Begehren und Vernunft war unerträglich. Gab es denn überhaupt keinen Ausweg aus dieser Situation? Was wäre, wenn sie den Vertrag trotzdem unterschriebe, einfach nur um herauszufinden, welches perverse Arschloch sich hinter diesem Spiegel versteckte? Niemand, der halbwegs bei normalem Verstand war, dachte sich so etwas aus, in dem Bestreben es tatsächlich durchzuziehen.

Oder doch?

Sie platzte fast vor Neugierde, angetrieben von einer explosiven Empörung. Ihr Körper jammerte nach einer anständigen Portion Schmerz und Lust, nach Unterwerfung und Befriedigung. Wie riskant wäre ein Versuch?

Danach würde sie trotzdem gehen, wenn es ihr nicht gefiel. Vertrag her oder hin, Scheiß auf das Versprechen. Sie würde einfach alles widerrufen, sich einen Anwalt nehmen, um die Vollmachten als erzwungen zu deklarieren. Sie könnte behaupten, er habe sie unter Drogen gesetzt oder – ihr würde bestimmt noch etwas einfallen, auch wenn dies wiederum einen Betrug ihrerseits darstellte. In ihrer Brust baute sich ein Druck auf, der sie fast erstickte.

Beruhige dich!

Zitternd saß Sophie am Tisch und las den Vertrag nochmals durch, langsam und konzentriert, Wort für Wort. Vor dem Gesetz war dieses Papier null und nichtig. Aber nein, sie konnte nicht unterschreiben und später einfach alles hinwerfen. Es war nicht ihr Ding, zu lügen oder zu pokern. Ihr Gewissen und ihr Anstand ließen das nicht zu, auch wenn dieser Herr selbst keinerlei Anstand zeigte. Wenn sie etwas versprach oder unterschrieb, dann hielt sie sich auch daran.

Nein, sie durfte das auf gar keinen Fall unterzeichnen. Sie stand auf und schaute hinüber zum Spiegel.

»Herr, das ist doch nicht Ihr Ernst? Ich habe Sie noch nicht einmal gesehen und soll das hier unterschreiben und mich Ihnen ausliefern?« Sie schnaubte empört.

»Kein Problem«, erwiderte er vollkommen ruhig, als handle es sich um ein zwangloses Plauderstündchen. »Es ist nicht nötig, sich zu ereifern, Sophie. Ich zwinge dich nicht zu diesem Vertrag. Mein Chauffeur wird dich wieder nach Hause bringen. Es war nett mit dir zu plaudern. Adios.«

Nett? »Verflucht noch mal.« Sophie schob impulsiv den Stuhl zurück. Die spitzen Absätze ihrer Schuhe gaben ein kurzes eindrucksvolles Stakkato von sich, als sie zum Spiegel lief. Sie schlug mit der Faust dagegen. »Wer sind Sie? Was bilden Sie sich eigentlich ein? Wir hätten uns diese Unterhaltung ersparen können, wenn Sie mir gleich zu Anfang erzählt hätten, was Sie von mir wollen.«

Ein spöttisches Lachen erklang, was Sophie noch wütender machte.

»Ich will gar nichts von dir, meine Liebe. Vergiss nicht, du hast mich gesucht, fast wie eine Stalkerin verfolgt, nicht umgekehrt.« Seine Stimme strahlte eine solche Gelassenheit und Selbstbeherrschung aus, dass sie schon alleine darüber in Rage geriet. »Du hast Angst vor dem Kontrollverlust, Sophie.«

»Sie können doch nicht von einem aufgeklärten modernen Menschen verlangen, dass er sich freiwillig von einem Wildfremden versklaven lässt! Wenn ich das wollte, könnte ich genauso gut für einen Zuhälter anschaffen gehen! Ist es das, was Sie wollen? Mich ausbeuten?«

Er reagierte nicht. Sie musste ihn aus der Reserve locken.

»Verdammt noch mal, warum belassen Sie es nicht bei dem, was alle tun: bei einem besonders erotischen Spiel?«

Wieder kam keine Antwort, aber falls ihr ihre Wahrnehmung nicht einen Streich spielte, so hatte sie den Eindruck, ihn über den Lautsprecher atmen zu hören.

Schweigen, minutenlang, während Sophie unentschlossen vor dem Spiegel stand und die Arme um sich schlang. Sie zitterte am ganzen Körper, inzwischen jedoch nicht mehr vor Wut, sondern vor Erregung. Ihre Brustwarzen waren hart und schmerzten, ihr Slip war feucht und klebte an ihren Schamlippen, in ihrem Rücken stand der Schweiß und sie wusste nicht, was sie tun sollte, gehen oder bleiben. Denn trotz ihrer Empörung war da etwas, was sie erregte. Seine Weigerung war wie ein Aphrodisiakum. Niemals hatte sie Schwierigkeiten gehabt, einen Top dorthin zu bekommen, wo sie ihn hinhaben wollte: mit ihr zu spielen. Außer bei diesem. Es war eine echte Herausforderung.

Sie unternahm einen letzten Versuch und bemühte sich um einen neutralen Tonfall. »Was ist, wenn ich mir etwas kaufen möchte, etwas zum Anziehen, Kosmetik und so, oder wenn ich zum Arzt muss, meine Freundinnen treffen will? Muss ich jedes Mal um Erlaubnis betteln?«

»Falls ich von der Notwendigkeit überzeugt bin und du artig warst, werde ich dir die Erlaubnis dazu erteilen. Dinge für deinen persönlichen Gebrauch fallen nicht darunter und werden wir gemeinsam einkaufen. Es liegt ganz bei dir, wie viel Zugeständnisse ich dir machen werde.«

Sophie lachte bitter. »Ah, Sie wollen mit mir einkaufen gehen? Auch wenn es sich um so Frauenkram wie Tampons handelt?«

»Natürlich«, erwiderte er ungerührt.

Verdammt, dieser Mann war mit allen Wassern gewaschen. Er wusste genau, auf was er sich bei diesem Geschäft einlassen würde, und sie?

Vermutlich könnte sie mit ihm den Kick erleben, den sie bislang nicht gefunden hatte. Sonst würde sie seine beherrschte Art nicht so sehr erregen. Das bedeutete aber auch, er würde es merken, wenn sie nur so tat, als ob sie unterwürfig wäre. Es war durchaus möglich, dass er sie weiter bringen würde als jeder vor ihm. Das war kein Spiel, das war viel mehr. Dieser Gedanke war beängstigend und zugleich so verdammt erotisch. Ihr Körper hatte eindeutig etwas dagegen, dass sie ihren Verstand einschaltete. Ihre masochistische Veranlagung jaulte laut auf vor Begeisterung und Erregung, dass er sie züchtigen, einsperren, oder sonst etwas tun würde, um sein Ziel zu erreichen und sie nach seinen Vorstellungen zu formen.

Oh ja, sie war maso, auch wenn er ihr das nicht abkaufte. Ihr Problem war ein anderes. Sie war weder devot noch leichtsinnig genug, diesen Vertrag zu akzeptieren.

»Es ist ganz allein deine Entscheidung, Sophie. Allerdings warne ich dich, versuche niemals, mich hinters Licht zu führen. Wenn du unterschreibst, werde ich mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln dafür sorgen, dass du deine Verpflichtungen erfüllst. Ich kenne keine Gnade.«

Sophie runzelte die Stirn. »Wollen Sie mir drohen?« Er musste doch wissen, dass er keine rechtliche Grundlage hatte, ihre Schuld einzufordern, falls sie ihm weglief. Wollte er dann einen Bluthund auf sie ansetzen und sie ins seinen Gewahrsam zurückschleppen lassen?

»Nein«, er lachte leise. »Ich habe es nicht nötig, dir zu drohen. Das ist auch nicht mein Stil. Ich möchte dich nur vor einem Fehler bewahren. Die Sache verhält sich folgendermaßen: wenn du deinen Vertrag nicht erfüllst, wirst du in dieser Stadt und im weiten, sehr weiten Umkreis keinen Dom mehr finden, der bereit ist, sich mit dir einzulassen. Ein Hoch auf Buschtrommeln und Internet.«

Sehr komisch. Sophie blickte in ihre eigenen glasigen und erschreckt aufgerissenen Augen. Wie erlebnisfreudig war sie? Wie viel Risiko war sie bereit einzugehen? Der Fremde wäre imstande, ihren Ruf zu ruinieren und sie konnte es ihm nicht einmal verdenken. Es wäre eine Art Ehrenschuld, den Vertrag zu erfüllen, wenn sie ihre Unterschrift darunter setzte. Sophies Puls jagte. Um einen klaren Gedanken fassen zu können, musste sie sich dringend beruhigen. Aber wie?

»Und Sie? Was ist mit Ihnen?«, fragte sie herausfordernd. Es war vollkommener Schwachsinn, diese Unterhaltung fortzusetzen. Es ging nur noch darum, ihre Neugierde zu stillen. Sie wollte wissen, wie weit er sich vorbereitet hatte, wie raffiniert er war. Unterschreiben würde sie niemals. Das stand völlig außer Frage. »Was ist denn mit Ihren Pflichten? Sie haben natürlich keine.«

»Warum nicht? Öffne die Tür und sieh nach.«

Sophies Schuhe klackten bei jedem Schritt auf dem Fußboden. Sie öffnete die Tür. Der Mann, der sie an einem in der Stadt vereinbarten Treffpunkt abgeholt und mit verbundenen Augen hierher gebracht hatte, stand wartend davor und überreichte ihr mit ausdrucksloser Miene ein zweites Kuvert.

Alles war also durchdacht und geplant. Sollte sie sich darüber ärgern? Eigentlich sprach auch dies nur für die Dominanz des Fremden. Er überließ eben nichts dem Zufall, war für jede Entwicklung ihres Gesprächs gewappnet.

Dein, Sein, Mein

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