Читать книгу Dein, Sein, Mein - Lilly Grünberg - Страница 23
Kapitel 15
ОглавлениеErmutigt durch ihren ersten Versuch, holte Sophie am nächsten Abend erneut ihr Handy hervor, um Anrufe und SMS abzufragen. Ihre guten Vorsätze waren schnell vergessen. Unter den Nachrichten war nichts Wichtiges, was nicht verwunderlich war. Immerhin hatte sie offiziell Urlaub genommen und es war kaum zu erwarten, dass jemand sie belästigen würde.
Nadine hatte ihr noch eine hinreißende SMS geschrieben, mit vielen, vielen guten Wünschen für ihren Einstand bei ihrem neuen Herrn. Und dem Bedauern, nur ganz kurz miteinander gesprochen zu haben.
Sophie schluckte, um die aufsteigenden sentimentalen Tränen wegzudrücken. Dass ausgerechnet sie mal so rührselig werden würde – sie war doch sonst so tough. Aber scheinbar veränderte die aktuelle Situation alles.
Den Tag hatte sie gut hinter sich gebracht, obwohl Leo keine Gelegenheit ausgelassen hatte, ihre Geduld und die Bereitschaft zum Gehorsam zu testen. Was davon sollte sie ihrer Freundin verraten? Sophie schwankte. Hatten sie sich nicht immer alles gebeichtet, gleichgültig wie peinlich es war?
Ihr Herr war an diesem Morgen ausnahmsweise vor ihr wach gewesen. Er hieß sie vor ihm zu frühstücken, erst dann seins vorzubereiten und auf einem Tablett zu dekorieren. Ein Glas, eine Saftpackung zum Nachschenken, eine Tasse Kaffee, ein Croissant, Butter, Marmelade, ein Messer. Dazu natürlich die Tageszeitung.
Er selbst schob in der Zwischenzeit den Glastisch bei den Sesseln zur Seite und forderte Sophie schließlich auf, an dessen Stelle niederzuknien und sich vollkommen ruhig zu halten. Sie hatte ihm einen zweifelnden Blick zugeworfen. Er hielt eine weiße Tischdecke in der Hand und sie ahnte, was er vorhatte.
»Was ist? Gehorche.«
Das war der Gipfel. Er wollte sie allen Ernstes zu einem Tisch degradieren?
»Das ist doch doof. Ich mach das nicht.« Trotzig verschränkte sie die Arme vor der Brust. Hatte es ihr bisher nichts ausgemacht, sich ihm nackt zu präsentieren, so war es ihr nun umso unangenehmer. Wo war die Lust, der Spaß? Er legte es also nur darauf an, sie zu demütigen. Aber selbst das konnte man aufregender gestalten.
»Widerworte? Deine Meinung ist nicht gefragt, Sklavin. Fall nicht wieder in deine alten Muster des Ungehorsams zurück!«, drohte er ihr.
Verflixt. Wo blieben ihre guten Vorsätze? Aber ein Tisch sein? Trotzig schob Sophie die Unterlippe vor.
Er seufzte. »Willst du mich wirklich zwingen, andere Methoden anzuwenden und deinen Willen zu brechen? Du vergisst, dass du dies selbst wolltest.«
Sophie starrte zu Boden. Ja und nein. Sie wollte unterworfen werden, aber sie hatte sich das anders vorgestellt.
»Eins, zwei …« Sein Tonfall war bedrohlich.
Seufzend ergab sie sich und kniete sich hin.
Leo warf eine Tischdecke über sie, die sie fast völlig bedeckte. Nur Hände und Füße schauten noch hervor. Dann stellte er das Tablett auf ihrem Rücken ab. Es schwankte bedenklich.
Sophie wagte nicht zu atmen. Das leise Knacksen des Sessels verriet ihr, dass ihr Herr sich gesetzt hatte. Na prima. Diese Frühstückssession konnte sich etwas hinziehen. In letzter Minute hatte er noch einen Teller mit Wurst, Schinken und aufgeschnittenem Käse verlangt. Dazu eine Scheibe Toast, weil Wurst und Croissant schlecht zusammen passen. Die Croissants waren zwar nicht vom Feinsten, nur aus einer Fertigpackung aufgebacken.
Sophie vermutete demnächst morgens früh zum nächsten Bäcker um die Ecke laufen z u müssen, sobald er ihr mehr vertraute.
Die beiden Gläser Marmelade und Honig trugen besonders zum Gesamtgewicht bei und alles türmte sich eng auf dem viel zu kleinen Tablett. Bei der geringsten Bewegung oder Gewichtsverlagerung, wenn Leo etwas anhob, schaukelte die ganze Sache verdächtig. Wenn das nur gut ging.
Wenigstens ist der Teppich unter meinen Knien flauschig, überlegte Sophie mit Blick nach unten.
»Hmm, es geht doch nichts über so ein gemütliches Frühstück«, stellte Leo gerade fest.
Sophie biss sich auf die Unterlippe. Gemütlich? Für ihn bestimmt. Sie stellte sich darunter etwas anderes vor und war hinreichend damit beschäftigt, sich nicht von der Stelle zu rühren. Ihre Knie und Handgelenke fingen an zu schmerzen und ihre Arme zitterten bald vor Anstrengung.
Eine Weile war nichts außer dem Rascheln der Zeitung zu hören, wenn ihr Herr die Seiten umblätterte. Die Tasse wurde angehoben, wieder abgesetzt, Kaffee nachgeschenkt. Das Gewicht auf Sophies Rücken verlagerte sich. Oh Himmel, das Tablett durfte auf keinen Fall abstürzen, auch wenn sie diese Idee komplett bescheuert und absolut unerotisch fand. Nun ja, genau genommen hatte Leo ihr zunächst nur erzieherische Maßnahmen in Aussicht gestellt. Ihre Handgelenke schmerzten unter der abgeknickten Haltung. Frühstück’ doch mal schneller!
»Herr, ich kann nicht mehr. Wie lange muss ich das noch aushalten?«
»Still.« Die Zeitungsseiten raschelten. »Möbel reden nicht.«
Sophie schwankte zwischen Hass und Ergebenheit. Scheiße, ich will kein Möbelstück sein! Unruhig bewegte sie ihre Hände und Knie, die inzwischen schmerzten.
»Halt dich ruhig, Sklavin. Wehe dir, wenn etwas zu Bruch geht!«
Verdammt, wann hatte er endlich die Zeitung fertig gelesen? Sie wartete einige Zeit, versuchte sich zu zähmen, indem sie langsam bis Hundert zählte.
»Bitte Herr, ich kann nicht mehr.«
»Es mangelt dir an der nötigen Fitness«, stellte Leo fest und schlug die Zeitung zu. Er nahm ihr alles ab, erlaubte ihr sodann aufzustehen und hieß sie aufräumen.
Der nächste Schock folgte kurz darauf. Kniebeugen, Liegestütze, Seilhüpfen … Sophies Trainingsprogramm dauerte über eine Stunde, ehe Leo ein Einsehen hatte und ihr erlaubte, ihren Schweiß unter der Dusche abzuwaschen.
Sophie überlegte, ob es klug war, ihrer Freundin davon zu schreiben. Nein, es genügte völlig, sich für die lieben Wünsche zu bedanken und zu versichern, dass es ihr gut ginge und ihre Erwartungen übertroffen würden.
Schnell das Handy wieder verstecken und ab ins Bett. An Schlaf war allerdings nicht zu denken. Alles in ihr drehte sich von den Ereignissen des Tages. Sie war müde und ausgelaugt und auf dem besten Weg, einen Muskelkater zu bekommen, und dennoch war sie ein bisschen glücklich. Wann hatte zuletzt jemand solange und ausgiebig Zeit für sie gehabt oder sie für etwas gelobt? Tatsächlich hatte Leo am Ende des Tages ein paar lobende Worte gefunden. Seine Befehle beherrschte sie inzwischen recht gut.
Wenn sie es genau bedachte, schadete es ihr nicht, ein wenig mehr körperliche Fitness zu erlangen. Für den Gang ins Sportstudio hatte sie sich bisher nicht erwärmen können. Gab es einen attraktiveren und unbestechlicheren Trainer als Leo?
Ich spiele sein Spiel und seine Regeln eine Zeitlang mit. Aber nur, weil ich herausfinden will, wie viel ich ertrage und ob es mich erregt. Na ja, das Bügeln und Putzen ist nicht der Hit, aber eine Zeitlang werde ich mich fügen, und dann, wenn ich genau weiß, woher der Wind weht, werde ich anfangen, ihn zu meinem Vorteil zu manipulieren. Mit diesen tröstlichen Vorsätzen schlief sie ein.